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Dr. Fr. Kenner.
fallen, über diesem ein niederer weiter, weisser Hut. Ober- und Unterkleid sind gleichfalls weiss;
Letzteres scheint wie der Hut aus Seide zu bestehen.
Auf Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 145 (Primisser'), 147 (Sacken).
Wahrscheinlich nach dem Gemälde eines
niederländischen Meisters copirt, worauf auch die
Aufschrift und das weisse Trauerkleid hindeuten.
Letzteres ist ein Zeichen, dass das Bild nach dem
Tode des Königs Franz, also in der Zeit von
1547 bis 1556 entstand, welche die Königin-
Witwe in den Niederlanden verlebte. Ein ähn-
liches Bildniss, in welchem auch die Hände sicht-
bar sind, gibt Herrgott nach einem Stiche des
Pieter de Jode (1570—1634).' Die nach dem
Originale des vorliegenden Porträtes von Konrad
Block (?) gearbeitete Medaille abgebildet in diesem
Jahrbuche XIII (1892), Seite 69.
154. Deren Gemahl Franz I., König- von
Frankreich, Sohn des Grafen Karl von Angou-
leme und der Herzogin Louise von Savoien, ge-
boren in Cognac 12. September 1494, bestieg
nach dem Tode seines Oheims, Ludwig XII.,
11. Jänner 1515, den Thron, kämpfte mit Kaiser
Karl V. (s. Nr. 147) in vier Kriegen erfolglos um
die Oberherrschaft in Italien; ja er gerieth in der
Schlacht von Pavia 24. Februar 1525 in Gefangen-
schaft, in der er bis 12. Februar 1526 verblieb.
Dagegen vermehrte er die königliche Macht in
Frankreich selbst, indem er die Bretagne erwarb,
die mächtigsten Vasallen durch Hofämter an seine Interessen band, ein Concordat mit dem päpstlichen
Stuhle schloss, den Einfluss des Pariser Parlaments beschränkte und eine nationale Wehrmacht schuf.
Durch Beförderung der Wissenschaften und Künste erwarb er sich den Namen »pere des lettres«. Er
starb zu Rambouillet 3i. März 1547.
(K)RANCISCVS REX. Brustbild rechts, mit braunen Augen und Vollbart, schwarzem Barett mit
weisser Straussenfeder, im Harnisch, der mit Goldstreifen geziert ist und am Halse die Hemdkrause
zeigt, darüber ein rother Mantel mit goldenem, mit Perlen geziertem Saume.
Roo, Seite 463. — Schrenckh (1601) Taf. 10; Köhler Taf. 10, Seite 37. — Katalog Nr. 146 (Pri-
misser), 148 (Sacken).
155. Elisabeth (Isabella), geboren zu Brüssel 18. Juli 1501, vermählt 12. August 1515 zu Hafn
mit König Christian II. von Dänemark, lebte seit 1523 mit ihrem Gemahle in der Verbannung zu Gent
in Belgien und starb daselbst in Zwynerode 19. Jänner 1526.2 Sie wurde in der Abteikirche St. Peter
zu Gent beigesetzt, ihr Grab während der Unruhen in den Niederlanden zerstört, 1600 wieder hergestellt
und 1652 beim Neubau der Kirche erneuert.3
1 Pinacotheca I, Tab. XL VI, Nr. 4; II, Nr. 222.
2 Einen ausführlichen Bericht über Tod und Bcgräbniss aus der Chronologia Blandinensis gibt Gcrbcrt, Taphographia
II, p. 128.
. i Ebenda II, Tab. XL, T. I, p. 3oosqc|.; dort auch des Cornelius DuplichlS Sceppcrus Grabgedicht auf die Königin,
welches in ergreifender Weise ihre Treue gegen den König in den ihr beschiedenen schweren Schicksalsschlägen schildert.
Dr. Fr. Kenner.
fallen, über diesem ein niederer weiter, weisser Hut. Ober- und Unterkleid sind gleichfalls weiss;
Letzteres scheint wie der Hut aus Seide zu bestehen.
Auf Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 145 (Primisser'), 147 (Sacken).
Wahrscheinlich nach dem Gemälde eines
niederländischen Meisters copirt, worauf auch die
Aufschrift und das weisse Trauerkleid hindeuten.
Letzteres ist ein Zeichen, dass das Bild nach dem
Tode des Königs Franz, also in der Zeit von
1547 bis 1556 entstand, welche die Königin-
Witwe in den Niederlanden verlebte. Ein ähn-
liches Bildniss, in welchem auch die Hände sicht-
bar sind, gibt Herrgott nach einem Stiche des
Pieter de Jode (1570—1634).' Die nach dem
Originale des vorliegenden Porträtes von Konrad
Block (?) gearbeitete Medaille abgebildet in diesem
Jahrbuche XIII (1892), Seite 69.
154. Deren Gemahl Franz I., König- von
Frankreich, Sohn des Grafen Karl von Angou-
leme und der Herzogin Louise von Savoien, ge-
boren in Cognac 12. September 1494, bestieg
nach dem Tode seines Oheims, Ludwig XII.,
11. Jänner 1515, den Thron, kämpfte mit Kaiser
Karl V. (s. Nr. 147) in vier Kriegen erfolglos um
die Oberherrschaft in Italien; ja er gerieth in der
Schlacht von Pavia 24. Februar 1525 in Gefangen-
schaft, in der er bis 12. Februar 1526 verblieb.
Dagegen vermehrte er die königliche Macht in
Frankreich selbst, indem er die Bretagne erwarb,
die mächtigsten Vasallen durch Hofämter an seine Interessen band, ein Concordat mit dem päpstlichen
Stuhle schloss, den Einfluss des Pariser Parlaments beschränkte und eine nationale Wehrmacht schuf.
Durch Beförderung der Wissenschaften und Künste erwarb er sich den Namen »pere des lettres«. Er
starb zu Rambouillet 3i. März 1547.
(K)RANCISCVS REX. Brustbild rechts, mit braunen Augen und Vollbart, schwarzem Barett mit
weisser Straussenfeder, im Harnisch, der mit Goldstreifen geziert ist und am Halse die Hemdkrause
zeigt, darüber ein rother Mantel mit goldenem, mit Perlen geziertem Saume.
Roo, Seite 463. — Schrenckh (1601) Taf. 10; Köhler Taf. 10, Seite 37. — Katalog Nr. 146 (Pri-
misser), 148 (Sacken).
155. Elisabeth (Isabella), geboren zu Brüssel 18. Juli 1501, vermählt 12. August 1515 zu Hafn
mit König Christian II. von Dänemark, lebte seit 1523 mit ihrem Gemahle in der Verbannung zu Gent
in Belgien und starb daselbst in Zwynerode 19. Jänner 1526.2 Sie wurde in der Abteikirche St. Peter
zu Gent beigesetzt, ihr Grab während der Unruhen in den Niederlanden zerstört, 1600 wieder hergestellt
und 1652 beim Neubau der Kirche erneuert.3
1 Pinacotheca I, Tab. XL VI, Nr. 4; II, Nr. 222.
2 Einen ausführlichen Bericht über Tod und Bcgräbniss aus der Chronologia Blandinensis gibt Gcrbcrt, Taphographia
II, p. 128.
. i Ebenda II, Tab. XL, T. I, p. 3oosqc|.; dort auch des Cornelius DuplichlS Sceppcrus Grabgedicht auf die Königin,
welches in ergreifender Weise ihre Treue gegen den König in den ihr beschiedenen schweren Schicksalsschlägen schildert.