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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0130
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. j j y

103. Dessen Braut Radegundis, älteste Tochter Königs Karl VII. von Frankreich, geboren um
1428, 142g. Die Verlobung fand im Jahre 1430 statt,1 in welchem Karl VII., von den Engländern und
von Burgund hart bedrängt, gegen Letzteres mit Herzog Friedrich IV. von Tirol ein Bündniss ab-
schloss. Die Braut starb vor der Hochzeit 19. März 1444.

RAD1GVNDIS CAROLI VII GALLIE • j R ■ FILIA. Brustbild von vorne, mit reicher Krone, offenem blon-
dem Haar, an den Schläfen rothe, mit Perlen geschmückte, scheibenförmige Beutel für die Seitenzöpfe;
die Augen dunkelblau, das Kleid roth mit blauem, goldgerändertem Halssaum, über der Brust eine
Goldkette.

Von Roo nicht aufgenommen. — Katalog Nr. 100 (Primisser), 98 (Sacken). — Primisser, Tafel 40.

104. Dessen erste Gemahlin Eleonora Stuart, Tochter des Königs Jakob I. von Schottland,
verlobt 8. September 1448,2 vermählt 1468, starb 20. November 1480 in Innsbruck und wurde in Stams
beigesetzt. Sie war eine feingebildete Frau, der man die deutsche Uebersetzung eines französischen
Romanes (Pontus und Sidonia) verdankt. Ihr Sohn Wolfgang war vor ihr als Kind gestorben.

LEONORA IA COBI j SCOTORVM R • FILIA. Brustbild links, mit weisser Haube und Krone, die Augen
braun, die Gesichtszüge alternd, das blaue Oberkleid mit Gold gestickt und mit grauem Pelz verbrämt,
das Unterkleid hellroth, dunkler gemustert und am Halse mit dunkelrothem Sammt eingefasst, auf der
Brust zwei Goldketten.

Roo, Seite 382 (im Gegensinne). — Katalog Nr. 98 (Primisser), 99 (Sacken). — Primisser, Tafel 40.

Auf eine schon 1481 projectirte Wiedervermählung Sigmunds, und zwar mit Katharina von
Pommern, die dem Herzog gefallen habe, sowie auf ein Gemälde von dieser bezieht sich ein Regest
dieses Jahrbuches.3 Die Vermählung kam nicht zu Stande.

105. Dessen zweite Gemahlin Katharina,
Tochter des Herzogs Albrecht des Beherzten von
Sachsen, geboren 24. Juli 1468, vermählt 25. Fe-
bruar 1484,4 in zweiter Ehe mit Herzog Erich
von Braunschweig-Lüneburg vermählt (29. Juni
1497), starb sie, in beiden Ehen kinderlos, 10. Fe-
bruar 15 24 und ist in Minden beigesetzt.5 Sie wurde
als die schönste Frau Deutschlands bezeichnet.0

1 Die Verlobungsurkunde siehe bei Herrgott, Pina-
cotheca I, p. 23, Nr. XXVII; sie ist am i3. September 1430
ausgestellt. Wenn Sigismund als der erstgeborene Sohn
Friedrich IV. (primogenitus) genannt wird, so bezieht sich
dies auf den Umstand, dass er damals der überlebende
Sohn, also Erbe des Vaters war; sein älterer Bruder (Wolf-
gang, Nr. 106) war bald nach der Geburt gestorben.

2 Die Urkunden hierüber bei Herrgott, Pinacotheca I,
p. 28, Nr. XXXI, und p. 3l, Nr. XXXIII.

3 Bd. I, Regest Nr. 162.

4 Die urkundlichen Belege, und zwar die päpstliche
Dispens vom vierten Grade der Verwandtschaft (die Braut
war Nichte des Bräutigams), die Ehecontracte und die Ein-
willigung Königs Maximilian, siehe bei Herrgott, Pina-
cotheca I, p. 32 sqq., Nr. XXXVI — XLI. Vgl. ebenda H,
p. 124, und dieses Jahrbuch I, Regest 167 vom 2. Juni T483.

5 Chytraeus, Chron. Sax., Hb. II, p. 52.

6 Spalatinus, De liberis Ducis Saxoniae in Rer. Germ,
script. II, col. 2139 C, D.

Nr. 105.
 
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