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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 17.1896

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5904#0283
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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schmal, der Mund gross, etwas offenstehend, die Lippen voll, die untere vorragend; in Halskrause und
weissem Rocke darüber eine schwarze Harnischbrust mit schwarzen, gekerbten Rändern. Grund grau.
— Katalog Nr. 7i3.

Sehr gewandt gemalte Porträtskizze von demselben Maler, von welchem das Bild Nr. 171 her-
rührt. Das Alter des Dargestellten darf auf 25 Jahre

geschätzt werden.

Graf

173. Giovanni Lodovico Fiesco,
von Lavagna,

Sohn des Sinibaldo Fiesco, geboren um 1523, ein Mann
von vorzüglichen Eigenschaften aber ungezügeltem Ehr-
geiz, in dem zu Genua stets blühenden Parteihader ein
Gegner der Doria, zumal der von diesen eingeführten
Verfassung und der Anlehnung an Spanien, zettelte die
bekannte Verschwörung an, um sich der Obergewalt zu
bemächtigen, kam aber, als er sich in der Nacht des
Ausbruches der Revolution (1. auf 2. Jänner 1547) im
Hafen von Genua auf die Galeeren begeben wollte, die
er zu einer angeblichen Streifung gegen die Barbaresken
bemannt hatte, durch einen Sturz ins Meer um das
Leben. Er war mit EleonoraCybö vermählt, die nach
seinem Tode eine zweite Ehe mit dem florentinischen
Fcldherrn Chiappino Vitelli1 einging und nach dessen
Tode (1576) noch bis 1594 in Florenz lebte.

Auf Kupfer gemalt. Aufschrift wie Nr. 171:
IOs ALOYSIVS FLISCVS j . COMES. Brustbild rechts,
im Dreiviertelprofile, mit dunkelbraunen Augen,
das kurzlockige Haupthaar und der kurze Vollbart
blond, bleiches Gesicht mit fast gerader Nase und
bleichen, vollen Lippen, in Halskrause und Rü-
stung, letztere mit gelben Zierstreifen und Rosetten
auf den Achseln. Grund dunkelgrau. — Katalog
Nr. 714.

Das Bildniss in der Galerie der Uffizien in
Florenz2 (links, im Dreiviertelprofile, mit Eisenkragen und Harnischbrust über gestreiftem Waffenrock)
ist in der Anordnung von dem vorliegenden völlig verschieden und stellt den Grafen jünger, mit kaum
sprossendem Bartflaum aber ebenso blass und mit denselben lebhaften dunklen Augen dar. Wenn es
in das 20. Lebensjahr Fiesco's, d. i. etwa in das Jahr 1543, angesetzt werden kann, so gehört unser
Bild in sein 24. und letztes Lebensjahr. Es ist nach einem in Genua befindlichen Originale gemalt,
dessen Meister ich nicht zu nennen vermag. Die Behandlung der Rüstung, ihrer Ornamente und
Glanzlichter lässt vermuthen, dass der Copist derselbe Maler ist, von dem auch 171 und 172 herrühren.

Nr. 172.

Parma.

Von den beiden folgenden Bildern hat nur Nr. 175 seine eigene kurze, leider auch unvollständige
Geschichte. Das andere ist sehr wahrscheinlich aus Parma selbst, durch Herzog Alessandro übersendet
worden. Dass Pierluigi und Ottavio sowie Ranuccio fehlen, darf befremden und ist vielleicht aus einem
Zufall vielleicht aber auch aus tiefer liegenden Gründen zu erklären, die mit der so lange Zeit an-
dauernden feindlichen Stellung der beiden Ersteren gegen den Kaiser Karl V. zusammenhängen.

1 Sein Bildniss ist in Taf. B, Nr. 142, ausgestellt.

2 Totti, p. 224; vgl. Spamer, Illustrirte Weltgeschichte V, 1, S. 478.
XVII.

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