Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 14.1893

DOI Heft:
II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
DOI Artikel:
Schönherr, David von: Urkunden und Regesten aus dem k. k. Statthalterei-Archiv in Innsbruck, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5885#0652
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
K. k. Statthaltern-Archiv in Innsbruck.

CCXIII

auch uf beeden Seiten mit zweien kindlein, deren das
ain Vitam mit einer prennenden fackhel und mayen in
der hand, das ander Mortem, uf eim todtenkopf steend,
ain ausgelofne uhr und sensen in baiden händen füe-
rend, demonstirt, dieweil solliche tugenden in leben
und sterben sollen und müessen practicirt werden. Ferr
neben dem judicio Solomonis steen auch zwei schöne
gossne bilder beeder christlicher und gottseliger könig,
das ain Davidis, das ander Josiae, als in welchen solche
tugenden fürnemlich geleicht haben. Neben disem allem
steen nach Ordnung herumb ausgeteilt die bildnussen
der acht löblichen Römischen kaisern vom löblichen
haus Österreich, als nemlich: Rudolphi I., Alberti, Fri-
derici, Maximiliani I., Caroli V., Ferdinandi, Maximi-
liani II. und Rudolphi IL, als mit welchen obgemelten
tugenten höchstgemelte löbliche kaiser fürnemlich ge-
ziert gewesen; und solliches alles ist mit anderer schö-
ner durchbrochner arbait von gradiscen nebenzu geziert.

Zum andern halten die zwo offne thüren gemelts
Schreibtisch nachvolgende bildnussen und historien in-
wendig in sich, als nemlich: obenherumb die vier mon-
archas Nabuchodonosorem, Cyrum, Alexandrum Ma-
gnum und C. Julium Caesarem, dazwischen schöne
columnae und hermes steen. Under denselben bildern
sein vier getribne biblische historien, als: Erstlich aus
dem alten testament von dem Manna, so gott dem
Israelitischen volkh in der wüesten vom himel gab.
Zum andern darneben aus dem neuen testament, wie
Christus mit fünf broten und wenig fischen 5000 mann
speiset. Zum dritten, wie Moses wasser aus dem felsen
springen macht. Zum vierten darneben, wie Christus
aus wasser wein macht. Uf den friesen inwendig her-
umb mit schönen durchbrochnen vergulten rosen und
stuckhen sambt den vier Zeiten des jars: Vere, Aestate,
Autumno unnd Hyeme.

Auswendige beschreibung des Schreibtisch:

Erstlich hat er auswendig sechs schöne grosse ge-
tribne vergulte stuckh, under welchen die zwei vordere
das ain die historiam von der bestendigkait und treu
Reguli, wie er von den Carthaginensern in einem fass,
mit neglen durchschlagen, in der statt herumb gewelzt
worden, bis das er gestorben; das ander von der dapfer-
kait Mutii, als er ainen unschuldigen on gefar umbge-
bracht, im selber die hand, damit er die that begangen,
vor meniglich uf dem feur abgebrant. Die hindere zwei
stuckh, das ain von der Lucretia, das ander von der
Vergina, zu baiden haubten Solis und Lunae, als der
zwaier fürnembsten planeten lauf und würkhungen,
dieweil die regenten gleichsam liechter sein sollen, so
iren und ertönen mit christlichem wandel und gutem
exempel fürleichten sollen. Neben disen obgemelten
sechs grossen stuckhen sein schöne grosse, getribne,
durchbrochne egkstuckh von gradiscen und schönen

thieren, väglen und bildnussen. Umb obgemeltes alles
ringsweis herumb steen uf den friesen die zwelf ersten
regenten und innwoner Teutschlands, als nemlich:
Tuiscon, Mannus, Wigemon, Heriwon, Eustrwon, Mar-
sus, Gambrivius, Suevus, Wandalaus, Ariovistus, Ar-
menius, Corolus Magnus, ferner die zwelf monat mit
iren effectibus und würkhungen auch 24 durchbrochne
schöne eckhrosen, vergult, von Spannischem werkh.

Oben uf dem auszug steen zu den vier egkhen
vier grosse rollen, mit schönen bluemen geziert, und
darneben ringsweis herumb die siben freien künst,
fleissig gestochen, als: Grammatica, Dialectica, Rheto-
rica, Musica, Arithmetica, Astronomia und zu oberst
Geometria, ein schöns runds bild, ligend und in der
hand ein globum und circulum haltend. Zwischen
disen siben frei künsten seind uf beeden Seiten zwei
vergulte getribne stuckh, das ain Labor et Pigritia,
das ander Fama et Perennis Gloria, darmit anzuzeigen,
das in allen Sachen müehe, arbeit und fieiss ervordert
werde, darauf dann ain ewiges lob, ehr und rhum er-
volge. Unden bei dem fuess seind 12 schöne getribne
landschaften mit allerlei jägden und waidwerkh.

Ferner ist auch zu wissen, das neben einer jeden
historia, bildnus, monät und kunst allwegen etliche
lateinische carmina, derselben inhalt, natur und aigen-
schaft inhaltende, mit schönen buchstaben gesetzt und
beschriben sein.

Das silber an solchem Schreibtisch wigt in allem
mark i3o und etlich lot.

Solches alles, wie hieoben nach lengs erzelt, soll
sich nit allein in Wahrheit also sonder auch in besich-
tigung und oculari inspectione desselben werkhs weit
höher und besser befinden, dann es unmüglich, sol-
liches werkh, wie es an im selbs ist, zu beschreiben
oder zu visiern, und will gleichwol hiemit der maister
sein eigen werkh selbs nit gelobt haben sonder das
werkh an im selbs reden und den maister, ob gott will,
loben lassen.

11206 i58y December 5.

Er^her^og Ferdinand befiehlt der tirolischen Kam-
mer, dem Alexander Colin, dem er, wie sie aus dessen
Rechnung entnehmen könne, wegen etlicher vor der
zeit zu unserer vorigen geliebten gemahel auch weiland
Katharina von Loxan begrebnussen verfertigte stein-
werksarbait gemäss Schätzung 65o Gulden schulde,
diese Summe ehestens tu befahlen.

Coric, a. vii.

11207 i58y December ig, Innsbruck.
Er^her^og Ferdinand beauftragt die tirolische

Kammer, seinem Truchsess Christoph Tanner von
Tann für ein ihm käuflich überlassenes Kleinod
800 Gulden zu befahlen.

Geschäft von Hof i58j, f. 3oo.

{Fortsetzung folgt.I
 
Annotationen