Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.
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Die ersten Copien sind sehr wahrscheinlich von Giovio für seine Porträtsammlung veranlasst
worden - denn damals bestanden die Fresken noch. Die zweiten Copien sind wohl jene, welche Altis-
simo für Florenz malte; die dritten endlich, jene unserer Sammlung, scheinen wieder nach den Bildern
in Florenz copirt zu sein, und zwar von demselben Maler, welcher auch die Copien der Mediceischen
Bildnisse für den Erzherzog malte;1 dies zeigt sich deutlich in der Grösse des Massstabes, den dunklen
Farben und der flüchtigen Art des Vortrages, der in den beiden Reihen derselbe ist.
144. Siehe unten, Nr. 147 B.
145. Cangrande I.,
Sohn des Alberto (gestorben i3oi) und der Verda de Sallizoli, geboren 9. März 1261, seit i3o8 Mitregent seines
Bruders Alboino, nach dessen Tode (i3n) von König Heinrich VII. als Herr von Verona und als Reichsvicar
eingesetzt, vereinigte im Kampfe mit den Weifen fast
die ganze Mark Verona unter seiner Herrschaft und er-
hielt i32g von König Ludwig dem Bayer überdies das
Vicariat von Mantua. Er starb im Juli desselben Jahres
in dem Rufe eines Mannes von grossen Ideen und eines
tüchtigen Feldherrn aber auch eines Beschirmers der
Künste und Wissenschaften und eines gastfreundlichen
Schützers berühmter Flüchtlinge.2 Er wurde in dem
von Bonino da Campione gearbeiteten Grabe beigesetzt,
welches den Eingang zur Kirche Santa Maria Antica in
Verona bildet; auf dem hohen Dache des über der
Tumba erbauten Tabernakels steht sein Reiterstandbild;
den Sarg schmücken Relief bilder seiner Kriegsthaten;
eine zweifache Grabschrift rühmt seine »ingentia facta«.3
Seine Gemahlin Johanna, Tochter des Konrad von
Antiochia Grafen von Alba und Enkelin Kaisers Fried-
rich IL, starb am 29. December 1352.
Aufschrift in gelber Oelfarbe: Can grande
dalla scala(sic). Brustbild links, im Profil, un-
bärtig, mit braunen Augen und Brauen, vorsprin-
gender gebogener Nase, das Haupthaar bedeckt
mit einer rothen Haube, die wie ein faltiges Tuch
turbanartig gebunden ist, im Ringelpanzer, die
Ringel am Halse gelb, darüber der Hemdstreif.
Der Waffenrock kirschroth, ohne Aermel, Vorder-
und Rückentheil durch schmale Achselbänder ver-
bunden, vorne auf der Brust sehr gross eine in
Lilafarbe eingewebte Leiter. Grund braun. —
Auf Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 694. —
Dunkel gemalt, insbesondere das Incarnat.
Abgebildet bei Aliprando-Caprioli, fol. 21; Totti, p. 24; farbig bei Litta nach dem vorliegenden
Bilde. — v. Schlosser, Jahrbuch XVI (1895), Nr. I.
Nach dem Jahre i3i6 malte Giotto selbst bei seinem Aufenthalte in Verona ausser verschiedenen
anderen Sachen das Bildniss Cangrande I.;4 damals hatte dieser das 54. Lebensjahr überschritten. Es
ist wahrscheinlich, dass Altichiero diese Vorlage benützte, die ja gewiss auch al fresco gemalt, also
um 1364 noch in Verona vorhanden war.
Nr. 146.
1 Sie sind jetzt im Saale XV des Hochparterres, Taf. B, Nr. 1—36, ausgestellt und sollen in einer weiteren Fort-
setzung dieser Publication mitgetheilt werden.
