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Dr. Friedrich Kenner.
Bildniss. Das Original wird von Henry Bouchot1 dem Miniaturmaler Jean Foulquet (Giovanni
Focheta) aus Tours (geboren zwischen 1415 und 1420, gestorben vor 1488) zugeschrieben, welchen
der Papst 1440 nach Rom kommen Hess, um ihn für Santa Maria sopra Minerva zu beschäftigen;2 in
der Sacristei eben dieser Kirche befand sich das Original unseres Bildes, verschwand aber von dort im
Laufe des XVIII. Jahrhunderts. Auf ihm beruhen auch die Bildnisse bei Panvinius (Nr. 211), Cava-
leriis (Nr. 211), Piatina (p. 295) und »Chrono-
logia« (Nr. 20g). Aehnlich aber von der linken
Seite gesehen, mit dem ebenfalls über die Ohren
herabgezogenen Camauro, in der weiten, faltigen
Trauercappa und thronend, erscheint der Papst
auf einem interessanten Gemälde auf Leinwand
im Besitze des Principe di Casale, welches Bonanni
in Abbildung bringt;3 es stellt Eugen IV. auf dem
Concile von Florenz, also 1439, im 56. Lebens-
jahre dar, steht also unserem Bilde zeitlich sehr
nahe. Endlich wird der Papst übereinstimmend
mit den genannten Porträten auch im vierten
Felde der Bronzethüren von St. Peter von Averu-
lino (Filarete) dargestellt; von der rechten Seite
gesehen, empfängt er knieend vom heil. Petrus die
Himmelsschlüssel;4 auch die kleineren Reliefs
zwischen den Feldern zeigen den Papst im Profil.
I. Nicolaus V. (Tommaso Parentucelli),
der erste grosse Mäcen der Künste und Wissenschaften
auf dem päpstlichen Stuhle, geboren am 15. November
i3g7 in Sarzana an der ligurischen Küste, Sohn des
Arztes Bartolommeo und der Andreola Parentucelli,
schon auf dem Concile von Florenz durch seine Gelehrt-
heit hervorragend, erhielt von Eugen IV. das Bisthum
von Bologna und eine Mission nach Deutschland, um
die »neutralen« Nationen des Basler Concils für den rechtmä'ssigen Papst zu gewinnen, wurde 16. December 1446
Cardinal von Santa Susanna und kaum drei Monate später, am 6. März 1447, zum Papste gewählt und am
19. März gekrönt.5 Das Ziel seines Pontificates war die Verherrlichung der Kirche als der mystischen Braut
Christi durch Werke des Geistes und der Kunst; Rom, der durch die Union mit den Griechen und durch die Be-
endigung des Schisma wiedergewonnene kirchliche Mittelpunkt, sollte eine grosse, monumentale Stadt mit der
ersten Bibliothek der Welt werden. Zu diesem Zwecke suchte der Papst mit Deutschland und Italien friedliche Ver-
hältnisse anzubahnen6 und entwickelte eine umfangreiche Bauthätigkeit sowohl in den Städten des Patrimoniums
als auch vorzüglich in der ewigen Stadt selbst,7 die in grossem Massstabe durch Herbeiziehung namhafter Künstler8
1 Gazette des beaux arts 1890, II, p. 276; vgl. über ihn auch Milanesi (Vasari II, p. 461, Note 2) und Gazette des
beaux arts 1868, I, p. 187 und 1875, I, p. 386 (Emailbildniss des Malers im Louvre).
2 Reumont, Geschichte der Stadt Rom III, 1, S. 375.
3 La Gerarchia ecclesiastica etc., Roma 1720, p. 3o5, tav. 59.
4 Eine gute Abbildung in Didron, Annales archeologiques XXIII, p. i38, zur Abhandlung über »St. Pierre et Paul« von
Comte de Saint-Laurent.
5 Als Papst nahm er aus Dankbarkeit den Taufnamen seines Gönners, Niccolö Cardinal d'Albergati, als Papstnamen an.
6 Der Abschluss des Wiener Concordates (1448) regelte das Verhältniss zu Deutschland mit Uebergchung des Basler
Concils, das inzwischen nach Lausanne übergesiedelt, nach Resignation des Gegenpapstes Felix V., Papst Nicolaus V. wählte
und sich dann auflöste (1449). In Italien stellte der Papst den Frieden zwischen dem Hochadel und Städten her, die er
zur Sicherung befestigte.
7 Dahin gehören die Restauration der »Aqua Vergine« und der Brücken, die Restauration zahlreicher Kirchen, der
Paläste auf dem Capitol, endlich im grössten Umfange der Umbau des vaticanischen Viertels, d. i. der Neubau der St. Peters-
kirche, die beim nächsten Erdbeben einzustürzen drohte, der Ausbau des Vaticans (Bibliothek, Stanzen und des Studio,
nachmals Capeila S. Lorenzo), endlich der Umbau des Borgo.
8 Neben den Architekten Alberti und Antonio di Francesco waren unter ihm Rosselino, Fiesole, Bartolommeo da
Foligno, Andrea del Castagno, Piero della Francesca und Bramantino thätig.
