Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
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LVCRETIA MARCHIONISSA | DE INCISA (halb verlöscht) VXOR FEDERICI | GonzAG: MAR-
CHIONIS | (de Ga) ZOLO. Brustbild rechts, im Dreiviertelprofile, mit braunen Augen und Haaren, die
feinen Brauen lichter, Nase und Mund klein. Ueber das Haupt ist ein schwarzer Schleier mit ge-
zacktem Rande gelegt, die Spitze tief in die Stirne gezogen. Um den Hals und die sichtbare rechte
Hand, die an die Brust gelegt ist, weisse Krausen, das Kleid schwarz. Um die Schultern eine dreifach
geschlungene Schmuckkette, gleichfalls schwarz und matt. Am kleinen Finger ein Goldring mit
schwarzem Steine. Grund braunschwarz. Ohne
Aufschrift auf der Rückseite. — Katalog Nr. 608,
v. Sacken Nr. 607. — Auf Pappe aufgezogen.
Das vorliegende Bild ist als Gegenstück zu
Nr. 96 gemalt, so aber, dass, wenn beide neben
einander gestellt werden, das der Frau von der
rechten, das des Mannes von der linken Seite auf-
genommen erscheint. Schon daraus geht hervor,
dass das Bildniss der Lucrezia erst nachträglich
als Gegenstück zu dem ihres Mannes gemalt
wurde. Dazu kommt, dass sie in tiefer Trauer
erscheint, also erst nach dem Tode Federicos, im
Laufe des Jahres 1570 porträtirt wurde. Da sie
damals unserem Bilde zufolge ungefähr 3o Jahre
alt, also 1540 geboren war, wird ihre Vermäh-
lung nicht vor 1555 und das Geburtsjahr ihres
Sohnes nicht vor 1556 angesetzt werden können.
Dies ist wichtig, weil daraus hervorgeht, dass
die Originalaufnahme des Bildes ihres Gemahles
in das Jahr der Vermählung (1555) fällt und aus
letzterem Datum auch auf das des folgenden
Bildes (Nr. 98) geschlossen werden kann. Der
Meister ist unbekannt, der Copist sehr wahr-
scheinlich der Frauenmaler.
Nr. 9;.
In der Galerie der Schönheiten zu Ruhe-
lust befand sich auch das Bildniss der Lucrezia,
zusammengestellt mit jenem der Paola Martinenga (unten, Nr. 115).1 Es scheint in der That, dass das
vorliegende Bild, obwohl in Trauer, die Vorlage gewesen sei; denn ihr Brustbild ist ein Gegenstück zu
jenem der Paola.
98. Dessen Sohn Carlo,
wahrscheinlich geboren 15562 und schon vor 1567 gestorben.3
CAROLVS GONZAGA MARCHIO FEDERICI j MARCHIONIS DE GAZOLO FILIVS. Knabenhaftes Brust-
bild links, im Dreiviertelprofile, mit braunen Augen und Haupthaar, letzteres kurz, volles, breites An-
gesicht, mit kurzer Nase und kleinem, vollem Munde, in schwarzem Rocke mit dunkleren Streifen,
am Halse und den gepufften Achseln mit braunem Pelze verbrämt, auf letzterem und auf dem Mittel-
streifen verzierte goldene Knöpfe. Die weisse Halskrause schmal. Um Hals und Brust eine mehrfach
gelegte feine Goldkette. Grund blassviolett. Ohne Aufschrift auf der Rückseite. — Katalog Nr. 609,
v. Sacken Nr. 608. — Auf Pappe aufgezogen.
