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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 17.1896

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Chmelarz, Eduard: Georg und Jakob Hoefnagel
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https://doi.org/10.11588/diglit.5904#0313
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Eduard Chmelarz. Georg und Jakob Hoefnagel.

Bd. XV, Reg. 11785 und 11787). Aus dem Braun'schen Städtebuche ersehen wir, dass er für dieses
Werk in den Jahren bis 1617 Ansichten aus Ungarn und Böhmen wie sein Vater lieferte, und bis zum
Jahre 1618 kommt sein Name in den Hofzahlamtsbüchern vor. Sein nachheriges Verschwinden können
wir uns wohl aus des Künstlers politischer Haltung erklären, welche ein längeres Verweilen im Hof-
dienste unmöglich machte. Schon sein Grossvater war in Antwerpen auf der Liste der als Anhänger
der Reformation Verdächtigen gestanden und, als nun nach Kaiser Rudolfs Tode die protestantische
Bewegung und ihr aufgehäufter Zunder in Prag in hellen Flammen aufloderte, schlug sich Jakob wieder
auf die Seite der Malcontenten und des Winterkönigs Friedrich von der Pfalz. Nachdem die Herrlich-
keit des Letzteren durch den Sieg der Kaiserlichen in der Schlacht am weissen Berge am 8. November
1620 ein rasches Ende gefunden hatte, wurde Hoefnagel durch Rescript des kaiserlichen Commissärs
Fürsten Karl von Liechtenstein vom 17. Februar 1621 nebst 29 anderen, darunter sehr vornehmen
Herren als Rebell vor Gericht citirt.1 Hoefnagel, welcher nach Angabe einer holländischen Notiz
auch »die Kasse der böhmischen Herren Stände mishandlet haben soll«, war aber vorsichtigerweise
bereits ausser Landes und so wurde er in contumaciam zu Lebens-, Ehr- und Güterverlust verurtheilt
und sein auf der Kleinseite am Ujezd gelegenes Haus confiscirt. Im Jahre 1629 oder i63o soll Jakob
Hoefnagel dann in Holland gestorben sein.

Doch wir wollen uns durch dieses düstere Schlusstableau unsere Stimmung für den Künstler
nicht trüben lassen. Er hat uns ja jenen prächtigen Plan unserer geliebten Kaiserstadt hinterlassen und
hiedurch sich den Zoll unserer Dankbarkeit, einen Platz in unserem Herzen gesichert.

1 Siehe Bilek, Dejiny konfiskaci v Cechäch (Geschichte der Confiscationen in Böhmen nach dem Jahre 1618), Prag
1883, I, p. 202. »Jakob Hufnagel, Hofmaler und Bürger auf der Kleinseite, entfloh nach der Schlacht aus dem Lande
und wurde durch das Patent vom 17. Februar 1621 zum Lebens-, Ehr- und Güterverlust verurtheilt und sein auf der
Kleinseite am Ujezd liegendes Haus ,zum goldenen Bären', das durch den Majestätsbrief des Kaisers Rudolf II. vom Jahre
1592 für ein freies Haus erklärt worden war und welches Hufnagel im Jahre 1616 um die Summe von 3500 ß Meiss. von
Heinrich de Brav gekauft hatte, confiscirt. Dieses Haus wurde 1621 mit allen Rechten und Freiheiten an Johann Skala
von Zhofe, Hufnagel's Schwager, um den Preis von 2500 ß M. abgetreten, welche Summe durch die Resolution vom
3. März auf 4000 erhöht, endlich aber auf das Gesuch des Skala durch die kaiserliche Resolution vom 26. November 1627
wieder auf den früheren Stand herabgesetzt wurde.« — Die Vorladung der Rebellen, unter denen Jakob Hoefnagel nebst
29 anderen, zum Theile sehr vornehmen Herren vor den kais. geh. Rath und »derzeit in der cron Böhaimb vollmächtigten
commissarius Carl fürst und regierer des hauses Liechtenstein« citirt wird, ist abgedruckt im Archiv der Geschichte und
Statistik, insbesondere von Böhmen, IL Theil, Dresden, Walther, 1793, p. 584. Ich entnahm diese beiden Citate den Collec-
taneen aus dem Nachlasse des Hofrathes und Directors der k. k. Hofbibliothek, Ernst Ritter von Birk, deren Einsichtnahme
mir von der Direction des k. und k. geh. Haus-, Hof- und Staatsarchives in dankenswerthester Weise gestattet wurde. —
Im Archief voor nederlandsche Kunstgeschiedenis, redigirt von Fr. D. O. Obreen, VII. Deel, Rotterdam 1888—1890, findet
sich zum 9. November 1620 auch eine den Jakob Hoefnagel diffamirende Notiz.

Porträt des Georg Hoefnagel,
Stich von Sadclcr (verkleinert).
 
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