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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 17.1896

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Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Giusto's Fresken in Padua und die Vorläufer der Stanza della Segnatura
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https://doi.org/10.11588/diglit.5904#0088
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Giusto's Fresken in Padua und die Vorläufer der Stanza della Segnatura.

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Brunnen schon in alter Zeit vollständig auseinandergenommen, dann wieder zusammengesetzt wurde,
wodurch die Reliefs in Unordnung gerathen sind. Ausserdem mussten sie zahlreiche Restaurationen
und Erneuerungen über sich ergehen lassen. Die Darstellungen sind mannigfacher Art; sie umfassen
den Zeitkreis, den Zodiacus, die Monate und ihre Beschäftigungen, die Philosophen mit den sieben
Künsten, aber auch äsopische Fabeln und allerhand Personificationen. Der Zusammenhang des Ganzen
scheint, soweit eine Reconstruction möglich ist, ein ziemlich loser zu sein, ähnlich wie bei der oben
berührten Decoration des Gemaches der Gräfin Adele von Blois.

Fig. 26. Venus, vom Eckcapitäl des Dogenpalastes zu Venedig.
(Nach dem Stiche von Varin in Didron's Annalen.)

Ebensowenig dürfen wir einen systematisch entwickelten Inhalt von den Darstellungen er- Die Capitäle
warten, die die Capitäle der unteren Säulen des Dogenpalastes von Venedig' zeigen. Die verschieden- Dogenpaiastes
artigsten Gedankenkreise, wie sie sich eben in der Anschauung des scholastischen Mittelalters fixirt von Venedig,
haben, folgen sich da in bunter Abwechslung, rein dem formalen, decorativen Zwecke dienstbar. Da
finden wir, von der »Porta della carta« aus beginnend: Beispiele grosser Gerechtigkeit, darunter das
Urtheil Salomonis, die Enthaltsamkeit des Scipio, die Milde Trajans, Stoffe, die im Norden die Wände
der Rathhäuser schmückten (I. Capitäl an der Ecke gegen S. Marco), Fabelwesen wie in den »Livres

1 Ausführliche Beschreibung von Burges in Didron's Annales archeologiques XVII, p. 69. Ruskin nimmt in seinen
»Stones of Venice« als Entstehungszeit der Capitäle gegen die Riva und der folgenden auf der Piazzetta (bis zur Mitte, unter
der thronenden Vcnezia) die Jahre 1341 —1347, für die übrigen um 1423 an. Eine genauere stilistische Untersuchung
mangelt; sie ist erschwert durch die vielfachen Restaurationen, die die Capitäle erlitten haben; manche sind sogar modern.
Auch das schöne Capitäl mit den Planeten an der Ecke gegen die Riva zu ist vor einigen Jahren durch ein neues ersetzt
worden (vgl. Urbani de Gheltof im Bullettino di Arti, Industrie e Curiositä Veneziane, Ven. 1879, vol. I, i3). Die oben-
stehende Abbildung ist nach dem Original (Sammlung der Marciana) angefertigt.
 
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