Das Alter von höchstens zehn Jahren und das Datum der Geburt des Dargestellten lassen die
Entstehung des Originales im Jahre 1566 folgern. Der Maler desselben ist unbekannt, ist aber wohl
1 Relatio über Ph. Hainhofens Ynsprugger Rayss, 1628, Mscr., p. 53.
2 Vgl. die Bemerkungen zu Nr. 97. 3 Vgl. S. 220, Note 2; sein Vater war 1567 schon kinderlos.
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LVCRETIA MARCHIONISSA | DE INCISA (halb verlöscht) VXOR FEDERICI | GonzAG: MAR-
CHIONIS | (de Ga) ZOLO. Brustbild rechts, im Dreiviertelprofile, mit braunen Augen und Haaren, die
feinen Brauen lichter, Nase und Mund klein. Ueber das Haupt ist ein schwarzer Schleier mit ge-
zacktem Rande gelegt, die Spitze tief in die Stirne gezogen. Um den Hals und die sichtbare rechte
Hand, die an die Brust gelegt ist, weisse Krausen, das Kleid schwarz. Um die Schultern eine dreifach
geschlungene Schmuckkette, gleichfalls schwarz und matt. Am kleinen Finger ein Goldring mit
schwarzem Steine. Grund braunschwarz. Ohne
Aufschrift auf der Rückseite. — Katalog Nr. 608,
v. Sacken Nr. 607. — Auf Pappe aufgezogen.
Das vorliegende Bild ist als Gegenstück zu
Nr. 96 gemalt, so aber, dass, wenn beide neben
einander gestellt werden, das der Frau von der
rechten, das des Mannes von der linken Seite auf-
genommen erscheint. Schon daraus geht hervor,
dass das Bildniss der Lucrezia erst nachträglich
als Gegenstück zu dem ihres Mannes gemalt
wurde. Dazu kommt, dass sie in tiefer Trauer
erscheint, also erst nach dem Tode Federicos, im
Laufe des Jahres 1570 porträtirt wurde. Da sie
damals unserem Bilde zufolge ungefähr 3o Jahre
alt, also 1540 geboren war, wird ihre Vermäh-
lung nicht vor 1555 und das Geburtsjahr ihres
Sohnes nicht vor 1556 angesetzt werden können.
Dies ist wichtig, weil daraus hervorgeht, dass
die Originalaufnahme des Bildes ihres Gemahles
in das Jahr der Vermählung (1555) fällt und aus
letzterem Datum auch auf das des folgenden
Bildes (Nr. 98) geschlossen werden kann. Der
Meister ist unbekannt, der Copist sehr wahr-
scheinlich der Frauenmaler.
Nr. 9;.
In der Galerie der Schönheiten zu Ruhe-
lust befand sich auch das Bildniss der Lucrezia,
zusammengestellt mit jenem der Paola Martinenga (unten, Nr. 115).1 Es scheint in der That, dass das
vorliegende Bild, obwohl in Trauer, die Vorlage gewesen sei; denn ihr Brustbild ist ein Gegenstück zu
jenem der Paola.
98. Dessen Sohn Carlo,
wahrscheinlich geboren 15562 und schon vor 1567 gestorben.3
CAROLVS GONZAGA MARCHIO FEDERICI j MARCHIONIS DE GAZOLO FILIVS. Knabenhaftes Brust-
bild links, im Dreiviertelprofile, mit braunen Augen und Haupthaar, letzteres kurz, volles, breites An-
gesicht, mit kurzer Nase und kleinem, vollem Munde, in schwarzem Rocke mit dunkleren Streifen,
am Halse und den gepufften Achseln mit braunem Pelze verbrämt, auf letzterem und auf dem Mittel-
streifen verzierte goldene Knöpfe. Die weisse Halskrause schmal. Um Hals und Brust eine mehrfach
gelegte feine Goldkette. Grund blassviolett. Ohne Aufschrift auf der Rückseite. — Katalog Nr. 609,
v. Sacken Nr. 608. — Auf Pappe aufgezogen.
Das Alter von höchstens zehn Jahren und das Datum der Geburt des Dargestellten lassen die
Entstehung des Originales im Jahre 1566 folgern. Der Maler desselben ist unbekannt, ist aber wohl
1 Relatio über Ph. Hainhofens Ynsprugger Rayss, 1628, Mscr., p. 53.
2 Vgl. die Bemerkungen zu Nr. 97. 3 Vgl. S. 220, Note 2; sein Vater war 1567 schon kinderlos.