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Dr. Friedrich Kenner.
auch ein Nachweis, ob es die Vorlage unserer Copie war, nicht möglich; doch würde das Zusammen-
treffen der Zeitumstände für diese Annahme sprechen. Unsere Copie weicht von anderen Mantuaner
Bildnissen in der Lebhaftigkeit der Farben und dem kräftigen, sicher aufgetragenen Impasto der
Lichter ab; die Art des Vortrages hat mit jener des oben, S. 174, C, geschilderten Meisters sehr viele
Aehnlichkeit.
83. Pirro,
erhielt Gazuolo, San Martino und Ostiano als Appanage, trat in die Dienste Karl V., wechselte aber 1522 plötz-
lich die Partei und wandte sich Franz I. zu, weshalb seine Güter confiscirt und der Linie von Mantua zugetheilt
wurden. Im Jahre 1525 in die Gefangenschaft des Mar-
chese von Pescara gerathen, konnte er nicht an der
Schlacht von Pavia theilnehmen. Auf Andringen seiner
Mutter verliess er nach dieser Schlacht die Partei Frank-
reichs, wornach er zwar Comesaggio, nicht aber die
übrigen Güter zurückerhielt. Er starb in Gazuolo am
i3. Juni 1529. — Seine Söhne siehe Nr. 94 und 96, seine
Tochter siehe Nr. 119.
Goldschrift: PIRRVS GON„ ZAGA MAR,, | CHIO
DE GAZOLO | IOANNIS FRANCISCI | FILIVS. Brust-
bild links, fast von vorne, unbärtig, mit grossen
braunen Augen und Haupthaar, das in langen
Locken bis auf die Schultern herabreicht, auf dem
Kopfe einen breiten, scharlachrothen Hut, die ein-
geschnittene Krempe aufgestellt und links mit einer
Goldmedaille befestigt, das Hemd fein gefältelt,
unter der schmalen Krause eine Goldschnur, das
Oberkleid mit kurzen Oberärmeln, lilafarbig, mit
Gold durchwirkt und gesäumt, die Aermel des Unter-
kleides weiss, mit Gold gestickt, um die Schultern
eine zweifach gelegte feine Goldkette. Grund licht-
braungrün. Auf der Rückseite des Holztäfelchens
in Cursivschrift: Pirrhus Ioannis Francisci f. \
Comes Ga^uoli. — Katalog Nr. 593
Nach einem alten Originale von dem Maler
der Frauenbildnisse des Hauses Gonzaga copirt;
da der Markgraf, der seiner schönen Mutter ähnlich
sieht, im 18. bis 20. Lebensjahre dargestellt ist und
seine Geburt in die Zeit zwischen 1482 und 1492 gesetzt werden darf, muss das Original zwischen
1502 und 1512 entstanden sein. Die Art, Haare und Kleider zu tragen, erinnert lebhaft an die Gestalt
hinter der Gruppe der Musiker (sogenannter Herzog von Urbino) in Raffaels »Schule von Athen«, die
zwischen 1509 und 1511 gemalt wurde. Dass das Original von Lorenzo Costa herrühre, lässt sich
zwar nicht bündig erweisen, muss aber nach der Auffassung und nach der Anmuth in der Wieder-
gabe der ganzen Erscheinung als sehr wahrscheinlich bezeichnet werden.
84. Dessen Gemahlin Emilia,
Tochter des Annibale Bentivoglio, Enkelin des Giovanni IL, Herrn von Bologna. Sie starb als Mutter von zwei
Söhnen und fünf Töchtern, ihrem Gemahle nach fünf Monaten im Tode nachfolgend, am 19. November 1529.
Man wird nach den Nachrichten, die über ihren Sohn Federico vorliegen, schliessen müssen, dass die Ver-
mählung um 1506 stattgefunden habe.1
Vasari kann als ein Zeichen betrachtet werden, dass Sebastiano das ebengenannte Bildniss in jenem Jahre 1523 malte,
welchem das Alter Federicos in unserem Bildchen entspricht.
