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Dr. Fr. Kenner.
dessen Nackenschirm ptjs (d. i. Philippus, vielleicht nach dem Namen ihres Vaters) in Diamanten, unten
an den Buchstaben Perlen. Das eckig ausgeschnittene Kleid schwarz mit Gold gestickt; vorne an der
Brust gewahrt man einen schmalen Streifen des röthlichen Unterkleides mit schwarzem Saume und
Silberstickerei. Das Hemd, in sehr feine Fältchen gelegt, schliesst mit einer schmalen Krause und einem
breiten Halsbande ab, das auf Goldgrund farbige Stickereien (Ritter? an einem Baume) trägt; an einer
zweifachen kurzen Halskette ein Kleinod, bestehend aus einer Scheibe mit schwarzem -Grunde, darauf
zwei graue Figuren, welche die Kapsel halten, in die ein rothes Steinchen eingelassen ist. Der Grund
des Bildes ist grasgrün.
Roo, Seite 432 (im Gegensinne). — Katalog Nr. 237.
Das Bild ist, wie unsere Abbildung zeigt, durch den Geist und die Feinheit der schmalen Ge-
sichtszüge charakteristisch und zugleich verschieden von dem Farbenholzschnitt des Berliner Museums,
welchen V. von Loga im Jahrbuch der königl. preus-
sischen Kunstsammlungen1 mittheilt; in diesem er-
scheinen die Wangen voller und schlaffer als in
unserem Bilde. Wenn Ersteres, nach der Kleidung
zu schliessen, noch vor dem Tode ihres Gemahles
1526 entstanden ist, kann unseres, das die Königin
noch um Vieles jünger darstellt, mit vollem Rechte
auf die Zeit ihrer Vermählung etwa 1522, also auf
ihr 17. Lebensjahr angesetzt werden.2
158. Dieselbe, um 1550.
KVNIGINNE. MARIA. Brustbild rechts, in Drei-
viertelprofil, mit lebhaften braunen Augen, weissem
um Kopf und Hals gelegten Schleier, dessen lange
Enden über die Brust herabfallen, und weisser, bis
zu den Augenbrauen reichender Haube, in schwar-
zem Kleide, darüber der Hermelinkragen des Ober-
kleides.
Nicht auf Holz gezogen. — Katalog Nr. 151.
Gegenstück von Nr. 153 und wie dieses wahr-
scheinlich nach dem Gemälde desselben niederlän-
dischen Meisters copirt.
Ein ähnliches, wohl auf das gleiche Ori-
ginal zurückgehendes Bildniss gibt Herrgott (Pina-
cotheca I, Tab. XLVI, Fig. 5, Text II, p. 175) nach
dem Kupferstiche von Pieter de Jode; ein anderes
völlig übereinstimmendes Gemälde (Kniestück) befindet sich in Versailles.3 Die nach dem gleichen Origi-
nal von Konrad Block (?) gearbeitete Medaille abgebildet in diesem Jahrbuche XIII (1892), S. 6g.
159. Deren Gemahl Ludwig IL, König von Ungarn und Böhmen, geboren 2. Juli 1506, von
Kaiser Maximilian adoptirt 1516, König von Ungarn in demselben Jahre unter Obervormundschaft des
Kaisers und des Königs Sigmund von Polen, trat 1521 selbständig die Regierung an, vermochte aber
bei der unter der Herrschaft der Magnaten fortschreitenden Auflösung aller Rechtsverhältnisse, bei der
Stimmung, die gegen die Deutschen und den verschwenderischen Hof um sich griff, und bei dem Mangel
Nr. 158.
1 Band X (1889), S. 209.
2 Ein noch älteres Bild vom Jahre 1520 (anno etatis 14) ist in der Archeologia XXII (1829), p. 450, aus dem Besitz
der Society of antiquarics (London) beschrieben.