Dr. Friedrich Kenner.
Bildniss. Das Original wird von Henry Bouchot1 dem Miniaturmaler Jean Foulquet (Giovanni
Focheta) aus Tours (geboren zwischen 1415 und 1420, gestorben vor 1488) zugeschrieben, welchen
der Papst 1440 nach Rom kommen Hess, um ihn für Santa Maria sopra Minerva zu beschäftigen;2 in
der Sacristei eben dieser Kirche befand sich das Original unseres Bildes, verschwand aber von dort im
Laufe des XVIII. Jahrhunderts. Auf ihm beruhen auch die Bildnisse bei Panvinius (Nr. 211), Cava-
leriis (Nr. 211), Piatina (p. 295) und »Chrono-
logia« (Nr. 20g). Aehnlich aber von der linken
Seite gesehen, mit dem ebenfalls über die Ohren
herabgezogenen Camauro, in der weiten, faltigen
Trauercappa und thronend, erscheint der Papst
auf einem interessanten Gemälde auf Leinwand
im Besitze des Principe di Casale, welches Bonanni
in Abbildung bringt;3 es stellt Eugen IV. auf dem
Concile von Florenz, also 1439, im 56. Lebens-
jahre dar, steht also unserem Bilde zeitlich sehr
nahe. Endlich wird der Papst übereinstimmend
mit den genannten Porträten auch im vierten
Felde der Bronzethüren von St. Peter von Averu-
lino (Filarete) dargestellt; von der rechten Seite
gesehen, empfängt er knieend vom heil. Petrus die
Himmelsschlüssel;4 auch die kleineren Reliefs
zwischen den Feldern zeigen den Papst im Profil.
I. Nicolaus V. (Tommaso Parentucelli),
der erste grosse Mäcen der Künste und Wissenschaften
auf dem päpstlichen Stuhle, geboren am 15. November
i3g7 in Sarzana an der ligurischen Küste, Sohn des
Arztes Bartolommeo und der Andreola Parentucelli,
schon auf dem Concile von Florenz durch seine Gelehrt-
heit hervorragend, erhielt von Eugen IV. das Bisthum
von Bologna und eine Mission nach Deutschland, um
die »neutralen« Nationen des Basler Concils für den rechtmä'ssigen Papst zu gewinnen, wurde 16. December 1446
Cardinal von Santa Susanna und kaum drei Monate später, am 6. März 1447, zum Papste gewählt und am
19. März gekrönt.5 Das Ziel seines Pontificates war die Verherrlichung der Kirche als der mystischen Braut
Christi durch Werke des Geistes und der Kunst; Rom, der durch die Union mit den Griechen und durch die Be-
endigung des Schisma wiedergewonnene kirchliche Mittelpunkt, sollte eine grosse, monumentale Stadt mit der
ersten Bibliothek der Welt werden. Zu diesem Zwecke suchte der Papst mit Deutschland und Italien friedliche Ver-
hältnisse anzubahnen6 und entwickelte eine umfangreiche Bauthätigkeit sowohl in den Städten des Patrimoniums
als auch vorzüglich in der ewigen Stadt selbst,7 die in grossem Massstabe durch Herbeiziehung namhafter Künstler8
1 Gazette des beaux arts 1890, II, p. 276; vgl. über ihn auch Milanesi (Vasari II, p. 461, Note 2) und Gazette des
beaux arts 1868, I, p. 187 und 1875, I, p. 386 (Emailbildniss des Malers im Louvre).
2 Reumont, Geschichte der Stadt Rom III, 1, S. 375.
3 La Gerarchia ecclesiastica etc., Roma 1720, p. 3o5, tav. 59.
4 Eine gute Abbildung in Didron, Annales archeologiques XXIII, p. i38, zur Abhandlung über »St. Pierre et Paul« von
Comte de Saint-Laurent.
5 Als Papst nahm er aus Dankbarkeit den Taufnamen seines Gönners, Niccolö Cardinal d'Albergati, als Papstnamen an.
6 Der Abschluss des Wiener Concordates (1448) regelte das Verhältniss zu Deutschland mit Uebergchung des Basler
Concils, das inzwischen nach Lausanne übergesiedelt, nach Resignation des Gegenpapstes Felix V., Papst Nicolaus V. wählte
und sich dann auflöste (1449). In Italien stellte der Papst den Frieden zwischen dem Hochadel und Städten her, die er
zur Sicherung befestigte.
7 Dahin gehören die Restauration der »Aqua Vergine« und der Brücken, die Restauration zahlreicher Kirchen, der
Paläste auf dem Capitol, endlich im grössten Umfange der Umbau des vaticanischen Viertels, d. i. der Neubau der St. Peters-
kirche, die beim nächsten Erdbeben einzustürzen drohte, der Ausbau des Vaticans (Bibliothek, Stanzen und des Studio,
nachmals Capeila S. Lorenzo), endlich der Umbau des Borgo.
8 Neben den Architekten Alberti und Antonio di Francesco waren unter ihm Rosselino, Fiesole, Bartolommeo da
Foligno, Andrea del Castagno, Piero della Francesca und Bramantino thätig.