1 Vgl. S. 220, Note 2.
Dr. Friedrich Kenner.
auch ein Nachweis, ob es die Vorlage unserer Copie war, nicht möglich; doch würde das Zusammen-
treffen der Zeitumstände für diese Annahme sprechen. Unsere Copie weicht von anderen Mantuaner
Bildnissen in der Lebhaftigkeit der Farben und dem kräftigen, sicher aufgetragenen Impasto der
Lichter ab; die Art des Vortrages hat mit jener des oben, S. 174, C, geschilderten Meisters sehr viele
Aehnlichkeit.
83. Pirro,
erhielt Gazuolo, San Martino und Ostiano als Appanage, trat in die Dienste Karl V., wechselte aber 1522 plötz-
lich die Partei und wandte sich Franz I. zu, weshalb seine Güter confiscirt und der Linie von Mantua zugetheilt
wurden. Im Jahre 1525 in die Gefangenschaft des Mar-
chese von Pescara gerathen, konnte er nicht an der
Schlacht von Pavia theilnehmen. Auf Andringen seiner
Mutter verliess er nach dieser Schlacht die Partei Frank-
reichs, wornach er zwar Comesaggio, nicht aber die
übrigen Güter zurückerhielt. Er starb in Gazuolo am
i3. Juni 1529. — Seine Söhne siehe Nr. 94 und 96, seine
Tochter siehe Nr. 119.
Goldschrift: PIRRVS GON„ ZAGA MAR,, | CHIO
DE GAZOLO | IOANNIS FRANCISCI | FILIVS. Brust-
bild links, fast von vorne, unbärtig, mit grossen
braunen Augen und Haupthaar, das in langen
Locken bis auf die Schultern herabreicht, auf dem
Kopfe einen breiten, scharlachrothen Hut, die ein-
geschnittene Krempe aufgestellt und links mit einer
Goldmedaille befestigt, das Hemd fein gefältelt,
unter der schmalen Krause eine Goldschnur, das
Oberkleid mit kurzen Oberärmeln, lilafarbig, mit
Gold durchwirkt und gesäumt, die Aermel des Unter-
kleides weiss, mit Gold gestickt, um die Schultern
eine zweifach gelegte feine Goldkette. Grund licht-
braungrün. Auf der Rückseite des Holztäfelchens
in Cursivschrift: Pirrhus Ioannis Francisci f. \
Comes Ga^uoli. — Katalog Nr. 593
Nach einem alten Originale von dem Maler
der Frauenbildnisse des Hauses Gonzaga copirt;
da der Markgraf, der seiner schönen Mutter ähnlich
sieht, im 18. bis 20. Lebensjahre dargestellt ist und
seine Geburt in die Zeit zwischen 1482 und 1492 gesetzt werden darf, muss das Original zwischen
1502 und 1512 entstanden sein. Die Art, Haare und Kleider zu tragen, erinnert lebhaft an die Gestalt
hinter der Gruppe der Musiker (sogenannter Herzog von Urbino) in Raffaels »Schule von Athen«, die
zwischen 1509 und 1511 gemalt wurde. Dass das Original von Lorenzo Costa herrühre, lässt sich
zwar nicht bündig erweisen, muss aber nach der Auffassung und nach der Anmuth in der Wieder-
gabe der ganzen Erscheinung als sehr wahrscheinlich bezeichnet werden.
84. Dessen Gemahlin Emilia,
Tochter des Annibale Bentivoglio, Enkelin des Giovanni IL, Herrn von Bologna. Sie starb als Mutter von zwei
Söhnen und fünf Töchtern, ihrem Gemahle nach fünf Monaten im Tode nachfolgend, am 19. November 1529.
Man wird nach den Nachrichten, die über ihren Sohn Federico vorliegen, schliessen müssen, dass die Ver-
mählung um 1506 stattgefunden habe.1
Vasari kann als ein Zeichen betrachtet werden, dass Sebastiano das ebengenannte Bildniss in jenem Jahre 1523 malte,
welchem das Alter Federicos in unserem Bildchen entspricht.
1 Vgl. S. 220, Note 2.