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Dr. Fr. Kenner.
gearbeitete gekreuzte Schlüssel erscheinen, unter der Krone eine schwarze Haube, in rothem gold-
gestickten Kleide, darunter der Hermelin des aus Goldstoff gearbeiteten Mantels.
Roo, Seite 199 (ganz verschieden). — Katalog Nr. 105. — Primisser, Tafel 41.
110. Dessen Gemahlin Leonora (nach der Krönung Helena genannt), Tochter des Königs Duarte
(Eduard von Portugal), geboren zu Torres Vedras 18. September 1434, verlobt 1450 in Neapel, 1451 in
Lissabon, vermählt durch Papst Nicolaus V. in
Rom 16. März 1452,1 gestorben 3. September 1467
in Wiener-Neustadt, ebendort beigesetzt im Neu-
kloster, in welchem sich auch ihr schöner, von
Nicolaus Lerch aus Leyden ausgeführter Grab-
stein befindet; Kaiser Friedrich berief ihn zu
dieser Arbeit nach Wiener-Neustadt, wo er auch
1493 gestorben ist. Eine ältere Grabinschrift, auf
Holz gemalt, enthielt die schönen Worte: Portu-
gallensis princeps et filia regis j imperii consors
Romani denique digna [ hoc nunc exanimis clau-
dor Leonora sepulchro | Chara fui bonitate : bonis
optaborin aevum [ obiit anno 1467. — Bei der Er-
öffnung des Grabes, die am 20. April 1668 auf Be-
fehl Kaisers Leopold I. vorgenommen wurde, fand
man nur einen Theil des Schädels, kleinere Theile
von Gebeinen, Reste eines ursprünglich vergol-
deten Holzsarges und eines rothen Seidentuches.2
Aeneas Sylvius schildert als Augenzeuge
die Erscheinung der »königlichen Jungfrau«, die
er als achtzehnjährige Braut in Pisa dem Könige
Friedrich zuführte: die Schönheit der mittel-
grossen Gestalt, die heitere Stirne, das lebhafte
Auge, den kleinen Mund, den blendenden Nacken
und noch mehr den Geist ihrer Reden in einer
ihr fremden Sprache.3
LEONORA EDVARDI POR-TVGALIAE REG: FILIA • FRIDERICI • III • ROM : IMPE : VXOR. Brustbild rechts,
mit blauen Augen, von dem blonden Haare nur wenig an der rechten Schläfe sichtbar, mit weiter
weisser Haube, darüber die reichgezierte zweibügelige Krone, in dunkelrothem, mit Gold gesticktem
Unter- und lichtrothem, mit grauem Pelz verbrämten Oberkleide; um Hals und Brust eine schmale,
auf den Achseln eine zweite, aus grossen Ringen bestehende Goldkette.
Roo, Seite 480 (im Gegensinne). — Katalog Nr. 106. — Primisser, Tafel 41.
Das vorliegende Bildniss weicht von allen sonst bekannten, in denen die Kaiserin braune Augen
hat und zumeist einen Lilienstengel hält, völlig ab,+ ohne dass es möglich wäre, zu bestimmen, ob die
1 Ueber den Empfang der Braut durch den König Friedrich zu Pisa, I. März 1452, vergleiche die Bemerkungen
Herrgott's (Pinacotheca II, p. 133 f.) und die Reproduction des fünften jener Bilder, in welchen Papst Pius II. (Aeneas Syl-
vius) die wichtigsten Momente seines Lebens durch Pinturicchio, Pietro Perugino und Andere darstellen Hess. Sie rinden
sich in Siena; jenes fünfte Bild, welches die Begrüssung der Brautleute in Gegenwart des Aeneas Sylvius darstellt, ist in
der Pinacotheca I ad Tab. XXXIII nach einer von dem Stadtrath von Siena für Herrgott eingesendeten Zeichnung in Kupfer
gestochen. — Vgl. auch hierüber und über Raphaels Studien dazu A. Franks in Archeologia XLIII (1871), p. 7.
2 Ueber den Grabstein vgl. Gerbert, Taphographia I, p. 261; abgebildet II, Tab. XXIX. Ueber den Künstler ebenda
I, p. 258. — Ferner K. Lind in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Bau-
denkmale XIV (1868), S. 101 und Kunsthistorischer Atlas derselben Commission, X. Abth. (1892), Taf. XXXV, Fig. 3.
3 Hist. Friderici III. imp., p. 83.
4 Wohl eines der schönsten Porträte in der Sammlung des Earl Stanhope haben Augustus Franks und George Scharf
in der Archeologia XLIII (1871), p. I mitgetheilt. Es ist wahrscheinlich unter van Eyck's Einfluss von Joannes Alamannus
Dr. Fr. Kenner.
gearbeitete gekreuzte Schlüssel erscheinen, unter der Krone eine schwarze Haube, in rothem gold-
gestickten Kleide, darunter der Hermelin des aus Goldstoff gearbeiteten Mantels.
