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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 17.1896

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5904#0261
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Dr. Friedrich Kenner.

Bilde der mantuanischen Reihe wieder erscheint; man darf darnach annehmen, dass das Original in
Rom oder in Mailand entstanden ist.

Verona.1

Die folgenden vier Bildnisse der Scaligeri von Verona sind von Herrn Custos Dr. Julius Ritter
von Schlosser in trefflicher Weise behandelt worden,2 so dass wir uns hier kurz über sie fassen

können. Altichiero malte um 1364 im grossen
Saale des Schlosses von Verona Frescogemälde
(den jüdischen Krieg, d. i. die Eroberung und Zer-
störung von Jerusalem) und fügte unter denselben
eine Reihe von Rundbildern (Medaglie) bei, von
welchen man, wie Vasari sagt, glaubte, dass sie
Bildnisse berühmter Zeitgenossen, vor Allem der
Scaligeri, enthalten haben.3 Diese Tradition be-
ruht augenscheinlich auf Wahrheit. Es entspricht
jener Zeit sowie dem Vorgehen Giotto's und seiner
Schüler, Cyklen von Bildnissen berühmter Männer
zu malen,* wofür etwa die Rundbilder der Päpste
in St. Peter und St. Paul in Rom das Motiv, antike
römische Kaisermünzen das Vorbild geboten haben
mögen. Auch haben die Köpfe in unseren Bildern,
die ohne Zweifel letzte Ueberreste der lange schon
verschwundenen Fresken des Palastes von Verona
sind, die Eigenthümlichkeit, dass sie alle im Pro-
file, bald von rechts, bald von links, dargestellt
erscheinen, ursprünglich also eine Folge paarweise
sich zugewendeter Porträte gebildet haben müssen.
Die Reihe ist nicht vollständig, wie schon unser
auszügliches genealogisches Schema zeigt; doch
findet sich auch in der Porträtgalerie in Florenz
nur um ein Bildniss mehr als in unserer Samm-
lung, jenes Mastino IL, das Dr. v. Schlosser in Ab-
Nr. 145. °' ' '

bildung gebracht hat. Ueber Cansignorio gehen

die Bildnisse der Herren von Verona auch in Flo-
renz nicht hinaus, ein Zeichen, dass sie mit den Fresken von Altichiero in der That in Zusammenhang
stehen, da dieser gerade unter der Regierung des Genannten seine Thätigkeit im Schlosse von Verona
entfaltete.

' Das genealogische Schema ist folgendes:

Alberto

Cangrande I. (145) Alboino I.

Mastino II. Alberto II.
Cangrande II. (146) Cansignorio (144, 147)

2 Jahrbuch XVI (1895), S. 181 f.

3 Vasari-Milanesi III, p. 633.

4 Ebenda I, p. 626. Tommaso Giottino malte im Hause der Orsini in Rom »una sala piena di uomini famosi«.
Ueber noch ältere Bildnisse aus dem XIII. Jahrhunderte siehe Janitschek in Lützow's Zeitschrift für bildende Kunst X (1875),
S. 343 f.
 
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