Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
I 37
blos ein Gönner der Künstler und Gelehrten' sondern selbst bedeutender Geschichtsschreiber und ist als solcher
auch für Wien in der Zeit seines Verweilens am kaiserlichen Hofe wichtig geworden.
PlVS • Ii ■ PONT • MAX. Brustbild rechts, im Profil, mit dunkelbraunen Augen, grauen, buschigen
Brauen; im Nacken unter dem Camauro werden weisse Haare sichtbar; letzteres und die Mozetta
roth, mit Hermelinrändern. Grund schwarzbraun.
— Katalog Nr. 437.
Der Papst war nach der Schilderung seines
Biographen Piatina von kleiner, untersetzter Ge-
stalt mit frühzeitig ergrauten Haaren, die ihm
ein greisenhaftes Ansehen gaben. Bei Panvinius
(rechts), Cavaleriis (links, Nr. 214) und Piatina
(p. 320, rechts) mit Tiara und Cappa aber gleich-
falls im Profil und mit denselben aber älteren Ge-
sichtszügen wie in unserem Bilde dargestellt; nur
gibt sie letzteres weniger stark markirt. — Die
»Chronologia« (Nr. 212) folgt dem Originale des
Panvinius.
Dass diese Bildnisse auf Medaillen zurück-
gehen, beweist die allen eigene Darstellung im
Profil sowie die Uebereinstimmung der bedeuten-
den, etwas finsteren Gesichtszüge; trefflich finden
wir beide Momente in der Medaille des Canonikers
Andrea Guazzalotti von Prato2 wiedergegeben, auf
welche der Hofpoet des Papstes, Bischof Campana,
ein Lobgedicht verfasste, das mit den Worten be-
ginnt: »Aere Pium Andrea caelas Pratensis et auro
| Vivo ut credatur vivus in aere loqui.«3 Auf diese
Medaille gehen ohne Zweifel die oben angeführten
Kupferstiche mit den älteren und markirteren Gesichtszügen zurück, während unser kleines Gemälde
auf einer posthumen Gussmedaille beruht,* die später wieder für die Suiten päpstlicher Medaillen be-
nützt worden ist; sicher auch nach dem Originale von Guazzalotti gearbeitet, gibt sie das Gesicht
jünger und flauer.5
Die Darstellungen endlich, welche Pinturicchio in der Libreria des Domes von Siena gemalt hat,
stammen aus den Jahren 1503 —1507, sind also lange nach des Papstes Tode entstanden; in der That
stimmt keine derselben mit unseren Bildern überein.6
Bleitafel mit der Inschrift: »Pius • II • pont • max • patria • Senensis« nehst der Angabe der Regierungsdauer. Vgl. Dionysius,
Vatic. cryptar. monumenta, p. 125 und 127. Die lange Grabschrift bei Reumont, Geschichte der Stadt Rom III, 1, S. 5^0.
1 An der neuen Kanzel der Segenspendung im Vorhofe von St. Peter war 1463 Mino da Fiesole beschäftigt. Die
neue Andreaskapelle und das Ciborium für das Haupt des heil. Andreas schufen Paolo de Mariano und Isaias von Pisa.
Die Bauten in Pienza (so wurde Corsignano nach dem Papste genannt), namentlich die Kathedrale, führte Rosselino aus.
Letztere ist ein Hallenbau nach dem Muster der gothischen Dome, die der Papst in Oesterreich kennen lernte und für
Pienza anordnete, weil ihm diese Art schöner und für die Beleuchtung günstiger schien. — Charakteristisch ist für Pius II. die
mit der Bulle vom 28. April 1462 eingeführte staatliche Fürsorge für antike Baudenkmäler im Patrimonium, die nicht weiter
als Material für Neubauten verwendet werden durften. Für Rom bestellte er einen eigenen Aufseher. E. Müntz I, 26Gf.
= Friedländer, Taf. XXIV, 3, p. 135. — Armand I, 50, p. 8.
3 Carmina IV, p. 17- — Vgl. Georg Voigt, Enea Silvio de Piccolomini I (1856), S. XVII, und Jul. Friedländer, Die
italienischen Schaumünzen, S. i32.
4 Silberguss in der Medaillensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses.
5 Das Bildniss, welches G. Voigt im I. Bande des eben genannten Werkes bringt, ist gleichfalls nach einer späteren
Medaille (Bonanni, Numismata Pontificum, p. 65), neu gearbeitet.
<> Cardinal Todeschini-Piccolomini, Neffe des Papstes und 1503 selbst Papst (Pius III.), Hess in einer Reihe von Fresken
durch den genannten Maler das Leben seines grossen Vorgängers darstellen, wobei sich bekanntlich auch der noch jugend-
XVII. 18
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blos ein Gönner der Künstler und Gelehrten' sondern selbst bedeutender Geschichtsschreiber und ist als solcher
auch für Wien in der Zeit seines Verweilens am kaiserlichen Hofe wichtig geworden.
