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Dr. Friedrich Kenner.
146. Cangrande IL,
Sohn Mastino II. (gestorben 3. Juni 1351) und der Taddea de Carrara, Grossneffe des Cangrande I., geboren
17. Juni i332, wurde von seinem Onkel Alberto II. mit seinen Brüdern zur Mitregentschaft beigezogen (1351)
und als der Aelteste von ihnen mit den Geschäften der Regierung betraut, die er nach des Oheims Tode (1352)
selbstständig führte. Seit einer Erhebung Veronas zu Gunsten seines Bruders Fregnano, der nach Wieder-
einnähme der Stadt die Verschwörung mit dem Leben büsste, blutdürstig und argwöhnisch, befestigte er Ve-
1 rona selbst und die anderen Städte seines Landes, suchte seinen natürlichen Kindern das zusammengescharrte
Geld und selbst die Nachfolge zu verschaffen und beeidete sogar seine Söldner auf diesen Plan. Sein jüngerer
Bruder Cansignorio, dadurch in seinen Rechten der
Nachfolge verletzt, liess ihn am 14. December 1359 in
der Nähe von Santa Eufemia ermorden. Er wurde in
Santa Maria Antica beigesetzt. Seine Ehe mit Elisa-
beth, Tochter des Kaisers Ludwig des Bayers, verlobt
18. April i33g an Johann I. von Niederbaiern, der vor
der Hochzeit starb, vermählt 1350, blieb kinderlos. Can-
signorio wagte es, der Witwe seine Hand zu bieten;
sie aber ging nach Deutschland zurück, heiratete in
zweiter Ehe am 26. April 1362 Ulrich von Würtcmberg
und starb am 2. August 1402.
Aufschrift in gelber Oelfarbe: Can GRANDE
SECONDO DELLA SCALA. Brustbild rechts, im Profil,
mit braunen Augen und Vollbart, langes schmales
Gesicht, die Nase gebogen, auf dem Kopfe eine
kirschrothe faltige Haube, mit weissem Pelz
verbrämt, im Plattenharnisch, der nur an der
Achsel sichtbar ist, alles Uebrige von dem kirsch-
rothen Oberkleide mit schmalem Hermelinkragen
verdeckt. Grund schwarzbraun. — Katalog
Nr. 695.
Abgebildet bei Aliprando Capriolo, fol. 22;
farbig bei Litta nach dem hier vorliegenden Bilde.
— v. Schlosser, a. a. O., Nr. IV.
147. Cansignorio,
geboren 1340, Bruder des Cangrande II. und dessen
Nr. 147 A. Mörder, nach der Blutthat zu Francesco von Padua ent-
flohen, von diesem nach Verona zurückgeführt und hier
als Herr der Stadt empfangen, sorgte für Handel und
Ackerbau; um seine Einkünfte zu vermehren, drückte er die Unterthanen durch Steuerlast in unerhörter Weise
und räumte seine Brüder auf die Seite, um die Nachfolge seinen natürlichen Kindern zuzuwenden. Er starb
zwei Tage, nachdem er seinen nächst jüngeren Bruder Paolalboino unter der Beschuldigung einer Verschwörung
nach zehnjähriger Kerkerhaft hatte erdrosseln lassen, am 18. October 1375.1 Seine Gemahlin Agnese, Tochter
des Karl von Anjou, Herzogs von Durazzo, vermählt i363, blieb kinderlos und begab sich nach seinem Tode
nach Neapel, vermählte sich hier in zweiter Ehe mit Jacopo del Balzo, Herzog von Andria; sie starb i383 im
Kerker, in welchen sie König Karl von Neapel, misstrauisch gegen die wachsende Macht des Hauses Balzo, ge-
steckt hatte.
A. Aufschrift in gelber Oelfarbe: CAN SIGNORIO DELLA SCALA. Brustbild links, im Profil, mit
braunen Augen und Brauen, das reiche Haupthaar sowie der lange geringelte Schnurr- und Kinnbart
grau, das ärmellose Oberkleid aus dessinirtem Goldstoff, am Halse mit braunem Pelz (?) verbrämt, das
nur am Aermelausschnitt sichtbare Unterkleid grau. Grund braun. — Auf Pappe aufgezogen. —
Katalog Nr. 6g3.
1 Das grosse Grabmal, das er sich noch auf dem Todtenbette bestellte, ist in mehreren Tafeln bei Litta, Scaligeri
di Verona, abgebildet. Es besteht aus einem sechsseitigen, tabernakelförmigen gothischen Aufbau, der reichlich mit Statuen
in den Phialen geschmückt ist und auf der Spitze des steilen Daches die Reiterstatue des Verstorbenen trägt. Die Grab-
schrift rühmt die Tugenden, welche der Verstorbene nicht bewährte, unter Anderen: ». .. jura • dabam • populis • equo • libra-
mine ■ nostris • j Omnibus • et ■ fidei • Christi • sine • sorde • sequtor«.
