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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 21.1900

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I. Theil: Abhandlungen
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Hermann, Hermann Julius: Zur Geschichte der Miniaturmalerei am Hofe der Este in Ferrara: Stilkritische Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5733#0156
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Zur Geschichte der Miniaturmalerei am Hofe der Este in Ferrara.

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ist, entbehren der Klarheit und Tiefe des Tones; auch
in den Physiognomien erweist sich Russi weniger er-
findungsreich. Sicher in der Zeichnung, geschickt in
der Composition, der die Zeitcostüme im Stile Pisa-
nellos besonderen Reiz verleihen, zeichnen sich seine
Bilder durch Verwendung zum Theil reizender genre-
hafter Motive aus. Seine Landschaften unterscheiden
sich von den phantastischen Felsenlandschaften Cri-
vellis; Russi bevorzugt üppige Hügellandschaften mit
dunkelgrünem Strauchwerk, über denen sich der gelb-
lich gefärbte Himmel gegen den Horizont ins Röth-
liche abtönt; die Landschaft der Euganeen mag ihm
hier Vorbild gewesen sein; in seinem Colorit überwie-
gen Hellblau und ein helles Carminroth.

Von allem Anfang an standen den Meistern Ge-
hilfen zur Seite; doch erfahren wir nur selten Näheres
über ihre Arbeit. Wir wissen nur, dass Giovanni da
Lira (vgl. Anhang, Nr. 28) und Andere an der Aus-
schmückung des zuerst ausgeführten Quinternio, Gio-
vanni dei Gaibana (vgl. Anhang, Nr. 48—50) an dem
Quinternio d betheiligt war; ebenso, dass Malatesta
(dem wohl noch zahlreiche andere Thierstücke angehören) in dem »quinterno ultimo de Job« vier
Thierbilder und Initialen ausführte (vgl. Anhang, Nr. 51). Vornehmlich mag sich ihre Thätigkeit
auf die Auszierung der Randleisten beschränkt haben, die den Rahmen zu den Miniaturen, den Thier-









X

■fr

Fig. 19. Ezechiel redet zu den Israeliten, Miniatur
eines vortrefflichen Gehilfen des Taddeo Crivelli in
in der Borsobibel, Band II, f. 75'.

(Sammlung Sr. k. u. k. Hoheit Erzh. Franz Ferdinand von
Oesterreich-Este).

Fig. 20. Stück einer Randleiste des Taddeo Crivelli in der Borsobibel, Band II, f. 192.
(Sammlung Sr. k. u. k. Hoheit Erzh. Franz Ferdinand von Oesterreich-Este).

stücken und herzoglichen Emblemen bilden; doch haben auch die Hauptmeister selbst sich daran be-
theiligt, wie ich z. B. dem Taddeo Crivelli jene zahlreichen herrlichen Randleisten mit den Rosen-
ranken zuschreiben möchte, die schon durch die peinliche Sorgfalt sowie die Zartheit des Colorits auf
einen Meister von Geschmack hinweisen.

Bedeutungsvoller war die Betheiligung zweier berühmter Miniatoren jener Zeit: des Giorgio
d'Allemagna und des Marco dell' Avogaro.

Soweit aus der urkundlichen Ueberlieferung zu schliessen ist, hat Giorgio d'Allemagna auf Antheü dea
ausdrücklichen Wunsch des Herzogs einen Quinternio ausgeführt (vgl. Anhang, Nr. 72 und 76) Nun Giorsio d'A"e

' ' magna.
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