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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 17.1896

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Abhandlungen
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Wurzbach, Alfred von: Das österreichische Wappen in den Stichen des Meisters E. S. vom Jahre 1466
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https://doi.org/10.11588/diglit.5904#0016
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Alfred von Wurzbach.

kennen sei. Er wäre demnach ein Steirer und kannte die Markgräfin noch in ihrem Vaterlande, vor
ihrer Verheiratung im Jahre 1446. Das wäre ja nicht unmöglich.

Höchst wahrscheinlich aber ist es, dass das Figurenalphabet kurz vor dem Jahre 1466 gestochen
wurde, also unmittelbar vor dem Aufenthalte des Meisters E-S- in den Niederlanden,' und es liegt die
Vermuthung nahe, dass der Künstler über Baiern, den Elsass und Baden nach den Niederlanden zog.

Jedenfalls haben wir aus den vorstehenden Thatsachen hinreichendes Materiale gewonnen, um:

1. an der ursprünglichen Thätigkeit des Meisters E-S- als Stempelschneider nicht mehr zu
zweifeln;

2. die Thatsache zu vermuthen, dass er in nächster Umgebung des Kaisers Friedrich III. sich
im Jahre 1474 und 1475 im Elsass, Trier, Neuss und Köln befand, und

3. einzusehen, dass kein Grund vorhanden ist, an seiner Identität mit dem in den Regesten als
Erwein vom Stege bezeichneten Münzmeister Kaisers Friedrich III. Zweifel zu hegen;

4. anzunehmen, dass er im Jahre 1474 noch rüstig und gesund und jedenfalls in der Lage war,
den Kaiser auf seinem Heereszuge zu begleiten, und dass die testamentarische Bestimmung des Wund-
arztes Kunz Hort (Jahrbuch IV, 2, Reg. 3289) vom 11. Mai 1475, 43 Pfund Pfennige betreffend, welche
Erwein vom Stege ihm schuldig war, dadurch zu erklären ist, dass Erwein, der Schuldner, damals
ausser Landes war und der Wundarzt die Forderung nicht in Vergessenheit gerathen lassen wollte.
Der Betrag, den ihm Erwein schuldete, kann ebenso gut für Krankheit seiner Frau oder seiner Kinder,
selbst während seiner Abwesenheit angewachsen sein. Erwein befand sich jedenfalls im Jahre 1475
rüstig und gesund im Gefolge des Kaisers vor Neuss.

Es liegt auf der Hand, dass der Kaiser auf seinem Zuge nach Trier weder eines Münzmeisters
noch eines Stempelschneiders noch eines Kupferstechers in seinem Gefolge benöthigte, und wahr-
scheinlich hat ihn der Künstler in anderer Eigenschaft begleitet, die wir noch gelegentlich ermitteln
werden. __

Die hier reproducirten Stiche des Meisters E-S - sind: Fig. 2, 3,4, 5, 10 und Schlussvignette nach den Originalen
der k. k. Hofbibliothek; die Fig. 11 und 12 nach jenen der Albertina angefertigt. Wir ergreifen bei dieser Veranlassung die
Gelegenheit, dem Herrn Eduard Chmelarz, Custos der Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek, sowie Herrn Josef
Schönbrunner, Inspector der Albertina, für die mit grösster Bereitwilligkeit gestattete Benützung der Originale, behufs
ihrer photographischen Aufnahme, unseren Dank auszudrücken.

1 Dr. A. v. Wurzbach, »Wann warder Meister E-S- in den Niederlanden«, Repertorium, 1893, p. 214.
 
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