Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
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Sammlung des Giovio (Nr. 86), wie in den Sammlungen berühmter Capitäne von Capriolo und Totti,
in jenen Bildnissen, welche P. Schroeder mittheilt, und zweimal in unserer Sammlung. Und in allen
diesen Bildnissen erscheint er nach demselben Originale, ein Zeichen, dass dieses von einem berühmten
Meister herrührt und wohl auch das einzige war, das den Heerführer genügend darstellte. Es muss
nach dem Alter, in welchem Rodomonte erscheint, in den Jahren 1527 bis 1530 entstanden sein, und
zwar in Rom, worauf seine Beziehungen zu Papst Clemens VII. hindeuten. Alle diese Umstände
weisen auf Sebastiano del Piombo als den Maler des Originales hin. Unsere Copie, Nr. 87, spiegelt die
Vorzüge des Originales sehr getreu und fällt durch die schöne helle Bronzefarbe des Incarnates auf,
welche wir nur noch einmal wieder begegnen
(Nr. 143). Wer der Copist war, lässt sich heute
nicht feststellen.
88. Dessen Gemahlin Isabella,
Tochter des Vespasiano Colonna, Braut des Ippolito
Medici, von diesem verschmäht (vgl. Nr. 89 A) und
1531 mit Lodovico Rodomonte vermählt, Herrin des
Herzogthums Traetto und der Grafschaft Fondi. Sie
begab sich nach dem Tode ihres Gemahls in dessen
Gebiet (Sommer 1533) und Hess sich in Rivarolo nieder.
Da sie regieren zu wollen schien, rief sie die Gegner-
schaft ihres Schwiegervaters Lodovico und ihres
Schwagers Cagnino (Nr. 85) hervor, ging daher im
Mai 1534 nach Neapel und vermählte sich dort zum
zweiten Male mit Carlo di Lannoy, Fürsten von Sol-
mona. Sie starb am 11. April 1570.
Zierliche Goldschrift, theilweise verlöscht:
ISABELla coluMNa vespasiani filiA MAR j CHIONIS
RODOMON tis VXOR. Brustbild links, im Pro-
file, mit grossen braunen Augen, Brauen und
Haupthaar und voller, etwas vorstehender Ober-
lippe, das Haar in eine schwarze Haube gefasst,
darüber ein durchsichtiger schwarzer Schleier,
der auf die Schulter herabfällt, in schwarzem
Unter- und Oberkleide, das fein gefältelte Hemd
und die schmale Krause vorne mit weissen
Schnürchen zugebunden. Die sichtbare sehr
schmale rechte Hand an die Brust gelegt. Grund
grün. Auf der Rückseite des Holztäfelchens in Cursivschrift: Isabella Columna uxor\ Ludovici dicti
Rodomont. — Katalog Nr. 598.
Treffliche Copie von der Hand des Malers der mantuanischen Frauenbildnisse nach einem alten
Originale, welches die Markgräfin, wie aus ihrem noch jugendlichen Alter und aus der Trauer zu
schliessen ist, bald nach dem Tode ihres Gemahles, also 1533, darstellt und vielleicht dem Giulio
Romano oder einem seiner Schüler (Giulio Campi?) zuzuschreiben sein dürfte.
89. Cardinal Pirro,
geboren 1505, widmete sich dem geistlichen Stande, wurde Protonotar und befand sich 1527 in Rom, als die
Stadt von Karl von Bourbon eingenommen wurde. Er begleitete Papst Clemens VII. in das Castell von San An-
gelo und entzog sich der Roheit der Soldaten durch die Flucht. Damals zum Bischof von Modena gewählt,
gab er das Bisthum auf, als er am 21. November desselben Jahres in der zweiten Promotion zum Cardinaldiakon
des Titels Santa Agatha ernannt wurde, wozu die Dienste, die sein Bruder Rodomonte dem Papste erwiesen,
beigetragen zu haben scheinen. Im Jahre 1528 verliess der durch Sittenreinheit und wissenschaftliche Bildung
ausgezeichnete Cardinal Rom und kehrte nach Sabioneta zurück, wo er schon im April 1529 starb.
Zierliche Goldschrift: pIRINVS MARCHIO DE GONZAGA CARDINA | LIS LVDOVICI FILIVS. Jugendliches
Brustbild rechts, im Dreiviertelprofile, mit braunen Augen und Haupthaar, schwachem Bartanflug auf
Nr. 88.
