Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
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Stella und Besitzer eines grossen Reichthums geworden, gelang es ihm, die Feinde seines Vaters auszusöhnen.
Er wurde schon im Jahre 1558 Generalcapitän der Truppen in Mailand, erhielt 1559 die Belehnung mit Guastalla,
das er befestigte, 1560 aus Anlass seiner Vermählung von Papst Pius IV. die Gouverneurstelle von Benevent,
endlich 1566 das Amt des Oberrichters des Königreiches Neapel, welche beide letztere Würden schon sein Vater
innegehabt hatte; mit einem von ihm selbst ausgerüsteten Kriegsschiffe machte er 1574 den Zug des Don Juan
d'Austria nach Algier mit. In Mantua gründete Cesare 1562 die literarische Academia degli Invaghati, deren
Mitgliedern Papst Pius IV. die Ritterwürde verlieh, und brachte eine beträchtliche Sammlung von Gemälden,
Statuen und Alterthümern zu Stande. Vom Jahre 1567 lebte er meist in Guastalla, das er vergrösserte und ver-
schönerte.' Ein guter aber verschwenderischer Fürst, starb er in den Armen des heil. Carolus Borromäus, seines
Schwagers, am 17. Februar 1575 und wurde in der von ihm neuerbauten Kirche San Pietro beigesetzt. Er war
seit 1560 (Vertrag vom 26. Februar) vermählt mit Camilla, Tochter des Grafen Giberto Borromeo, Schwester
des heil. Carolus und Nichte des Papstes Pius IV.,
welche nach dem Tode ihres Gemahles das Herzogthum
Ariano um 53.000 Ducaten verkaufte, um die Schulden
desselben zu vermindern. Sie starb fromm, wie sie ge-
lebt, am 6. September 1582 und wurde neben ihrem Ge-
mahle beigesetzt.2 Ueber ihr Bildniss vgl. Nr. 143.
Zierliche Goldschrift: DON OESAR GONZAGA
FILIVS FERDI„|NANDI DVCIS AR R1ANI ETC. Brust-
bild links, fast von vorne, Augen, Brauen, das
kurze Haupthaar und der gleichfalls kurze Voll-
bart braun, mit weisser, enge am Kopfe anliegen-
der Halskrause, das weisse Wamms mit feinen, in
Schwarz gestickten Querslreifen und mit goldenen
Säumen und Knöpfen geziert, darüber ein schwar-
zer Rock, über diesem eine Schaube aus schwarzem
Stoffe mit kurzen Überärmeln, deren Rand sowie
der Kragen aus braunem Pelzwerke bestehen.
Grund dunkles Braungrün. Auf der Rückseite des
Holztäfelchens in Cursivschrift: Caesar Ferdi-
nand! ducis Ariani j F. — Katalog Nr. 579.
Die Aufschrift des vorliegenden Bildes nennt
Cesare noch nicht selbst Herzog von Ariano son-
dern bezeichnet seinen Vater als solchen. Dem-
nach muss das Original vor dem Jahre 1557, noch
bei Lebzeiten des Ferrante, und zwar nach dem
Aussehen des Dargestellten in dessen 25. Lebens-
jahre, d. i. etwa um 1555, gemalt sein. Der Meister
ist unbekannt, sehr wahrscheinlich aber jener Fermo Guisoni oder Ghisoni, ein Schüler des Giulio
Romano, welcher im Dome von Mantua und in den Corridoren des Castelles seine Thätigkeit ent-
faltete. Cesare Hess durch ihn die schon oben (S. 170) genannte Genealogie seines Hauses malen, von
deren Bildnissen Vasari namentlich den Ausdruck der Gesichter lobend hervorhebt. Ghisoni war schon
1540 und noch 1568 thätig.3
70. Andrea, Markgraf von Specchia,
geboren 8. September 1539, erhielt von seinem Vater die Grafschaft Sanscverino, die er 155g seinem Bruder
Cesare überliess; dafür wurde er mit der Grafschaft von Alessano und Specchia, die zum Erbe seiner Mutter ge-
hörten entschädigt und erhielt 1567 den Titel eines Markgrafen (von Specchia). Für seine Dienste ernannte ihn
Kaiser Karl V. zum Ritter von San Jago und 1555 zum Ritter von Alcantara. Auch König Philipp II. diente er
1 Er begann 1569 den Bau einer grosseren Kirche (delli Frati) und der Kathedrale, setzte den von Torelli begonnenen
Bau des Palastes fort, legte die Strada lunga an und gebot, alle neuen Häuser von der Aussenseite zu bemalen. Auch
durch mehrere Klostcrgründungen sowie durch die Reform des Rathes machte er sich verdient.
= Die Kinder Cesare's siehe Nr. 75, 76> 92-
3 Vasari (Milancsi) spricht über ihn an verschiedenen Stellen, so III, p. i38; V, p. 3o6 und 553; VI, p. 487f.
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Stella und Besitzer eines grossen Reichthums geworden, gelang es ihm, die Feinde seines Vaters auszusöhnen.
