Das österreichische Wappen in den Stichen des Meisters E-S- vom Jahre 1466.
liegt, während der »König« des grossen Spieles, in welchem Fr. v. Bartsch1 sogar die Jungfrau von
Orleans erkennen wollte, ein Phantasiekönig zu sein scheint.
In dem Vorstehenden wurden die engen Beziehungen des Meisters E • S • zu dem österreichischen
Herrscherhause zur Genüge dargethan und es erübrigt nur noch, das wiederholte Vorkommen des
badensischen Wappens zu erklären, welches wir bereits in der »Neun« des grossen Kartenspieles
und im »Daus« des kleinen nachgewiesen haben.
Es tritt ein viertes Mal in dem bereits oben erwähnten Figurenalphabet des Meisters auf
der Oriflamme des wilden Mannes im Buchstaben »K« (Fig. i3) auf, welcher Umstand bereits Ver-
anlassung gab, den Meister E-S - zu einem Badenser zu machen. Uns veranlasst es zu einer anderen
Schlussfolgerung. In dem Figurenalphabete erscheinen nur zwei Wappen: das eben erwähnte baden-
sische und — wieder der deutsche Reichsadler auf dem Banner des einen Ritters des Buchstaben »Q«
(Pass. II, 49. — Fig. 14). Wir finden somit das badensische und das Reichswappen ledig-
lich und allein in einer der Hauptfolgen des Meisters E-S- Der Reichsadler befremdet uns nicht
mehr und auch mit dem badensischen Wappen wird uns die Zeitgeschichte befreunden.
Fig. i3. Fig. 14.
Der Markgraf Karl von Baden (+ 1475) war ein getreuer Parteigänger Kaisers Friedrich III. in
dessen Kämpfen mit dem bösen Pfalzgrafen Friedrich am Rhein und war auch des Kaisers Schwager;
denn er hatte im Jahre 1446 die leibliche Schwester des Kaisers, Katharina von Steiermark, ge-
heiratet, deren schwesterliche Theilnahme an den Wechselfällen der Regierung ihres Bruders sich oft
bethätigte. Sie ward am 21. September 1475 Witwe, überlebte ihren Gatten noch achtzehn Jahre und
starb am n. December 1493, vier Monate nach ihrem Bruder Friedrich III. Mit diesen Thatsachen
sind die beiden Wappen des Figurenalphabets, das badensische und der Reichsadler, hinreichend er-
klärt. Wenn wir noch den Umstand in Erwägung ziehen, dass der Meister E - S • höchst wahrscheinlich
ein geborener Steiermärker war, wie die Markgräfin von Baden, so ist nichts natürlicher als die Auf-
nahme des badensischen Wappens in das Figurenalphabet. Ich bemerke hiezu nur, das Wendelin
Boeheim2 ganz besonderes Gewicht darauf legt, dass der Familienname des Stechers einmal in den
Urkunden als »Steg von Marchburg« erwähnt wird, worin unschwer das steirische Marburg zu er-
1 Fr. Ritt. v. Bartsch, Die Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek in Wien, Wien 1854, p. 110, Nr. 1278.
2 »Ein Zeugenverhör über Erwein vom Stege und den Meister E-S - 1466« in der Chronik für vervielfältigende Kunst,
Wien 1891, p. 26.
liegt, während der »König« des grossen Spieles, in welchem Fr. v. Bartsch1 sogar die Jungfrau von
Orleans erkennen wollte, ein Phantasiekönig zu sein scheint.
In dem Vorstehenden wurden die engen Beziehungen des Meisters E • S • zu dem österreichischen
Herrscherhause zur Genüge dargethan und es erübrigt nur noch, das wiederholte Vorkommen des
badensischen Wappens zu erklären, welches wir bereits in der »Neun« des grossen Kartenspieles
und im »Daus« des kleinen nachgewiesen haben.
Es tritt ein viertes Mal in dem bereits oben erwähnten Figurenalphabet des Meisters auf
der Oriflamme des wilden Mannes im Buchstaben »K« (Fig. i3) auf, welcher Umstand bereits Ver-
anlassung gab, den Meister E-S - zu einem Badenser zu machen. Uns veranlasst es zu einer anderen
Schlussfolgerung. In dem Figurenalphabete erscheinen nur zwei Wappen: das eben erwähnte baden-
sische und — wieder der deutsche Reichsadler auf dem Banner des einen Ritters des Buchstaben »Q«
(Pass. II, 49. — Fig. 14). Wir finden somit das badensische und das Reichswappen ledig-
lich und allein in einer der Hauptfolgen des Meisters E-S- Der Reichsadler befremdet uns nicht
mehr und auch mit dem badensischen Wappen wird uns die Zeitgeschichte befreunden.
Fig. i3. Fig. 14.
Der Markgraf Karl von Baden (+ 1475) war ein getreuer Parteigänger Kaisers Friedrich III. in
dessen Kämpfen mit dem bösen Pfalzgrafen Friedrich am Rhein und war auch des Kaisers Schwager;
denn er hatte im Jahre 1446 die leibliche Schwester des Kaisers, Katharina von Steiermark, ge-
heiratet, deren schwesterliche Theilnahme an den Wechselfällen der Regierung ihres Bruders sich oft
bethätigte. Sie ward am 21. September 1475 Witwe, überlebte ihren Gatten noch achtzehn Jahre und
starb am n. December 1493, vier Monate nach ihrem Bruder Friedrich III. Mit diesen Thatsachen
sind die beiden Wappen des Figurenalphabets, das badensische und der Reichsadler, hinreichend er-
klärt. Wenn wir noch den Umstand in Erwägung ziehen, dass der Meister E - S • höchst wahrscheinlich
ein geborener Steiermärker war, wie die Markgräfin von Baden, so ist nichts natürlicher als die Auf-
nahme des badensischen Wappens in das Figurenalphabet. Ich bemerke hiezu nur, das Wendelin
Boeheim2 ganz besonderes Gewicht darauf legt, dass der Familienname des Stechers einmal in den
Urkunden als »Steg von Marchburg« erwähnt wird, worin unschwer das steirische Marburg zu er-
1 Fr. Ritt. v. Bartsch, Die Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek in Wien, Wien 1854, p. 110, Nr. 1278.
2 »Ein Zeugenverhör über Erwein vom Stege und den Meister E-S - 1466« in der Chronik für vervielfältigende Kunst,
Wien 1891, p. 26.