Dr. Fr. Kenner.
135. Dessen zweite Gemahlin Bianca Maria Sforza, Tochter Galeazzo's, Schwester Gian Ga-
leazzo's und Nichte des Lodovico Moro von Mailand, geboren 5. April 1472, verlobt Jänner 1474 mit
Philibert I. von Savoien, in erster Ehe (durch Procuration) vermählt 1487 mit Johannes, dem natür-
lichen Sohne des Königs Matthias Corvinus von Ungarn, welche Ehe durch den Papst Pius III. 1493
aufgelöst wurde, zum zweiten Male vermählt mit
König Maximilian zu Innsbruck 16. März 1494;
Letzterer dachte durch ihre reiche Aussteuer die
Mittel zu dem lange geplanten Türkenkriege zu
erhalten, dessen Ziel es war, den Erbfeind der
Christenheit aus Europa zu verdrängen und die
Wiedervereinigung der oströmischen Kaiser-
würde mit der weströmischen in seiner Hand zu
erreichen. In der ältesten der zahlreichen Ur-
kunden,1 die sich auf diese Vermählung beziehen,
in jener vom 10. Mai 1493, rühmt Herzog Gian
Galeazzo die wunderbaren Anlagen seiner Schwe-
ster, die Reinheit ihres Lebenswandels und ihre
Schönheit; ähnlich äussern sich Mainus2 in der
gerühmten, zur Vermählung in Innsbruck gehal-
tenen Rede und Zasius in der Trauerrede auf
ihren Tod.3 Die Braut brachte ausser 3oo.ooo Du-
caten eine überaus reiche Ausstattung an Schmuck
(insbesondere Perlen), Altar- und Tischgeräthen
aus Edelmetall und Prunkgewändern mit; das
Inventar des Brautschatzes vom 2. December 14934
weist für den Schmuck allein nach der Schätzung
der Sachverständigen, die beigeschrieben ist,
einen Werth von 31.373 Ducaten aus. — Die
Ehe, welche übrigens den deutschen Fürsten
missfiel, war bei der Verschiedenheit des Alters keine glückliche. Bianca starb kinderlos zu Innsbruck
am 3i. December 1510 oder 1. Januar 1511 und wurde in Stams beigesetzt.
BLANCA MARIA GALEACII DVCIS MEDIOLAN. | FILIA MAXIMIL : I: ROM IMP : VXOR. Brustbild rechts, mit
braunen Augen und Haupthaar, auf dem Hinterkopfe eine weisse goldgesäumte kleine Haube mit Stein-
chen und Perlen im Saume; eine quer um Stirne und das Hinterhaupt laufende Schnur aus schwarzen
Perlen hält sie fest. Das tief ausgeschnittene blassrothe Oberkleid hat Goldsaum und schwarze Bänder,
mit welchen die Aermel an den Achseln gebunden waren. Um den Hals eine zweifach gelegte Perlen-
schnur und eine Goldkette mit Kleinod, auf dem Kreuzblümchen aus Rauten und blauen Steinchen an-
gebracht sind.
Roo, Seite 38g (im Gegensinne). — Katalog Nr. i3i. — Primisser, Tafel 50.
Ein ähnliches Bildniss bei Herrgott, Pinacotheca I, Tab. XLIV, Nr. 4, als Kniestück; verschieden
in der Wendung (Profilbild) aber sehr ähnlich in den Gesichtszügen ist das augenscheinlich zur Ver-
mählung gemalte Bildniss von Ambrogio de Prediis in Berlin,5 während das von Herrgott nach einem
Kupferstiche der Sammlung Buol gegebene Porträt mit aufgelöstem Haare0 den späteren Typus der