Er wurde schon im Jahre 1558 Generalcapitän der Truppen in Mailand, erhielt 1559 die Belehnung mit Guastalla,
das er befestigte, 1560 aus Anlass seiner Vermählung von Papst Pius IV. die Gouverneurstelle von Benevent,
endlich 1566 das Amt des Oberrichters des Königreiches Neapel, welche beide letztere Würden schon sein Vater
innegehabt hatte; mit einem von ihm selbst ausgerüsteten Kriegsschiffe machte er 1574 den Zug des Don Juan
d'Austria nach Algier mit. In Mantua gründete Cesare 1562 die literarische Academia degli Invaghati, deren
Mitgliedern Papst Pius IV. die Ritterwürde verlieh, und brachte eine beträchtliche Sammlung von Gemälden,
Statuen und Alterthümern zu Stande. Vom Jahre 1567 lebte er meist in Guastalla, das er vergrösserte und ver-
schönerte.' Ein guter aber verschwenderischer Fürst, starb er in den Armen des heil. Carolus Borromäus, seines
Schwagers, am 17. Februar 1575 und wurde in der von ihm neuerbauten Kirche San Pietro beigesetzt. Er war
seit 1560 (Vertrag vom 26. Februar) vermählt mit Camilla, Tochter des Grafen Giberto Borromeo, Schwester
des heil. Carolus und Nichte des Papstes Pius IV.,
welche nach dem Tode ihres Gemahles das Herzogthum
Ariano um 53.000 Ducaten verkaufte, um die Schulden
desselben zu vermindern. Sie starb fromm, wie sie ge-
lebt, am 6. September 1582 und wurde neben ihrem Ge-
mahle beigesetzt.2 Ueber ihr Bildniss vgl. Nr. 143.
Zierliche Goldschrift: DON OESAR GONZAGA
FILIVS FERDI„|NANDI DVCIS AR R1ANI ETC. Brust-
bild links, fast von vorne, Augen, Brauen, das
kurze Haupthaar und der gleichfalls kurze Voll-
bart braun, mit weisser, enge am Kopfe anliegen-
der Halskrause, das weisse Wamms mit feinen, in
Schwarz gestickten Querslreifen und mit goldenen
Säumen und Knöpfen geziert, darüber ein schwar-
zer Rock, über diesem eine Schaube aus schwarzem
Stoffe mit kurzen Überärmeln, deren Rand sowie
der Kragen aus braunem Pelzwerke bestehen.
Grund dunkles Braungrün. Auf der Rückseite des
Holztäfelchens in Cursivschrift: Caesar Ferdi-
nand! ducis Ariani j F. — Katalog Nr. 579.
Die Aufschrift des vorliegenden Bildes nennt
Cesare noch nicht selbst Herzog von Ariano son-
dern bezeichnet seinen Vater als solchen. Dem-
nach muss das Original vor dem Jahre 1557, noch
bei Lebzeiten des Ferrante, und zwar nach dem
Aussehen des Dargestellten in dessen 25. Lebens-
jahre, d. i. etwa um 1555, gemalt sein. Der Meister
ist unbekannt, sehr wahrscheinlich aber jener Fermo Guisoni oder Ghisoni, ein Schüler des Giulio
Romano, welcher im Dome von Mantua und in den Corridoren des Castelles seine Thätigkeit ent-
faltete. Cesare Hess durch ihn die schon oben (S. 170) genannte Genealogie seines Hauses malen, von
deren Bildnissen Vasari namentlich den Ausdruck der Gesichter lobend hervorhebt. Ghisoni war schon
1540 und noch 1568 thätig.3
70. Andrea, Markgraf von Specchia,
geboren 8. September 1539, erhielt von seinem Vater die Grafschaft Sanscverino, die er 155g seinem Bruder
Cesare überliess; dafür wurde er mit der Grafschaft von Alessano und Specchia, die zum Erbe seiner Mutter ge-
hörten entschädigt und erhielt 1567 den Titel eines Markgrafen (von Specchia). Für seine Dienste ernannte ihn
Kaiser Karl V. zum Ritter von San Jago und 1555 zum Ritter von Alcantara. Auch König Philipp II. diente er
1 Er begann 1569 den Bau einer grosseren Kirche (delli Frati) und der Kathedrale, setzte den von Torelli begonnenen
Bau des Palastes fort, legte die Strada lunga an und gebot, alle neuen Häuser von der Aussenseite zu bemalen. Auch
durch mehrere Klostcrgründungen sowie durch die Reform des Rathes machte er sich verdient.
= Die Kinder Cesare's siehe Nr. 75, 76> 92-
3 Vasari (Milancsi) spricht über ihn an verschiedenen Stellen, so III, p. i38; V, p. 3o6 und 553; VI, p. 487f.
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