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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 17.1896

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5904#0220
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204

Dr. Friedrich Kenner.

als Oberst, dann als Feldhauptmann und wurde schliesslich Generalcapitän der Marine. Er starb 1586. Von seiner
Gemahlin Maria di Padiglia hinterliess er keine Nachkommen.

Zierliche Goldschrift: ANDREAS GONZAGA MARCHIO DE SPE,,jCHIO FERDIN: DVCIS ARIANI FILIVS-
Brustbild links, fast von vorne, mit grauen Augen, die Brauen, der Schnurr- und Kinnbart lichtbraun,
der Kopf vorne kahl mit Ausnahme eines kleinen Haarbüschels über der Stirne, dieses und das Haupt-
haar an den Seiten braun, mit Grau gemischt; in hoher Halskrause und weissem Wamms, die Aermel
mit in Gold gestickten feinen Querlinien und Streifchen an den Nähten besetzt, die Brust und der
Hals mit einem Küris bedeckt, der in der Mitte, an den Seiten und am Armausschnitte Zierstreifen
zeigt, die mit vergoldeten Blattornamenten gefüllt sind. Grund dunkelgraugrün. Auf der Rückseite

des Holztäfelchens in Cursivschrift: Andreas Fer-
dinandi \ D. Ariani fil. — Katalog Nr. 581, Pri-
misser Nr. 581, v. Sacken Nr. 58o.

Nach dem Alter des Dargestellten von etwa
40 Jahren ist das Bild, ein Original, um 157g von
demselben Meister gemalt, über welchen schon
oben, Nr. 64, eine Vermuthung ausgesprochen
wurde.

71. Cardinal Francesco,

geboren in Palermo 12. Juni 1538, widmete sich dem
geistlichen Stande, erhielt 1558 die Würde des Arciprete
von Guastalla und 1560, in Folge der Vermählung seines
Bruders Cesare mit der Nichte des Papstes Pius IV.
nach Rom berufen, die Abtei von Aquanera sowie die
Würde eines Protonotars. Am 26. Februar 1561 erfolgte
seine Promotion zum Cardinal von Santa Maria in
Lucina, ferner die Ernennung zum Legaten von Cam-
panien und Marittima nebst der eines Administrators
von Cosenza, welche Würde er 1565, zum Bischof von
Mantua ernannt, aufgab. Er starb am 6. Jänner 1566 im
Conclave, das nach des Papstes Pius IV. Tode ab-
gehalten wurde, und ist in seiner Titelkirche beigesetzt.
Den Cardinalspalast neben letzterer hat er restauriren
und verschönern lassen.

Zierliche Goldschrift: FRANCISCVS GONZAGA

GARDINAIJS FER|DINANDI ARIANI DVCIS FILIVS.

Brustbild rechts, im Dreiviertelprofile, mit braunen
Nr. 70.

Augen, Haupthaar und Vollbart kurz und braun.

Das noch ziemlich jugendliche Gesicht charakteri-
sirt sich durch die breiten Backenknochen, den kleinen vollen Mund und das kurze Kinn. Biret
scharlachroth, die Mozetta lichter roth, über den Hals des Talares ist das breite Collare geschlagen.
Grund dunkelgraubraun. Ohne Aufschrift auf der Rückseite. — Katalog Nr. 582, Primisser Nr. 582,
v. Sacken Nr. 581.

Ueber den mutmasslichen Maler des Originales siehe oben, Nr. 63.

72. Cardinal Gianvincenzo,
der vierte Sohn des Ferrante, geboren in Palermo 8. September 1540, wurde 1542 Johanniter und erhielt 1543
die Anwartschaft auf den Priorat von Barletta, welche ihm auf Empfehlung des Kaisers Karl V. der Grossmeister
Giovanni Homedes ertheilte.' Er zeichnete sich als Befehlshaber der Flotte gegen die Corsaren und bei der
Vertheidigung von Malta gegen die Türken 1565 aus. Am 20. F'ebruar 1578 von Papst Gregor XIII. zum Car-
dinal promovirt, starb er, ausgezeichnet durch seinen Lebenswandel und seine Tugenden, in Rom am 22. De-
cember 1591.

1 Der Umstand, dass sich auch Orazio Farnese angelegentlich um diesen Priorat bewarb, begründete jene Feindschaft
zwischen Ferrame Gonzaga und den Farnese, welche einen der Beweggründe für das Vorgehen des Erstcrcn gegen Parma
im Jahre 1547 bildete; vgl. oben, S. 201, Note 5.
 
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