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Dr. Fr. Kenner.
gewesen war, im Jahre 1567 an und führte sie in kräftiger Vertretung seiner landesfürstlichen Rechte,
namentlich in dem langwierigen Streite mit den Bisthümern Trient und Brixen und gegen die Prote-
stanten, bis zu seinem am 24. Jänner 1595 erfolgten Tode; er wurde wie seine erste Gemahlin Philippine
Welser in der silbernen Kapelle der Hofkirche zu Innsbruck
in der von ihm selbst erbauten Gruft beigesetzt.1 Als hochge-
bildeter Fürst bewies er seine Kunstliebe durch die Begrün-
dung der Sammlungen in Ambras, deren Ruhm ebenso wie
sein Ansehen und seine prunkvolle Hofhaltung die Zeit seiner
Regierung zur glanzvollsten Epoche Tirols machte. Der
Erzherzog ragte durch schöne Gestalt und würdevolle Hal-
tung hervor, war von seltener Körperkraft,2 von scharfem,
klugem Geiste und heiterer, zugänglicher Gemüthsart. —
Seine Söhne siehe unten Nr. 212 bis 214.
Miniatur (Nachtrag-) in Oel ohne Aufschrift, 7'i zu
5-4 Cm., jetzt in ovalem Passe-partout. Brustbild rechts,
mit blauen Augen, lichtbraunem Haupthaar, Schnurr- und
Kinnbart, im Trauerkleide, mit hohem schwarzen Hut und
schwarzer Feder, um den Hals einen schmalen, mit Spitzen
besetzten Kragen, das Kleid schwarz, mit schwarzen Knöpfen
und gleicher Kette für den nicht mehr sichtbaren Vliess-
orden. — Katalog Nr. g53.
Dem Alter des Dargestellten nach (etwa 35 Jahre) dürfte
die Trauer auf den Tod seines Vaters Kaisers Ferdinand I. (f 1564) zu beziehen sein. Das Bildniss ist
jenem sehr ähnlich, welches Herrgott aus dem Atrium Heroum von Dom. Custos mittheilt;3 nur zeigt
dieses nicht die Trauerkleidung. Im Gegensinne und in der Rüstung aber mit sehr ähnlichem Gesichte
in Schrenckh (1601) Taf. 47; Köhler Taf. 47, S. 181.
180. Derselbe. In der Ausstattung des alten Bestandtheiles der Sammlung (Papier auf Holz).
Aufschrift in grossen, ungleichen Buchstaben:
FERDINANDVS ■ A • A. Brustbild links, mit blauen Augen, lichtbraunem Haupthaar, Schnurr- und
Kinnbart, auf dem Kopfe einen niederen, in Falten gezogenen schwarzen Hut mit schmaler Krämpe
und kleiner weisser Feder, in schwarzer Schaube mit brauner Pelzverbrämung, der Rock gelblichweiss
mit Emailknöpfen, um den Hals eine Krause, um die Schultern der Vliessorden an doppelter Kette.
Copirt nach dem lebensgrossen Bilde in ganzer Figur des Schlosses Ambras, jetzt in Saal XXXI.
— Katalog Nr. 170.
Dieses und das folgende Bild dürften um 1580 copirt sein, während die Originale bald nach der
Vermählung, vielleicht um 1559, also noch in Prag gemalt sein mögen, da der Erzherzog und seine
Gemahlin ungefähr in einem Alter von 3o Jahren dargestellt sind. Das im Gesichte sehr ähnliche Bild-
niss bei Khevenhüller, Seite 106, ist nach einem anderen, wahrscheinlich aber um dieselbe Zeit entstan-
denen Originale gestochen.
181. Dessen erste Gemahlin Philippine Welser, Freiin von Zinnenburg, Tochter des Augsburger
Patriciers Franz Anton Welser, geboren in Augsburg 1527, vermählt auf Schloss Brzesnic in Böhmen
Jänner 1557 ohne Vorwissen des Kaisers Ferdinand, der, erst im Jahre 1559 durch Vermittlung der
Brüder des Erzherzogs in Kenntniss gesetzt, sich mit diesem aussöhnte und die rechtlichen Verhältnisse
für die Gemahlin und die Kinder bestimmte. Die Bedingung der Aussöhnung — Geheimhaltung der
1 Abbildung bei Gerbert, Taphographia II, Tab. LXI, beschrieben in T. I, p. 3j6 f.
2 Er soll zwei übereinander gelegte Thalerstücke wie Papierstücke haben zerbrechen und eine 28 Fuss lange Lanze
schleudern können.