2 Unter ihnen Dante, Uguccione Faggiolano, Spinetta, Malaspina u. A.
3 Litta, Farn. cel. Italiane, Scaligeri di Verona.
4 Vasari-Milanesi I, p. 388.
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Die ersten Copien sind sehr wahrscheinlich von Giovio für seine Porträtsammlung veranlasst
worden - denn damals bestanden die Fresken noch. Die zweiten Copien sind wohl jene, welche Altis-
simo für Florenz malte; die dritten endlich, jene unserer Sammlung, scheinen wieder nach den Bildern
in Florenz copirt zu sein, und zwar von demselben Maler, welcher auch die Copien der Mediceischen
Bildnisse für den Erzherzog malte;1 dies zeigt sich deutlich in der Grösse des Massstabes, den dunklen
Farben und der flüchtigen Art des Vortrages, der in den beiden Reihen derselbe ist.
144. Siehe unten, Nr. 147 B.
145. Cangrande I.,
Sohn des Alberto (gestorben i3oi) und der Verda de Sallizoli, geboren 9. März 1261, seit i3o8 Mitregent seines
Bruders Alboino, nach dessen Tode (i3n) von König Heinrich VII. als Herr von Verona und als Reichsvicar
eingesetzt, vereinigte im Kampfe mit den Weifen fast
die ganze Mark Verona unter seiner Herrschaft und er-
hielt i32g von König Ludwig dem Bayer überdies das
Vicariat von Mantua. Er starb im Juli desselben Jahres
in dem Rufe eines Mannes von grossen Ideen und eines
tüchtigen Feldherrn aber auch eines Beschirmers der
Künste und Wissenschaften und eines gastfreundlichen
Schützers berühmter Flüchtlinge.2 Er wurde in dem
von Bonino da Campione gearbeiteten Grabe beigesetzt,
welches den Eingang zur Kirche Santa Maria Antica in
Verona bildet; auf dem hohen Dache des über der
Tumba erbauten Tabernakels steht sein Reiterstandbild;
den Sarg schmücken Relief bilder seiner Kriegsthaten;
eine zweifache Grabschrift rühmt seine »ingentia facta«.3
Seine Gemahlin Johanna, Tochter des Konrad von
Antiochia Grafen von Alba und Enkelin Kaisers Fried-
rich IL, starb am 29. December 1352.
Aufschrift in gelber Oelfarbe: Can grande
dalla scala(sic). Brustbild links, im Profil, un-
bärtig, mit braunen Augen und Brauen, vorsprin-
gender gebogener Nase, das Haupthaar bedeckt
mit einer rothen Haube, die wie ein faltiges Tuch
turbanartig gebunden ist, im Ringelpanzer, die
Ringel am Halse gelb, darüber der Hemdstreif.
Der Waffenrock kirschroth, ohne Aermel, Vorder-
und Rückentheil durch schmale Achselbänder ver-
bunden, vorne auf der Brust sehr gross eine in
Lilafarbe eingewebte Leiter. Grund braun. —
Auf Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 694. —
Dunkel gemalt, insbesondere das Incarnat.
Abgebildet bei Aliprando-Caprioli, fol. 21; Totti, p. 24; farbig bei Litta nach dem vorliegenden
Bilde. — v. Schlosser, Jahrbuch XVI (1895), Nr. I.
Nach dem Jahre i3i6 malte Giotto selbst bei seinem Aufenthalte in Verona ausser verschiedenen
anderen Sachen das Bildniss Cangrande I.;4 damals hatte dieser das 54. Lebensjahr überschritten. Es
ist wahrscheinlich, dass Altichiero diese Vorlage benützte, die ja gewiss auch al fresco gemalt, also
um 1364 noch in Verona vorhanden war.
Nr. 146.
1 Sie sind jetzt im Saale XV des Hochparterres, Taf. B, Nr. 1—36, ausgestellt und sollen in einer weiteren Fort-
setzung dieser Publication mitgetheilt werden.
2 Unter ihnen Dante, Uguccione Faggiolano, Spinetta, Malaspina u. A.
3 Litta, Farn. cel. Italiane, Scaligeri di Verona.
4 Vasari-Milanesi I, p. 388.