Roo, Seite 199 (ganz verschieden). — Katalog Nr. 105. — Primisser, Tafel 41.
110. Dessen Gemahlin Leonora (nach der Krönung Helena genannt), Tochter des Königs Duarte
(Eduard von Portugal), geboren zu Torres Vedras 18. September 1434, verlobt 1450 in Neapel, 1451 in
Lissabon, vermählt durch Papst Nicolaus V. in
Rom 16. März 1452,1 gestorben 3. September 1467
in Wiener-Neustadt, ebendort beigesetzt im Neu-
kloster, in welchem sich auch ihr schöner, von
Nicolaus Lerch aus Leyden ausgeführter Grab-
stein befindet; Kaiser Friedrich berief ihn zu
dieser Arbeit nach Wiener-Neustadt, wo er auch
1493 gestorben ist. Eine ältere Grabinschrift, auf
Holz gemalt, enthielt die schönen Worte: Portu-
gallensis princeps et filia regis j imperii consors
Romani denique digna [ hoc nunc exanimis clau-
dor Leonora sepulchro | Chara fui bonitate : bonis
optaborin aevum [ obiit anno 1467. — Bei der Er-
öffnung des Grabes, die am 20. April 1668 auf Be-
fehl Kaisers Leopold I. vorgenommen wurde, fand
man nur einen Theil des Schädels, kleinere Theile
von Gebeinen, Reste eines ursprünglich vergol-
deten Holzsarges und eines rothen Seidentuches.2
Aeneas Sylvius schildert als Augenzeuge
die Erscheinung der »königlichen Jungfrau«, die
er als achtzehnjährige Braut in Pisa dem Könige
Friedrich zuführte: die Schönheit der mittel-
grossen Gestalt, die heitere Stirne, das lebhafte
Auge, den kleinen Mund, den blendenden Nacken
und noch mehr den Geist ihrer Reden in einer
ihr fremden Sprache.3
LEONORA EDVARDI POR-TVGALIAE REG: FILIA • FRIDERICI • III • ROM : IMPE : VXOR. Brustbild rechts,
mit blauen Augen, von dem blonden Haare nur wenig an der rechten Schläfe sichtbar, mit weiter
weisser Haube, darüber die reichgezierte zweibügelige Krone, in dunkelrothem, mit Gold gesticktem
Unter- und lichtrothem, mit grauem Pelz verbrämten Oberkleide; um Hals und Brust eine schmale,
auf den Achseln eine zweite, aus grossen Ringen bestehende Goldkette.
Roo, Seite 480 (im Gegensinne). — Katalog Nr. 106. — Primisser, Tafel 41.
Das vorliegende Bildniss weicht von allen sonst bekannten, in denen die Kaiserin braune Augen
hat und zumeist einen Lilienstengel hält, völlig ab,+ ohne dass es möglich wäre, zu bestimmen, ob die
1 Ueber den Empfang der Braut durch den König Friedrich zu Pisa, I. März 1452, vergleiche die Bemerkungen
Herrgott's (Pinacotheca II, p. 133 f.) und die Reproduction des fünften jener Bilder, in welchen Papst Pius II. (Aeneas Syl-
vius) die wichtigsten Momente seines Lebens durch Pinturicchio, Pietro Perugino und Andere darstellen Hess. Sie rinden
sich in Siena; jenes fünfte Bild, welches die Begrüssung der Brautleute in Gegenwart des Aeneas Sylvius darstellt, ist in
der Pinacotheca I ad Tab. XXXIII nach einer von dem Stadtrath von Siena für Herrgott eingesendeten Zeichnung in Kupfer
gestochen. — Vgl. auch hierüber und über Raphaels Studien dazu A. Franks in Archeologia XLIII (1871), p. 7.
2 Ueber den Grabstein vgl. Gerbert, Taphographia I, p. 261; abgebildet II, Tab. XXIX. Ueber den Künstler ebenda
I, p. 258. — Ferner K. Lind in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Bau-
denkmale XIV (1868), S. 101 und Kunsthistorischer Atlas derselben Commission, X. Abth. (1892), Taf. XXXV, Fig. 3.
3 Hist. Friderici III. imp., p. 83.
4 Wohl eines der schönsten Porträte in der Sammlung des Earl Stanhope haben Augustus Franks und George Scharf
in der Archeologia XLIII (1871), p. I mitgetheilt. Es ist wahrscheinlich unter van Eyck's Einfluss von Joannes Alamannus