1 Siehe Herrgott, Pinacotheca I, p. 49 sqq., Nr. XLVIII - LXIII.
2 Aus Mailand gebürtig, hervorragender Rechtslehrer aus Padua, gestorben 1519. Sein Bildniss in Tafel B, Nr. 98.
3 Die betreffenden Stellen dieser Reden sind zusammengestellt in Herrgott, Pinacotheca II, p. 153, 154.
4 A. a. O. I, p. 6l, Nr. LX. — Vgl. dieses Jahrbuch I, Regestcn 190, 191 vom 14. Juni und 2. December 1493.
5 W. Bode im Jahrbuch der königl. preussischen Kunstsammlungen X (1889), S. 71.
6 Pinacotheca I, Tab. XLIV, Nr. 3.
135. Dessen zweite Gemahlin Bianca Maria Sforza, Tochter Galeazzo's, Schwester Gian Ga-
leazzo's und Nichte des Lodovico Moro von Mailand, geboren 5. April 1472, verlobt Jänner 1474 mit
Philibert I. von Savoien, in erster Ehe (durch Procuration) vermählt 1487 mit Johannes, dem natür-
lichen Sohne des Königs Matthias Corvinus von Ungarn, welche Ehe durch den Papst Pius III. 1493
aufgelöst wurde, zum zweiten Male vermählt mit
König Maximilian zu Innsbruck 16. März 1494;
Letzterer dachte durch ihre reiche Aussteuer die
Mittel zu dem lange geplanten Türkenkriege zu
erhalten, dessen Ziel es war, den Erbfeind der
Christenheit aus Europa zu verdrängen und die
Wiedervereinigung der oströmischen Kaiser-
würde mit der weströmischen in seiner Hand zu
erreichen. In der ältesten der zahlreichen Ur-
kunden,1 die sich auf diese Vermählung beziehen,
in jener vom 10. Mai 1493, rühmt Herzog Gian
Galeazzo die wunderbaren Anlagen seiner Schwe-
ster, die Reinheit ihres Lebenswandels und ihre
Schönheit; ähnlich äussern sich Mainus2 in der
gerühmten, zur Vermählung in Innsbruck gehal-
tenen Rede und Zasius in der Trauerrede auf
ihren Tod.3 Die Braut brachte ausser 3oo.ooo Du-
caten eine überaus reiche Ausstattung an Schmuck
(insbesondere Perlen), Altar- und Tischgeräthen
aus Edelmetall und Prunkgewändern mit; das
Inventar des Brautschatzes vom 2. December 14934
weist für den Schmuck allein nach der Schätzung
der Sachverständigen, die beigeschrieben ist,
einen Werth von 31.373 Ducaten aus. — Die
Ehe, welche übrigens den deutschen Fürsten
missfiel, war bei der Verschiedenheit des Alters keine glückliche. Bianca starb kinderlos zu Innsbruck
am 3i. December 1510 oder 1. Januar 1511 und wurde in Stams beigesetzt.
BLANCA MARIA GALEACII DVCIS MEDIOLAN. | FILIA MAXIMIL : I: ROM IMP : VXOR. Brustbild rechts, mit
braunen Augen und Haupthaar, auf dem Hinterkopfe eine weisse goldgesäumte kleine Haube mit Stein-
chen und Perlen im Saume; eine quer um Stirne und das Hinterhaupt laufende Schnur aus schwarzen
Perlen hält sie fest. Das tief ausgeschnittene blassrothe Oberkleid hat Goldsaum und schwarze Bänder,
mit welchen die Aermel an den Achseln gebunden waren. Um den Hals eine zweifach gelegte Perlen-
schnur und eine Goldkette mit Kleinod, auf dem Kreuzblümchen aus Rauten und blauen Steinchen an-
gebracht sind.
Roo, Seite 38g (im Gegensinne). — Katalog Nr. i3i. — Primisser, Tafel 50.
Ein ähnliches Bildniss bei Herrgott, Pinacotheca I, Tab. XLIV, Nr. 4, als Kniestück; verschieden
in der Wendung (Profilbild) aber sehr ähnlich in den Gesichtszügen ist das augenscheinlich zur Ver-
mählung gemalte Bildniss von Ambrogio de Prediis in Berlin,5 während das von Herrgott nach einem
Kupferstiche der Sammlung Buol gegebene Porträt mit aufgelöstem Haare0 den späteren Typus der
1 Siehe Herrgott, Pinacotheca I, p. 49 sqq., Nr. XLVIII - LXIII.
2 Aus Mailand gebürtig, hervorragender Rechtslehrer aus Padua, gestorben 1519. Sein Bildniss in Tafel B, Nr. 98.
3 Die betreffenden Stellen dieser Reden sind zusammengestellt in Herrgott, Pinacotheca II, p. 153, 154.
4 A. a. O. I, p. 6l, Nr. LX. — Vgl. dieses Jahrbuch I, Regestcn 190, 191 vom 14. Juni und 2. December 1493.
5 W. Bode im Jahrbuch der königl. preussischen Kunstsammlungen X (1889), S. 71.
6 Pinacotheca I, Tab. XLIV, Nr. 3.