3 Pinacotheca I, Tab. LXXXIII, Nr. 3.
Dr. Fr. Kenner.
gewesen war, im Jahre 1567 an und führte sie in kräftiger Vertretung seiner landesfürstlichen Rechte,
namentlich in dem langwierigen Streite mit den Bisthümern Trient und Brixen und gegen die Prote-
stanten, bis zu seinem am 24. Jänner 1595 erfolgten Tode; er wurde wie seine erste Gemahlin Philippine
Welser in der silbernen Kapelle der Hofkirche zu Innsbruck
in der von ihm selbst erbauten Gruft beigesetzt.1 Als hochge-
bildeter Fürst bewies er seine Kunstliebe durch die Begrün-
dung der Sammlungen in Ambras, deren Ruhm ebenso wie
sein Ansehen und seine prunkvolle Hofhaltung die Zeit seiner
Regierung zur glanzvollsten Epoche Tirols machte. Der
Erzherzog ragte durch schöne Gestalt und würdevolle Hal-
tung hervor, war von seltener Körperkraft,2 von scharfem,
klugem Geiste und heiterer, zugänglicher Gemüthsart. —
Seine Söhne siehe unten Nr. 212 bis 214.
Miniatur (Nachtrag-) in Oel ohne Aufschrift, 7'i zu
5-4 Cm., jetzt in ovalem Passe-partout. Brustbild rechts,
mit blauen Augen, lichtbraunem Haupthaar, Schnurr- und
Kinnbart, im Trauerkleide, mit hohem schwarzen Hut und
schwarzer Feder, um den Hals einen schmalen, mit Spitzen
besetzten Kragen, das Kleid schwarz, mit schwarzen Knöpfen
und gleicher Kette für den nicht mehr sichtbaren Vliess-
orden. — Katalog Nr. g53.
Dem Alter des Dargestellten nach (etwa 35 Jahre) dürfte
die Trauer auf den Tod seines Vaters Kaisers Ferdinand I. (f 1564) zu beziehen sein. Das Bildniss ist
jenem sehr ähnlich, welches Herrgott aus dem Atrium Heroum von Dom. Custos mittheilt;3 nur zeigt
dieses nicht die Trauerkleidung. Im Gegensinne und in der Rüstung aber mit sehr ähnlichem Gesichte
in Schrenckh (1601) Taf. 47; Köhler Taf. 47, S. 181.
180. Derselbe. In der Ausstattung des alten Bestandtheiles der Sammlung (Papier auf Holz).
Aufschrift in grossen, ungleichen Buchstaben:
FERDINANDVS ■ A • A. Brustbild links, mit blauen Augen, lichtbraunem Haupthaar, Schnurr- und
Kinnbart, auf dem Kopfe einen niederen, in Falten gezogenen schwarzen Hut mit schmaler Krämpe
und kleiner weisser Feder, in schwarzer Schaube mit brauner Pelzverbrämung, der Rock gelblichweiss
mit Emailknöpfen, um den Hals eine Krause, um die Schultern der Vliessorden an doppelter Kette.
Copirt nach dem lebensgrossen Bilde in ganzer Figur des Schlosses Ambras, jetzt in Saal XXXI.
— Katalog Nr. 170.
Dieses und das folgende Bild dürften um 1580 copirt sein, während die Originale bald nach der
Vermählung, vielleicht um 1559, also noch in Prag gemalt sein mögen, da der Erzherzog und seine
Gemahlin ungefähr in einem Alter von 3o Jahren dargestellt sind. Das im Gesichte sehr ähnliche Bild-
niss bei Khevenhüller, Seite 106, ist nach einem anderen, wahrscheinlich aber um dieselbe Zeit entstan-
denen Originale gestochen.
181. Dessen erste Gemahlin Philippine Welser, Freiin von Zinnenburg, Tochter des Augsburger
Patriciers Franz Anton Welser, geboren in Augsburg 1527, vermählt auf Schloss Brzesnic in Böhmen
Jänner 1557 ohne Vorwissen des Kaisers Ferdinand, der, erst im Jahre 1559 durch Vermittlung der
Brüder des Erzherzogs in Kenntniss gesetzt, sich mit diesem aussöhnte und die rechtlichen Verhältnisse
für die Gemahlin und die Kinder bestimmte. Die Bedingung der Aussöhnung — Geheimhaltung der
1 Abbildung bei Gerbert, Taphographia II, Tab. LXI, beschrieben in T. I, p. 3j6 f.
2 Er soll zwei übereinander gelegte Thalerstücke wie Papierstücke haben zerbrechen und eine 28 Fuss lange Lanze
schleudern können.
3 Pinacotheca I, Tab. LXXXIII, Nr. 3.