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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

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I. Theil: Abhandlungen
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Dedekind, Alexander: Dr. Ernst Ritter von Bergmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0395
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35°

Dr. Ernst Ritter von Bergmann.

die Ueberreste dieses in seiner Art einzigen Bauwerkes vernichtet waren. Einige Reste solcher colorirten
Wandverzierungen befinden sich ausser in Wien, wohin sie v. Bergmann rettete, im Britischen Museum,
im Louvre und im Museum von Gizeh.

Obwohl v. Bergmann im Grunde genommen vorzugsweise Sprachforscher war, so beweisen doch,
wie die letztgenannten in kunstgeschichtlicher Beziehung höchst bemerkenswerthen Stichproben zeigen,
zahlreiche durch seine Initiative erwirkte Bereicherungen der seiner Obhut anvertrauten ägyptischen
Abtheilung des k. k. kunsthistorischen Hofmuseums, dass er auch ausserhalb des Rahmens specifisch
linguistischer Bemühungen seine erspriessliche Wirksamkeit nach der Richtung der Kunstgeschichte
hin walten liess.

Seinem Charakter nach war v. Bergmann ein bescheidener, selbstloser, liebenswerther Mann, der
möglichst allen Gelegenheiten aus dem Wege ging, bei denen seinen Leistungen der Zoll wohlver-
dienter Anerkennung nicht vorenthalten zu werden vermochte.

Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften hatte den tüchtigen Gelehrten zu ihrem correspon-
direnden Mitgliede ernannt, und im Jahre 1881 war er von Seiner k. und k. Apostolischen Majestät
durch die Verleihung des Ritterkreuzes des kaiserl. österreichischen Franz Josephs-Ordens ausge-
zeichnet worden.

Indem wir uns nun dem Schlüsse dieser Zeilen zuwenden, sei die Bemerkung gestattet, dass wir
uns hier dem so erspriesslichen und in der Geschichte der Sammlung ägyptischer Alterthümer des
Allerhöchsten Kaiserhauses unvergänglichen Wirken v. Bergmann's gegenüber absichtlich mehr auf
universal-culturhistorischem Standpunkte zu halten versucht haben, um der pietätvollen Antheilnahme
auch weiterer Kreise für v. Bergmann's wissenschaftliche Bedeutung nach Möglichkeit gerecht zu wer-
den. Und es ist vielleicht, auch ohne das Mitführen durch die weit verzweigten und stellenweise son-
derbar verästelten Stollen der ägyptischen Philologie und Alterthumskunde, durch den im Vorstehenden
nur in den Cardinalzügen entworfenen Hinweis auf die durch den Hingeschiedenen inaugurirten Fort-
schritte in der Aegyptologie unverkennbar angedeutet, dass mit dem verblichenen Custos der Samm-
lung ägyptischer Alterthümer des Allerhöchsten Kaiserhauses einer der redlichsten und verdientesten
Arbeiter auf dem unermesslichen Felde der Cultur entschwunden ist und dass die Leistungen v. Berg-
mann's seinem Andenken eine hervorragende Stelle sowohl in der Geschichte der kunsthistorischen
Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses als auch in der Aegyptologie verbürgen, welcher jungen
Wissenschaft er sich durch mehr als dreissig Jahre mit dem grössten Eifer gewidmet hatte.

Auf dem Grabsteine, unter weichem v. Bergmann mit seinen Eltern auf dem kleinen Friedhofe
von Maria-Enzersdorf in einer schönen Berglandschaft ruht, liest man die Worte: »Wahr im Reden,
treu im Wollen, fest im Vollbringen.«

Wohl einem Jeden, auf dessen gesammte Lebensführung diese goldenen Worte so haarscharf
passen wie auf Dr. Ernst Ritter von Bergmann!

Alexander Dedekind.
 
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