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Sammlung des Giovio (Nr. 86), wie in den Sammlungen berühmter Capitäne von Capriolo und Totti,
in jenen Bildnissen, welche P. Schroeder mittheilt, und zweimal in unserer Sammlung. Und in allen
diesen Bildnissen erscheint er nach demselben Originale, ein Zeichen, dass dieses von einem berühmten
Meister herrührt und wohl auch das einzige war, das den Heerführer genügend darstellte. Es muss
nach dem Alter, in welchem Rodomonte erscheint, in den Jahren 1527 bis 1530 entstanden sein, und
zwar in Rom, worauf seine Beziehungen zu Papst Clemens VII. hindeuten. Alle diese Umstände
weisen auf Sebastiano del Piombo als den Maler des Originales hin. Unsere Copie, Nr. 87, spiegelt die
Vorzüge des Originales sehr getreu und fällt durch die schöne helle Bronzefarbe des Incarnates auf,
welche wir nur noch einmal wieder begegnen
(Nr. 143). Wer der Copist war, lässt sich heute
nicht feststellen.
88. Dessen Gemahlin Isabella,
Tochter des Vespasiano Colonna, Braut des Ippolito
Medici, von diesem verschmäht (vgl. Nr. 89 A) und
1531 mit Lodovico Rodomonte vermählt, Herrin des
Herzogthums Traetto und der Grafschaft Fondi. Sie
begab sich nach dem Tode ihres Gemahls in dessen
Gebiet (Sommer 1533) und Hess sich in Rivarolo nieder.
Da sie regieren zu wollen schien, rief sie die Gegner-
schaft ihres Schwiegervaters Lodovico und ihres
Schwagers Cagnino (Nr. 85) hervor, ging daher im
Mai 1534 nach Neapel und vermählte sich dort zum
zweiten Male mit Carlo di Lannoy, Fürsten von Sol-
mona. Sie starb am 11. April 1570.
Zierliche Goldschrift, theilweise verlöscht:
ISABELla coluMNa vespasiani filiA MAR j CHIONIS
RODOMON tis VXOR. Brustbild links, im Pro-
file, mit grossen braunen Augen, Brauen und
Haupthaar und voller, etwas vorstehender Ober-
lippe, das Haar in eine schwarze Haube gefasst,
darüber ein durchsichtiger schwarzer Schleier,
der auf die Schulter herabfällt, in schwarzem
Unter- und Oberkleide, das fein gefältelte Hemd
und die schmale Krause vorne mit weissen
Schnürchen zugebunden. Die sichtbare sehr
schmale rechte Hand an die Brust gelegt. Grund
grün. Auf der Rückseite des Holztäfelchens in Cursivschrift: Isabella Columna uxor\ Ludovici dicti
Rodomont. — Katalog Nr. 598.
Treffliche Copie von der Hand des Malers der mantuanischen Frauenbildnisse nach einem alten
Originale, welches die Markgräfin, wie aus ihrem noch jugendlichen Alter und aus der Trauer zu
schliessen ist, bald nach dem Tode ihres Gemahles, also 1533, darstellt und vielleicht dem Giulio
Romano oder einem seiner Schüler (Giulio Campi?) zuzuschreiben sein dürfte.
89. Cardinal Pirro,
geboren 1505, widmete sich dem geistlichen Stande, wurde Protonotar und befand sich 1527 in Rom, als die
Stadt von Karl von Bourbon eingenommen wurde. Er begleitete Papst Clemens VII. in das Castell von San An-
gelo und entzog sich der Roheit der Soldaten durch die Flucht. Damals zum Bischof von Modena gewählt,
gab er das Bisthum auf, als er am 21. November desselben Jahres in der zweiten Promotion zum Cardinaldiakon
des Titels Santa Agatha ernannt wurde, wozu die Dienste, die sein Bruder Rodomonte dem Papste erwiesen,
beigetragen zu haben scheinen. Im Jahre 1528 verliess der durch Sittenreinheit und wissenschaftliche Bildung
ausgezeichnete Cardinal Rom und kehrte nach Sabioneta zurück, wo er schon im April 1529 starb.
Zierliche Goldschrift: pIRINVS MARCHIO DE GONZAGA CARDINA | LIS LVDOVICI FILIVS. Jugendliches
Brustbild rechts, im Dreiviertelprofile, mit braunen Augen und Haupthaar, schwachem Bartanflug auf
Nr. 88.