PlVS • Ii ■ PONT • MAX. Brustbild rechts, im Profil, mit dunkelbraunen Augen, grauen, buschigen
Brauen; im Nacken unter dem Camauro werden weisse Haare sichtbar; letzteres und die Mozetta
roth, mit Hermelinrändern. Grund schwarzbraun.
— Katalog Nr. 437.
Der Papst war nach der Schilderung seines
Biographen Piatina von kleiner, untersetzter Ge-
stalt mit frühzeitig ergrauten Haaren, die ihm
ein greisenhaftes Ansehen gaben. Bei Panvinius
(rechts), Cavaleriis (links, Nr. 214) und Piatina
(p. 320, rechts) mit Tiara und Cappa aber gleich-
falls im Profil und mit denselben aber älteren Ge-
sichtszügen wie in unserem Bilde dargestellt; nur
gibt sie letzteres weniger stark markirt. — Die
»Chronologia« (Nr. 212) folgt dem Originale des
Panvinius.
Dass diese Bildnisse auf Medaillen zurück-
gehen, beweist die allen eigene Darstellung im
Profil sowie die Uebereinstimmung der bedeuten-
den, etwas finsteren Gesichtszüge; trefflich finden
wir beide Momente in der Medaille des Canonikers
Andrea Guazzalotti von Prato2 wiedergegeben, auf
welche der Hofpoet des Papstes, Bischof Campana,
ein Lobgedicht verfasste, das mit den Worten be-
ginnt: »Aere Pium Andrea caelas Pratensis et auro
| Vivo ut credatur vivus in aere loqui.«3 Auf diese
Medaille gehen ohne Zweifel die oben angeführten
Kupferstiche mit den älteren und markirteren Gesichtszügen zurück, während unser kleines Gemälde
auf einer posthumen Gussmedaille beruht,* die später wieder für die Suiten päpstlicher Medaillen be-
nützt worden ist; sicher auch nach dem Originale von Guazzalotti gearbeitet, gibt sie das Gesicht
jünger und flauer.5
Die Darstellungen endlich, welche Pinturicchio in der Libreria des Domes von Siena gemalt hat,
stammen aus den Jahren 1503 —1507, sind also lange nach des Papstes Tode entstanden; in der That
stimmt keine derselben mit unseren Bildern überein.6
Bleitafel mit der Inschrift: »Pius • II • pont • max • patria • Senensis« nehst der Angabe der Regierungsdauer. Vgl. Dionysius,
Vatic. cryptar. monumenta, p. 125 und 127. Die lange Grabschrift bei Reumont, Geschichte der Stadt Rom III, 1, S. 5^0.
1 An der neuen Kanzel der Segenspendung im Vorhofe von St. Peter war 1463 Mino da Fiesole beschäftigt. Die
neue Andreaskapelle und das Ciborium für das Haupt des heil. Andreas schufen Paolo de Mariano und Isaias von Pisa.
Die Bauten in Pienza (so wurde Corsignano nach dem Papste genannt), namentlich die Kathedrale, führte Rosselino aus.
Letztere ist ein Hallenbau nach dem Muster der gothischen Dome, die der Papst in Oesterreich kennen lernte und für
Pienza anordnete, weil ihm diese Art schöner und für die Beleuchtung günstiger schien. — Charakteristisch ist für Pius II. die
mit der Bulle vom 28. April 1462 eingeführte staatliche Fürsorge für antike Baudenkmäler im Patrimonium, die nicht weiter
als Material für Neubauten verwendet werden durften. Für Rom bestellte er einen eigenen Aufseher. E. Müntz I, 26Gf.
= Friedländer, Taf. XXIV, 3, p. 135. — Armand I, 50, p. 8.
3 Carmina IV, p. 17- — Vgl. Georg Voigt, Enea Silvio de Piccolomini I (1856), S. XVII, und Jul. Friedländer, Die
italienischen Schaumünzen, S. i32.
4 Silberguss in der Medaillensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses.
5 Das Bildniss, welches G. Voigt im I. Bande des eben genannten Werkes bringt, ist gleichfalls nach einer späteren
Medaille (Bonanni, Numismata Pontificum, p. 65), neu gearbeitet.
<> Cardinal Todeschini-Piccolomini, Neffe des Papstes und 1503 selbst Papst (Pius III.), Hess in einer Reihe von Fresken
durch den genannten Maler das Leben seines grossen Vorgängers darstellen, wobei sich bekanntlich auch der noch jugend-
XVII. 18