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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Die Bilderhandschriften Königs Wenzel I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0328
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Die Bilderhandschriften Königs Wenzel I.

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Es sei mir noch gestattet, auf etwas Anderes hinzuweisen, das vielleicht einiges Licht auf die
Sache wirft. Schon Wattenbach hat in seinem früher erwähnten Schriftchen (Bemerkungen zu einigen
österreichischen Geschichtsquellen) die Aeusserung hingeworfen: »Vielleicht ist eine allegorische
Erklärung möglich, die Stiftung einer Gesellschaft etwa mit Sinnbildern, welche eine nur figürliche
Haft darstellen. Wahrscheinlich bleibt es mir aber doch immer, dass irgend ein unbekannter Vorfall
aus Wenzels Jugendzeit sowohl zu dem Märchen von der Susanna als auch zur Anwendung der eigen-
thümlichen Symbole mit Allem, was dazu gehört, den Anlass gegeben hat.«'

Das 14. Jahrhundert ist die Zeit der ritterlichen Gesellschaften und Orden v.kx e^X1/7! deren zum
Theil höchst absonderliche und groteske Insignien man bei Biedenfeld: Geschichte und Verfassung
aller . . . Ritterorden, Weimar 1841, findet. Unter diesen ist besonders einer für uns interessant, der
zu Ende des 14. Jahrhunderts eine grosse Verbreitung gehabt haben muss. Es ist dies der Orden vom

Bade, der von Richard IL, nach Anderen i3gg von seinem Nachfolger Heinrich IV. von England gestiftet
worden sein soll und als »The most honorable Order of the Bath« noch heute existirt. Er hatte seinen
Namen von der Hauptceremonie bei der Ernennung neuer Ritter, welche darin bestand, dass man die
Aufnahme Suchenden unter feierlichen Anstalten ein Bad nehmen liess (Biedenfeld a. a. O. II, 222 ff.).
Etwas Aehnliches war aber schon früher in Italien bekannt; in einer lustigen Novelle Boccaccio's
(Decam., giorn. VIII, nov. 9) spiegeln die beiden Schalkbrüder Bruno und Buffalmacco dem einfältigen
Doctor Simon aus Bologna vor, dass ihn die Contessa di »Civillari« zum »Cavaliere bagnato« erheben
wolle, und der etwas spätere Sacchetti erwähnt in seiner Klage über den Niedergang des alten Adels
unter den Arten des Ritterschlages auch den »Ritter vom Bade«. Nov. 153: »In quattro modi son fatti
cavalieri o soleansi fare, che meglio dirö: cavalieri bagnati, cavalieri di corredo, cavalieri di scudo
e cavalieri d' arme. Li cavalieri bagnati si fanno con grandissime cerimonie et conviene che sieno
bagnati e lavati d'ogni vizio.« Die Statuten dieser Gesellschaft, welche in verschiedenen Formen über
ganz Europa verbreitet gewesen zu sein scheint, finden sich bei Stc- Palage, Ritterwesen des Mittelalters,
übersetzt von Klüber, Nürnberg 1788, Bd. II, 385 ff. Die Badeceremonien sind hier ausführlich geschildert.

i Mit diesen Worten hat der ausgezeichnete Gelehrte schon vor zwanzig Jahren das Facit unserer Erörterungen
gezogen, wie denn überhaupt die kleine Schrift weitaus das Beste enthält, was jemals über diesen Gegenstand gesagt
worden ist.

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