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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0184
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i68

Dr. Fr. Kenner.

Von Julie Mihes gemalt (nicht ausgestellt). Ohne Aufschrift, auf Holz gemalt. Brustbild rechts,
fast von vorne, mit blauen Augen, grauem Haupthaar, Schnurr- und Kinnbart, mit Lorbeerkranz und
spitzenbesetzter Halskrause, im Harnisch mit Goldstreifen und grossen Scheiben auf der Brust, auch
diese mit goldenen Randstreifen und rothen Rändern versehen. Der Krönungsmantel aus Goldstoff
mit Perlenstickerei an den Säumen und Edelsteinen auf der Schliesse. Der Grund roth wie bei den
alten Bildern Nr. 205, 206, 209. — Katalog Nr. 1074b.

206. Ernst, geboren zu Wien 15. Juni 1553, wie sein Bruder Rudolf in Madrid erzogen, bewarb
sich ohne Erfolg in den Jahren 1573 und 1575 um den Thron von Polen (vgl. Nr. 177), verwaltete im
Jahre 1577 als Statthalter des Kaisers Rudolf II. Oesterreich, dann nach dem Tode seines Oheims Erz-
herzog Karl als Gubernator die innerösterreichischen Lande von 1591 —1593, worauf er an Alexander
Farnese's Stelle als Statthalter des Königs Philipp II. von Spanien in die Niederlande ging. Hier starb
er schon nach zwei Jahren, 20. Februar 1595, in Brüssel und wurde daselbst in der Gruft der Herzoge
von Brabant in St. Michele et Gudule beigesetzt. Sein Bruder und Nachfolger Erzherzog Albrecht
errichtete ihm in derselben Kirche 1610 ein Denkmal.1 Wie sein Bruder Rudolf mehr zu den Künsten
des Friedens neigend, ein menschenfreundlicher, zugänglicher Fürst, suchte er die schweren Wunden,
welche die Vergangenheit dem von ihm verwalteten Lande geschlagen, zu heilen; für sich strenge und
melancholisch (er soll selten gelacht haben), lebte er sparsam und hielt seine Diener genau.2

Aus dem Nachtrag. Auf Kupfer, oval, 11 zu 87 Cm.

Ohne Aufschrift. Brustbild rechts, fast von vorne, mit dunkelblauen Augen, dunkelbraunem
Haupthaar, kurzem Vollbart, die Spitzen des langen Schnurrbartes aufwärts gedreht, auf dem Kopfe
den hohen spanischen Hut mit weisser Feder und einer Kette von Kleinoden um die schmale Krampe,
in lichtem Unterkleid mit Halskrause und Goldknöpfen, darüber der schwarze Mantel, mit braunem

Pelz verbrämt, über diesem der Vliessorden an äusserst zierlicher
Collane. Hintergrund roth. — Katalog Nr. 937 (Sacken).

Von demselben Meister wie Nr. 172 und 205. Sehr ähnlich dem
von Herrgott3 nach Dom. Custos mitgetheilten Porträt, welches ihn
aber ohne Kopfbedeckung und in der Rüstung darstellt. Verschieden
ist Khevenhüller, I, Seite 94. Der Maler des Originals des vorliegen-
den Porträts ist wahrscheinlich Gisbert van Veen (geboren zu Leyden
1558, gestorben in Antwerpen 1628).^

207. Maximilian III., geboren zu Wiener-Neustadt 12. Oc-
tober 1558. Deutschordensmeister seit 1585, wurde er nach Stephan
Bäthory's Tode von einer Parthei zum Könige von Polen gewählt
1587, in dem Kampfe mit dem Gegenkönige Sigmund Wasa, Kron-
prinz von Schweden, bei Biese besiegt und gefangen, erhielt aber
1589 in Folge des Friedens von Beuthen-Bendzin gegen Verzicht
auf den Thron die Freiheit wieder. In den Jahren 1593—1596 ver-
waltete er als Regent die Länder von Innerösterreich, wurde nach
Heinrich von Bobenhausen's Tode 1595 Hochmeister des deutschen
Ordens, 1596 Feldoberster in Oberungarn, endlich 1602 erster Ver-
weser des Kaisers Rudolf in Tirol und den Vorlanden, welche Länder er seit 1612 als Regent ver-
waltete. In dem Bruderzwiste des Hauses stand er von 1606 an auf Seite seines Bruders Matthias,
nachdem die Hoffnung, das Fürstenthum Siebenbürgen zu erlangen (1606), durch die Zauderpolitik des

Nr. 207.

1 Taphographia I, p. 376, vgl. II, Tab. LXVII.

2 Die Belegstellen bei Herrgott, Pinacotheca II, p. 288.

3 Pinacotheca I, Tab. LXXVI1I, Nr. 3.

4 Ein unserem Bilde in den Gesichtszügen sehr ähnliches Porträt, von dem obengenannten Künstler gemalt, siehe in
der Porträtsammlung der k. u. k. Familicn-Fidcicommiss-Bibliothck Nr. 113—24.
 
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