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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 17.1896

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5904#0215
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

199

65. Dessen erste Gemahlin Margherita,
Tochter des Herzogs Alexander Farnese von Parma, vermählt 1581, legte wegen der angeblichen, von ihrem Ge-
mahle behaupteten Untauglichkeit zur Ehe schon im Jahre 1583 in die Hände des heil. Carolus Borromäus die
Profess als Clarissin von San Paolo in Parma ab und trat mit päpstlicher Erlaubniss 1592 in den Orden der Bene-
dictinerinnen von San Alessandro daselbst über.

Kleine, zierliche Goldschrift: MARGARITA FARNESIA VINCEN|TII PRINCIPIS MANTV^E VXOR. Brust-
bild links, fast von vorne, mit blauen Augen, das röthlichbraune Haar in aufrechtstehende Scheiteln
geordnet, darüber ein reich mit Perlen und rothen Steinchen geziertes Häubchen, von dem links ein
Schmuckstück in Form einer kleinen Feder (schwarz emaillirt, mit Goldrippen) aufragt, in den
Ohren grosse Perlen, die glatte Krause enge an
das Gesicht anschliessend, in hohem geschlossenen
Kleide von grüner Farbe, reich mit Gold gestickt,
die weiten Aermel vorne offen und mit weisser
goldgestickter Seide unterzogen. Um den Hals
eine zweifache Perlenschnur mit Kleinod (dunk-
ler Stein in Goldfassung), auf der Brust eine
Kette von Kleinoden: blaue Steine, wechselnd
mit doppelten Perlen; von den Zwischengliedern
hängen tropfenförmige Perlen frei herunter. Die
sichtbare schmale rechte Hand mit einem Dia-
mantringe am Goldfinger scheint mit der Kette
zu spielen. Grund braun mit Angabe des Schlag-
schattens. — Katalog Nr. 575. — Auf Pappe auf-
gezogen.

Unzulängliche Copie nach dem Originale,
das sich in der Galleria della Mostra zu Mantua
befand und im Inventare der herzoglichen Ge-
mäldesammlung aufgeführt wird mit der Bezeich-
nung: 1 ritratto della prineipessa di Parma giä
sposa di questa casa, Lire go.1 Der Maler ist nicht
genannt, scheint aber nach dem hohen Preise,
den das Inventar namhaft macht, sehr hoch ge-
halten, also ein damals in Ruf stehender Meister

Nr. 66.

gewesen zu sein. Sicher ist das Bild zur Ver-
mählung und später als jenes von Vincenzo

(Nr. 64) entstanden, bildet zu diesem auch ganz und gar kein Gegenstück, sowie die Malweise von
anderen mantuanischen Bildern verschieden ist. Da Margherita sich vor der Vermählung in Flandern
befand,2 ist der Meister wohl ebenda, etwa in Wilhelm Key's Schule zu suchen.
66. Margherita,

ältere Tochter des Herzogs Guglielmo und der Erzherzogin Eleonora, geboren 27. Mai 1564 und vermählt Ende
November 1579 mit Alfonso II. von Este, gründete 1593 in Ferrara das Conservatorio delle Zitelle, kehrte nach
dem Tode ihres Gemahles (27. October 1597) nach Mantua zurück, wo sie 1599 ein Ursulinerinnenkloster erbaute,
um in letzterem ihre Tage in beschaulichem Leben zu verbringen. Doch ging sie auf den Wunsch ihres Bruders,
des Herzogs Vincenzo, für die Zeit seiner Abwesenheit auf dem Feldzuge in Ungarn (1601) als Statthalterin nach
Montferrat, gab aber nach seiner Rückkehr diese Function wieder auf. Sie starb in dem Rufe einer Frau von
strengster Frömmigkeit am 6. Jänner 1618.

Zierliche kleine Goldschrift: MARGARETA PRINGEPS MANTVyE ET MON|TIS FERRATI ALF ONSI
SECVNDI FERRARLE DVCIS VX. Brustbild links, fast von vorne. Ein volles, nahezu schattenloses

1 Carlo d'Arco II, p. 159.

2 Vgl. dieses Jahrbuch Xll (1891), S. 105, Nr. 2;. — Litta, Fam. San Vitale 1.
 
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