Dr. Friedrich Kenner.
146. Cangrande IL,
Sohn Mastino II. (gestorben 3. Juni 1351) und der Taddea de Carrara, Grossneffe des Cangrande I., geboren
17. Juni i332, wurde von seinem Onkel Alberto II. mit seinen Brüdern zur Mitregentschaft beigezogen (1351)
und als der Aelteste von ihnen mit den Geschäften der Regierung betraut, die er nach des Oheims Tode (1352)
selbstständig führte. Seit einer Erhebung Veronas zu Gunsten seines Bruders Fregnano, der nach Wieder-
einnähme der Stadt die Verschwörung mit dem Leben büsste, blutdürstig und argwöhnisch, befestigte er Ve-
1 rona selbst und die anderen Städte seines Landes, suchte seinen natürlichen Kindern das zusammengescharrte
Geld und selbst die Nachfolge zu verschaffen und beeidete sogar seine Söldner auf diesen Plan. Sein jüngerer
Bruder Cansignorio, dadurch in seinen Rechten der
Nachfolge verletzt, liess ihn am 14. December 1359 in
der Nähe von Santa Eufemia ermorden. Er wurde in
Santa Maria Antica beigesetzt. Seine Ehe mit Elisa-
beth, Tochter des Kaisers Ludwig des Bayers, verlobt
18. April i33g an Johann I. von Niederbaiern, der vor
der Hochzeit starb, vermählt 1350, blieb kinderlos. Can-
signorio wagte es, der Witwe seine Hand zu bieten;
sie aber ging nach Deutschland zurück, heiratete in
zweiter Ehe am 26. April 1362 Ulrich von Würtcmberg
und starb am 2. August 1402.
Aufschrift in gelber Oelfarbe: Can GRANDE
SECONDO DELLA SCALA. Brustbild rechts, im Profil,
mit braunen Augen und Vollbart, langes schmales
Gesicht, die Nase gebogen, auf dem Kopfe eine
kirschrothe faltige Haube, mit weissem Pelz
verbrämt, im Plattenharnisch, der nur an der
Achsel sichtbar ist, alles Uebrige von dem kirsch-
rothen Oberkleide mit schmalem Hermelinkragen
verdeckt. Grund schwarzbraun. — Katalog
Nr. 695.
Abgebildet bei Aliprando Capriolo, fol. 22;
farbig bei Litta nach dem hier vorliegenden Bilde.
— v. Schlosser, a. a. O., Nr. IV.
147. Cansignorio,
geboren 1340, Bruder des Cangrande II. und dessen
Nr. 147 A. Mörder, nach der Blutthat zu Francesco von Padua ent-
flohen, von diesem nach Verona zurückgeführt und hier
als Herr der Stadt empfangen, sorgte für Handel und
Ackerbau; um seine Einkünfte zu vermehren, drückte er die Unterthanen durch Steuerlast in unerhörter Weise
und räumte seine Brüder auf die Seite, um die Nachfolge seinen natürlichen Kindern zuzuwenden. Er starb
zwei Tage, nachdem er seinen nächst jüngeren Bruder Paolalboino unter der Beschuldigung einer Verschwörung
nach zehnjähriger Kerkerhaft hatte erdrosseln lassen, am 18. October 1375.1 Seine Gemahlin Agnese, Tochter
des Karl von Anjou, Herzogs von Durazzo, vermählt i363, blieb kinderlos und begab sich nach seinem Tode
nach Neapel, vermählte sich hier in zweiter Ehe mit Jacopo del Balzo, Herzog von Andria; sie starb i383 im
Kerker, in welchen sie König Karl von Neapel, misstrauisch gegen die wachsende Macht des Hauses Balzo, ge-
steckt hatte.
A. Aufschrift in gelber Oelfarbe: CAN SIGNORIO DELLA SCALA. Brustbild links, im Profil, mit
braunen Augen und Brauen, das reiche Haupthaar sowie der lange geringelte Schnurr- und Kinnbart
grau, das ärmellose Oberkleid aus dessinirtem Goldstoff, am Halse mit braunem Pelz (?) verbrämt, das
nur am Aermelausschnitt sichtbare Unterkleid grau. Grund braun. — Auf Pappe aufgezogen. —
Katalog Nr. 6g3.
1 Das grosse Grabmal, das er sich noch auf dem Todtenbette bestellte, ist in mehreren Tafeln bei Litta, Scaligeri
di Verona, abgebildet. Es besteht aus einem sechsseitigen, tabernakelförmigen gothischen Aufbau, der reichlich mit Statuen
in den Phialen geschmückt ist und auf der Spitze des steilen Daches die Reiterstatue des Verstorbenen trägt. Die Grab-
schrift rühmt die Tugenden, welche der Verstorbene nicht bewährte, unter Anderen: ». .. jura • dabam • populis • equo • libra-
mine ■ nostris • j Omnibus • et ■ fidei • Christi • sine • sorde • sequtor«.