Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
ausgezacktem Schleier und schwarzem Kleide. Grund grün. — Das alte Holztäfelchen später durch
Auflegen von sehr dünnem Fournierholz verstärkt. — Katalog Nr. 653.
So weit nach der allgemeinen Familienähnlichkeit sowie nach der Malweise ein Schluss gestattet
ist, gehört die in dem vorliegenden Bilde Dargestellte der Familie des Luigi von Luzzara (Nr. 120)
an, nach dessen Tode in Ferrara (1570) sich seine Witwe Diana Pecoroni (Nr. 121) nach Luzzara
zurückzog. Von ihren sieben Töchtern erwähnt Litta (Gonzaga, Tav. XVI) Elisabetta (später vermählt),
Margherita, Camilla, Lucrezia, Seslilia, Luigia und Barbara (später vermählt); von ihnen ist Luigia
unter Nr. 129 oben schon aufgeführt worden; welche von den anderen hier gemeint sei, lässt sich nicht
feststellen. Sicher ist nur, dass unsere ungenannte Nonne eine sehr grosse Familienähnlichkeit mit dem
ältesten Sohne des Luigi, Rodolfo (Nr. 127), hat.
Ueber den Maler siehe oben, S. 174, C.
143. Ungenannte Dame.
Ohne Aufschrift. Brustbild links, im Drei-
viertelprofile, mit braunen Augen, Brauen und
Haupthaar, letzteres glatt zurückgekämmt, der Zopf
mit einem gelbbraunen Schleier bedeckt, der sich
knapp an den rückwärtigen Theil der Halskrause
anlegt und nur mit den Rändern sichtbar ist; die
Nase steil, der Mund etwas vorgeschoben, in glatter
Halskrause und schwarzem Kleide, um Hals und
Brust eine doppelte Perlenschnur. Grund braun.
— Auf Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 654.
In unserer Betrachtung der mantuanischen
Bilder hat sich die schon in der Einleitung zu den-
selben hervorgehobene Wahrnehmung bestätigt,
dass neben den Fürsten regelmässig die Gemah-
linnen erscheinen, welche die Mütter der Erst-
geborenen oder Nachfolger des Vaters waren.
Dieses Princip finden wir mit so grosser Conse-
quenz befolgt, dass wir in der That nur auf zwei
Fälle gerathen sind, in welchen die Mutter des
Nachfolgers fehlt. Der eine dieser beiden Fälle
( Giovanna von Orsini-Petigliano; vgl. S. 169,
Note 2 und Nr. 82) wurde schon oben daraus er-
klärt, dass ihre Söhne in zartem Kindesalter starben. Es bleibt also für die eine ungenannte Dame nur
noch der andere Fall übrig, welcher die Gemahlin des Cesare von Guastalla (Nr. 69), Camilla Borro-
mea, betrifft. Wir werden daher mit grösster Wahrscheinlichkeit in dem hier vorliegenden Bilde eben
diese Camilla vermuthen dürfen, dies umsomehr, als sowohl ihr Sohn Ferrante II. (Nr. 75) als auch
ihre Tochter Margaretha (Nr. 76 und 92) in unseren Bildern vertreten sind und als sie selbst schon zur
Zeit ihrer Vermählung wegen ihrer vorzüglichen Eigenschaften in grossem Ansehen stand.'
Die wichtigsten Daten ihres Lebens haben wir schon oben berührt (Nr. 69). In dem vorliegenden
Bilde erscheint sie in einem Alter von 40 Jahren. Da ihre Vermählung in das Jahr 1560 fällt und
sie damals höchstens 20 Jahre zählte, ergibt sich für unser Bild ungefähr das Jahr 1580 als die Zeit
der Originalaufnahme. Sie erscheint in der That schon mit dem Schleier und in schwarzem Kleide,
also als Witwe, die sie im Jahre 1575 wurde. Die nicht schönen aber charakterfesten Züge ihres
Gesichtes sind auch in der Copie vorzüglich wiedergegeben, in einer Weise, welche in keinem anderen
■ Besonders lobend erwähnt ihrer Alfonso Ulloa, der Vicar des Ferrante I. von Guastalla in Mailand, in seinem Werke:
Vita del valorosissimo e gran capitano D. Ferrante de Gonzaga, Venezta 1563, P. 178.
