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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 17.1896

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5904#0250
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

233

Es bildet kein Gegenstück zu jenem ihres Gemahles, ja der Massstab des Kopfes ist beinahe nochmals
so gross als jener im Porträte des Letzteren. Vielmehr scheint das Bild für sich allein gemalt zu sein;
es verräth ein Alter von etwa 25 Jahren. Dass das Original auf Lorenzo Costa zurückgeführt werden
dürfe, lässt sich nicht mit Bestimmtheit behaupten, ist aber sehr wahrscheinlich.

Söhne und Enkel des Gianfrancesco (Nr. 116).

118. Rodolfo,1

anerkannte die Primogenitur der Familie seines älteren Bruders Massimiliano (Nr. 122) nicht sondern trat seine
Rechte auf Luzzara 1545 seinem ältesten Sohne Luigi (Nr. 120) ab. Von Ferrante Gonzaga Guastalla kaufte er
153g Castell Poviglio, dessen Rückkauf durch Letzteren
Pier Luigi Farnese von Parma, in dessen Gebiete das
Castell lag, verhinderte, indem er es besetzen liess.
Dessen Sohn Ottavio Farnese ernannte ihn 1550 zum
Vicemarchese von Novara, das Kaiser Karl V. ihm über-
geben hatte. Rodolfo starb um 1553.

Grosse dicke Goldschrift: RVDOLPHVS GON-
ZAGA MArlCHIO DE LVZARA. Brustbild rechts, im
Dreiviertelprofil, Augen, Haupthaar, Brauen und
Vollbart dunkelbraun, bräunliche Gesichtsfarbe,
die Nase breit und lang, der Mund klein, auf dem
Kopfe ein schwarzes, mit goldenen Oliven geziertes
Baret, an dem auf der linken Seite eine schwarze
Feder befestigt ist, der weisse Halskragen roth aus-
genäht, der Rock roth, die Ränder an den Achseln,
um den Hals und an der Brust sowie an den Aus-
schnitten auf letzterer mit weissem Pelz verbrämt
und mit goldenen länglichrunden Knöpfen ge-
schlossen. Grund grasgrün. Auf der Rückseite
der alte Pergamentstreif mit der Aufschrift: Ro-
dolfo Mar ■ de Lu^ara, beigefügt in gröberer
Schrift: I(oannis) F(rancisci) f(ilius) Sgr. —
Katalog Nr. 632, v. Sacken Nr. 626. — Auf Pappe
aufgezogen.

Nach dem Alter des Dargestellten, der als ein
Vierziger erscheint, ist das Original des vorliegen-
den Bildes etwa im Jahre 1552 entstanden. Der

Meister ist unbekannt, die Copie nach allen Anzeichen von jenem Maler hergestellt, welcher oben,
S. 174, C, besprochen worden ist; sie ist sehr gut aber auch etwas derb gemalt.
119. Dessen Gemahlin Isabella,

Tochter des Pirro Gonzaga (Nr. 83) von Sabioneta, vermählt um 1537,2 eine Frau von hoher Bildung und An-
muth, die Bernardo Tasso im 100. Gesänge der Amadigi mit Lobsprüchen preist. Das Todesjahr ist unbekannt.
Sie war die Mutter von vier Söhnen und zwei Töchtern.

Grosse grobe Goldschrift: 1SABELLA GONZAGA VXOR | RVDOLPHI. Brustbild rechts, fast von vorne,
mit grossen dunkelbraunen Augen und Haupthaar, über letzterem ein auch die Stirne bedeckendes
schwarzes Florhäubchen mit in den Rücken fallendem Schleier, grosse Halskrause und schwarzes Kleid.
Das alternde ausdrucksvolle Gesicht zeigt die deutlichen Spuren einstiger Schönheit. Grund dunkel-
grasgrün mit Angabe des Schlagschattens. Auf der Rückseite des Holztäfelchens: Isabella Gonzaga
Rudolphi | uxor. — Katalog Nr. 626, v. Sacken Nr. 627.

' Das Geburtsjahr ist nicht überliefert. Da die Vermählung der Eltern auf 1509 bis 1510 angesetzt werden kann

und Rodolfo ein jüngerer, wahrscheinlich der zweite Sohn war, dürfte er 1512 geboren sein.

2 Das Geburtsjahr ihres älteren Sohnes Luigi (Nr. 120) ist 1538.

XVII. 3o

Nr. 119.
 
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