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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Die Bilderhandschriften Königs Wenzel I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0322
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Die Bilderhandschriften Königs Wenzel I.

293

Badern von Kaaden, Saaz, Laim, Brüx und Schlaggenwald, welche sich von der Prager Zunft los-
gerissen hatten, das Privileg Rudolf II. von 1594 bestätigt. Hier kommt ein grüner Papagei, in einem
schwarz-goldenen Kranze mit Schleifen sitzend, vor, also ganz wie bei Häjek. Der Eisvogel Wenzels
ist in dieser Verballhornung nicht zu verkennen.

Die Prager Baderzunft hat also ihr altes ein-
faches Wappen nach der Regierungszeit König
Wenzels mit diesem neuen vertauscht, das mit der
Susannasage doch offenbar in Verbindung steht.
Häjek wird die Urkunde schwerlich gefälscht
haben; es wäre doch gar zu gewagt gewesen,
einer noch zu seiner Zeit bestehenden Zunft, die
ihre Lade und ihre Privilegien hatte, eine solche
frischweg anzudichten ; viel wahrscheinlicher ist
es, dass er selbst der Dupirte gewesen ist und
man ihm ein solches auf eine allgemein be-
kannte Tradition hin gefälschtes Privileg vorge-
wiesen hat.

Es erhebt sich nun die Frage: Entschwindet
uns die Susanna der Sage unter den Händen, wer
verbirgt sich dann unter dieser räthselhaften Fi-
gur? Ich glaube, die Antwort im Folgenden mit

aller Deutlichkeit geben zu können.

Die Wenzelsbibel ist für König
Wenzel und seine zweite Gemahlin
Sophie von Baiern geschrieben. Dass
sie nicht von dem reichen Martin
Rotlöw für ihn bestellt wurde son-
dern nur eine Copie der deutschen
Bibelübersetzung ist, welche dieser
Prager Vorläufer der Fugger und
Rotschild hat anfertigen lassen, hat
W. Toischer eben jetzt nachgewie-
sen.1 Damit fällt auch die chrono-
logische Ansetzung der Bibel, deren
Nichtvollendung man aus dem Ab-
leben Rotlöw's erklären wollte. Dass
diese Copie aber für das Königs-
paar bestimmt war, zeigen die Verse
der Vorrede:

v. 177. Wer nu diser schrifte hört
wil lesen und ir süzen wort,
der schol nu danken dem frumen,
von dem diz gestift ist kumen:

golden mit Saphir versetzten Ring haltend; unten zwey creutzweiss über einander gelegte Schröpf-Eysen mit goldener
Handhabe, dann ein goldenes Schröpfköpfel, linker hand aber oben ein silberer Kugelzieher, dann eine auch silberne verbogene
Scherr, gleichfalls creutzweiss und mit goldener Handhabe, dann darunter ein aufgemachtes Medicinal- oder Apotheker-
Kastel mit darinnen eingesetzten sechs weiss- oder silberfarben Flascheln zu sehen ist. Diesen Schild haltet ein gelb- oder
goldfarber gegen der rechten seithen gewendter Low, umb den Schild aber stehet folgende Umschrift: Sigill der Baader
und Wund-Aertzte aller drey Präger Städte: allermassen solches Wappen allhier [gemahlt und] mit Farben eigentlich ent-
worfen ist, wormit sie alsdann [wie vorhero also noch ferners] ihr Handwerks Nohtwendigkeiten zu siegeln befugt seyn sollen.

1 Herr Professor Toischer war so freundlich, mir die Resultate seiner Arbeit brieflich mitzutheilen; der interessante
Aufsatz ist inzwischen in den »Mittheilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen«, vol. XXX, p. 3g2 f.
erschienen.
 
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