Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

DOI issue:
I. Theil: Abhandlungen
DOI article:
Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [1]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0188
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
1/2 Dr. Fr. Kenner.

Sohne des Er\her\ogs Ferdinand von Tirol.

(Nr. 179.)

Aus dessen erster Ehe:

212. Andreas von Oesterreich, geboren zu Brzesnic in Böhmen 15. Juni 1558, Cardinal von Sta
Maria nuova 1576, Bischof von Constanz und Brixen 1589, Statthalter des Kaisers Rudolf II. in Oester-
reich, 1598—1599 Stellvertreter des Erzherzogs Albrecht VII. als Statthalter der Niederlande, starb nach
kurzer Krankheit in Rom 12. November 1600 und wurde daselbst in Sta Maria dell'anima beigesetzt.1

In hohen unschönen Buchstaben von gelber Farbe: ANDREA CARD • AVSTRIACVS. Brustbild rechts,
mit schwarzen Augen, braunem Haupthaar und Vollbart (kurz), auf dem Kopfe das hochrothe Biret,
über die Schultern den Kragen des Cardinalskleides von blassrother Farbe, das Collar weit und mit
Spitzen besetzt.

Katalog Nr. 197. — Schrenckh (1601), Tafel 70; Köhler, Tafel 70, Seite 263.
Das Bildniss ist sehr ähnlich jenem, welches Dom. Custos in Kupfer gestochen hat und Herrgott
in der Pinacotheca I, Tab. LXXXIV, Nr. 5, mittheilt. Die Malerei roh und dick.

213. Karl, Markgraf von Burgau,
geboren zu Bürglitz in Böhmen 22. No-
vember 1560, kämpfte 1578 in den Nieder-
landen und als Feldmarschall Rudolf II.
1594—1604 mit vielen Erfolgen gegen die
Türken in Ungarn. Im Gegensatze zu
seinem Bruder Cardinal Andreas liebte er
den Krieg, das Kriegsspiel, war in körper-
lichen Uebungen überaus gewandt und von
ungewöhnlicher Kraft der Muskeln, dabei
von hoher schlanker Gestalt.2 Er starb
3i.October 1618 in Ueberlingen, nachdem
er 1606 die Sammlungen von Ambras an
Kaiser Rudolf II. verkauft hatte, und wurde
in Günzburg beigesetzt.3

Aus dem Nachtrag. Oel auf Holz,
rund, 11 5 Cm. Durchmesser.

Ohne Aufschrift. Jugendliches Brust-
bild rechts, unbärtig, mit grauen Augen,
kurzem, aus dem Gesichte gestrichenen
Blondhaare und spitzenbesetzter Hals-
krause, im Harnisch, der mit Streifen ge-
ziert ist, die aus zierlichen Ornamenten in Gold bestehen; eine rothe Schärpe mit Goldsäumen ist
mit einer Agraffe auf der rechten Schulter festgehalten.

Katalog Nr. 952. — Copirt nach dem Bilde in ganzer Figur im Saale XXXI, ehedem in Ambras,
das den Markgrafen ungefähr im 16. oder 17. Lebensjahre darstellt, also um 1576 oder 1577 entstanden ist.

1 Das Mausoleum wurde von seinem Bruder, Markgraf Karl von Burgau, errichtet und besagt in der Inschrift, der
Cardinal sei, um zur Feier des Jubiläums die Basiliken von Rom zu besuchen, im Pilgerkleide nach St. Peter gekommen,
hier von Papst Clemens VIII. erkannt und in den Vatican geladen worden. Nach dem Besuche der Basiliken aber vom
Fieber ergriffen, starb er, vom Papste selbst versehen, nach kurzer Zeit. Das Mausoleum bei Gerbert, Taphographia II,
Tab. LV, die Inschrift ebenda T. I, p. 363.

2 Schrenckh v. Notzingen führt an, dass er Steine von ungeheurem Gewichte geschleudert und einen eisernen Wagen
mit einer Hand umgeworfen habe.

3 Gerbert, Taphographia II, Tab. LXIII, bringt eine Tafel mit der Abbildung des nun verschwundenen Grabmales
und seines Grabsteines sowie jenes seiner Gemahlin (Nr. 2i3B).
 
Annotationen