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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Augsburger Waffenschmiede, ihre Werke und ihre Beziehungen zum kaiserlichen und zu anderen Höfen, [3]: Nachträge
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0387
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Augsburger Wallenschmiede.

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Zeichnung lebendig aber etwas kräftiger und derber ist und dessen Figuren weniger graeiös bewegt
erscheinen, mögen die Verschiedenheiten auf die Treibarbeit zu schieben sein. Nun kommt der Schild
Sigman's aus demselben Jahre an die Reihe, dessen Zeichnung auf den ersten Blick einen anderen
Meister erkennen lässt. Die Figuren, ruhig gehalten, sind in ihren Stellungen völlig der Antike ent-
lehnt. Nur die Kriegsgeräthe in ihrer Häufung gemahnen an die römische Schule. In dem jüngsten
Werke Sigman's, dem Berliner Prunkschwerte, sehen wir wieder Scenen von einer Lebendigkeit und
freien Gruppirung, die an die Höhe des Meisters am Harnische von 1549 hinanreichen würden, wenn
die Gestalten jene Grazie erreichten, welche wir dort gewahren.

Fig. 3.

Diese grossen Verschiedenheiten im Stile sind es, welche uns zur Ueberzeugung führen, dass
Jorg Sigman nicht als der Compositeur seiner Arbeiten anzusehen ist; den eigentlichen Fertiger des
Entwurfes zum Harnische von 1549 und nebenher zum Berliner Schwerte aber zu erforschen, war unser
erster Zweck.

War Sigman nur der Treibarbeiter, so kann er bei unserer Ueberzeugung, dass auch Desiderius
ein solcher war, in seiner Eigenschaft als Geselle doch nur als Mitarbeiter an der Auszierung des
Harnisches angesehen werden. Seine Marke und seine Siglen bedeuten dann nur wenig mehr als eine
Anerkennung eines zweifelsohne verdienstlichen Mitwirkens. Etwas anders ist es bei dem Schilde und
dem Schwerte, deren Ausfertigung in Treibarbeit wir ihm ausschliesslich zugestehen müssen. Und nun
 
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