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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Die Bilderhandschriften Königs Wenzel I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0319
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2go

Dr. Julius von Schlösse]'.

König ruffte den Thorwärter; derselbe sähe hinaus, erkante den König und verwunderte sich, lieff
eilends dahin und vermeldete es dem Hauptmanne, welcher Welislaw von Duban geheissen; derselbe
hiess die Gäste unverzüglichen einlassen. Und als er den König gantz nackend, seine Dienerin aber
allein im Hemde gesehen, liess er dem Könige alsbald ein ehrlich Kleid anlegen. Dem Weibe aber,
Susanna genannt, schürf der König ehrliche Weibs-Kleidung anzuthun; allda ward ihnen auf ein Eil
ein köstlich Mahl bereitet und der König lud Susannam zu Gaste, welche neben ihm sitzen müssen.
Nach dem Abendmahl liess ihm der König ein hundert Böhmischer rother Gülden bringen, gab sie der
Susanna in ihre Hand und sprach: Dieses habe ich Dir auf heute von der Uberfahrt zu geben zugesagt,
und sie empfieng das Gold mit Freuden. Männiglichen aufm Schloss ward froh, dass der König der
Gefängnuss entledigt worden war. Nachmals gieng jedermann zur Ruhe und der König sprach zur
Susanna: Dieweil du auf Heute unterwegen mein Geferth gewesen und mit mir gessen hast, so ist es
billich, dass du diese Nacht auch an meiner Seiten im Bette liegest. Die Susanna durffte sich als eine
gehorsame dem königlichen Willen nicht widersetzen sondern bewilligte es. Der König blieb etliche
Tage lang aufm Neuem Schlosse, zog nachmals aufn Ziebrak, nahm auch Susannam mit sich und sagte,
er hätte niemals einen getreueren Diener gehabt als Susannam, welche ihn aus der Präger Gefängnus

entlediget hätte. Und als er aufm Ziebrak war, liess er die Präger zu sich fordern und sie ansprechen,
dass sie zu ihme kommen und mit ihme Böhmische Erbeis essen solten. Aber die Präger verachteten
seine Mahlzeit, sagende: Die Erbeiss schmeckten ihnen zu Prag besser als aufm Ziebrak.«
Dazu der Bericht vom Jahre 1406:

»Desselben Jahres hat König Wentzel die Güte, so ihme im Bade, über der Präger Brucken, durch
die Baderin Susanna, wie oben Anno i3g3 zu sehen, wiederfahren, erwogen; liess deshalben gemeldtes
Bad einreissen und an die statt eine andere grosse und köstliche Badstuben bauen. Und als sie ver-
fertiget, liess er seine Susannam, welche sich von jener Zeit an bey ihm aufm Ziebrak stets aufgehalten,
beruffen und verehret ihr dieselbe samt zwantzig schock Groschen jährlicher Zinse im Dorff Borow-
nicze und sprach vor männiglichen zu ihr: Liebe Susanna, dieses wollen Wir dir von wegen deiner
Treue, so du Uns in Unserer Widerwärtigkeit erzeigt und aus dem Gefängniss erlediget, verehret haben.
Also wollen Wir Uns auch gegen männiglichen, so Uns treulich dienen, verhalten.

»Uber das liess er allen Badern einen herrlichen und ehrlichen Brieff verfertigen, darinnen er das
Bader-Handwerck allen andern Handwercken gleich gemacht und ihr Handwerck und Dienste, so sie
Königen, Fürsten, Herren, Rittern und aller Stände Personen zu leisten pflegen, vor ehrlich und rein
gesprochen; daneben allen Jüden, Heyden und anderen Unchristen oder berüchtigten Leuten verboten,
dass sie nicht alleine die Badstuben sondern auch der Bader Wohnunge nicht besuchen und dieselbige
meiden solten. Aber das solte sich niemand vorsetzlich unterstehen, die Bader zu schmähen oder etwas
 
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