3i*
ausgezacktem Schleier und schwarzem Kleide. Grund grün. — Das alte Holztäfelchen später durch
Auflegen von sehr dünnem Fournierholz verstärkt. — Katalog Nr. 653.
So weit nach der allgemeinen Familienähnlichkeit sowie nach der Malweise ein Schluss gestattet
ist, gehört die in dem vorliegenden Bilde Dargestellte der Familie des Luigi von Luzzara (Nr. 120)
an, nach dessen Tode in Ferrara (1570) sich seine Witwe Diana Pecoroni (Nr. 121) nach Luzzara
zurückzog. Von ihren sieben Töchtern erwähnt Litta (Gonzaga, Tav. XVI) Elisabetta (später vermählt),
Margherita, Camilla, Lucrezia, Seslilia, Luigia und Barbara (später vermählt); von ihnen ist Luigia
unter Nr. 129 oben schon aufgeführt worden; welche von den anderen hier gemeint sei, lässt sich nicht
feststellen. Sicher ist nur, dass unsere ungenannte Nonne eine sehr grosse Familienähnlichkeit mit dem
ältesten Sohne des Luigi, Rodolfo (Nr. 127), hat.
Ueber den Maler siehe oben, S. 174, C.
143. Ungenannte Dame.
Ohne Aufschrift. Brustbild links, im Drei-
viertelprofile, mit braunen Augen, Brauen und
Haupthaar, letzteres glatt zurückgekämmt, der Zopf
mit einem gelbbraunen Schleier bedeckt, der sich
knapp an den rückwärtigen Theil der Halskrause
anlegt und nur mit den Rändern sichtbar ist; die
Nase steil, der Mund etwas vorgeschoben, in glatter
Halskrause und schwarzem Kleide, um Hals und
Brust eine doppelte Perlenschnur. Grund braun.
— Auf Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 654.
In unserer Betrachtung der mantuanischen
Bilder hat sich die schon in der Einleitung zu den-
selben hervorgehobene Wahrnehmung bestätigt,
dass neben den Fürsten regelmässig die Gemah-
linnen erscheinen, welche die Mütter der Erst-
geborenen oder Nachfolger des Vaters waren.
Dieses Princip finden wir mit so grosser Conse-
quenz befolgt, dass wir in der That nur auf zwei
Fälle gerathen sind, in welchen die Mutter des
Nachfolgers fehlt. Der eine dieser beiden Fälle
( Giovanna von Orsini-Petigliano; vgl. S. 169,
Note 2 und Nr. 82) wurde schon oben daraus er-
klärt, dass ihre Söhne in zartem Kindesalter starben. Es bleibt also für die eine ungenannte Dame nur
noch der andere Fall übrig, welcher die Gemahlin des Cesare von Guastalla (Nr. 69), Camilla Borro-
mea, betrifft. Wir werden daher mit grösster Wahrscheinlichkeit in dem hier vorliegenden Bilde eben
diese Camilla vermuthen dürfen, dies umsomehr, als sowohl ihr Sohn Ferrante II. (Nr. 75) als auch
ihre Tochter Margaretha (Nr. 76 und 92) in unseren Bildern vertreten sind und als sie selbst schon zur
Zeit ihrer Vermählung wegen ihrer vorzüglichen Eigenschaften in grossem Ansehen stand.'
Die wichtigsten Daten ihres Lebens haben wir schon oben berührt (Nr. 69). In dem vorliegenden
Bilde erscheint sie in einem Alter von 40 Jahren. Da ihre Vermählung in das Jahr 1560 fällt und
sie damals höchstens 20 Jahre zählte, ergibt sich für unser Bild ungefähr das Jahr 1580 als die Zeit
der Originalaufnahme. Sie erscheint in der That schon mit dem Schleier und in schwarzem Kleide,
also als Witwe, die sie im Jahre 1575 wurde. Die nicht schönen aber charakterfesten Züge ihres
Gesichtes sind auch in der Copie vorzüglich wiedergegeben, in einer Weise, welche in keinem anderen
■ Besonders lobend erwähnt ihrer Alfonso Ulloa, der Vicar des Ferrante I. von Guastalla in Mailand, in seinem Werke:
Vita del valorosissimo e gran capitano D. Ferrante de Gonzaga, Venezta 1563, P. 178.
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