3 Gallerie historiques de Versailles, Tom. IX, Nr. 1849.
Dr. Fr. Kenner.
dessen Nackenschirm ptjs (d. i. Philippus, vielleicht nach dem Namen ihres Vaters) in Diamanten, unten
an den Buchstaben Perlen. Das eckig ausgeschnittene Kleid schwarz mit Gold gestickt; vorne an der
Brust gewahrt man einen schmalen Streifen des röthlichen Unterkleides mit schwarzem Saume und
Silberstickerei. Das Hemd, in sehr feine Fältchen gelegt, schliesst mit einer schmalen Krause und einem
breiten Halsbande ab, das auf Goldgrund farbige Stickereien (Ritter? an einem Baume) trägt; an einer
zweifachen kurzen Halskette ein Kleinod, bestehend aus einer Scheibe mit schwarzem -Grunde, darauf
zwei graue Figuren, welche die Kapsel halten, in die ein rothes Steinchen eingelassen ist. Der Grund
des Bildes ist grasgrün.
Roo, Seite 432 (im Gegensinne). — Katalog Nr. 237.
Das Bild ist, wie unsere Abbildung zeigt, durch den Geist und die Feinheit der schmalen Ge-
sichtszüge charakteristisch und zugleich verschieden von dem Farbenholzschnitt des Berliner Museums,
welchen V. von Loga im Jahrbuch der königl. preus-
sischen Kunstsammlungen1 mittheilt; in diesem er-
scheinen die Wangen voller und schlaffer als in
unserem Bilde. Wenn Ersteres, nach der Kleidung
zu schliessen, noch vor dem Tode ihres Gemahles
1526 entstanden ist, kann unseres, das die Königin
noch um Vieles jünger darstellt, mit vollem Rechte
auf die Zeit ihrer Vermählung etwa 1522, also auf
ihr 17. Lebensjahr angesetzt werden.2
158. Dieselbe, um 1550.
KVNIGINNE. MARIA. Brustbild rechts, in Drei-
viertelprofil, mit lebhaften braunen Augen, weissem
um Kopf und Hals gelegten Schleier, dessen lange
Enden über die Brust herabfallen, und weisser, bis
zu den Augenbrauen reichender Haube, in schwar-
zem Kleide, darüber der Hermelinkragen des Ober-
kleides.
Nicht auf Holz gezogen. — Katalog Nr. 151.
Gegenstück von Nr. 153 und wie dieses wahr-
scheinlich nach dem Gemälde desselben niederlän-
dischen Meisters copirt.
Ein ähnliches, wohl auf das gleiche Ori-
ginal zurückgehendes Bildniss gibt Herrgott (Pina-
cotheca I, Tab. XLVI, Fig. 5, Text II, p. 175) nach
dem Kupferstiche von Pieter de Jode; ein anderes
völlig übereinstimmendes Gemälde (Kniestück) befindet sich in Versailles.3 Die nach dem gleichen Origi-
nal von Konrad Block (?) gearbeitete Medaille abgebildet in diesem Jahrbuche XIII (1892), S. 6g.
159. Deren Gemahl Ludwig IL, König von Ungarn und Böhmen, geboren 2. Juli 1506, von
Kaiser Maximilian adoptirt 1516, König von Ungarn in demselben Jahre unter Obervormundschaft des
Kaisers und des Königs Sigmund von Polen, trat 1521 selbständig die Regierung an, vermochte aber
bei der unter der Herrschaft der Magnaten fortschreitenden Auflösung aller Rechtsverhältnisse, bei der
Stimmung, die gegen die Deutschen und den verschwenderischen Hof um sich griff, und bei dem Mangel
Nr. 158.
1 Band X (1889), S. 209.
2 Ein noch älteres Bild vom Jahre 1520 (anno etatis 14) ist in der Archeologia XXII (1829), p. 450, aus dem Besitz
der Society of antiquarics (London) beschrieben.
3 Gallerie historiques de Versailles, Tom. IX, Nr. 1849.