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Hermann Julius Hermann.
hang, Nr. 283), 1534 von Sigismondo da Fiesso minirt (vgl. Anhang, Nr. 285).
Die äusserst rohen Miniaturen Sigismondos da Fiesso sind von untergeordnetem
Kunstwerth und zeigen bereits den Stil des XVI. Jahrhunderts.
Nr.21. Commune sanctorum, in der Dombibliothek; 1501 von Jacopo Filippo ausgeführt wie Nr. 19
(vgl. Anhang, Nr. 276).
f. 6': Titelblatt mit Halbfiguren von Heiligen in der Randleiste; in der Initiale M zwei
Apostel in einer felsigen Landschaft.
Nr. 22. »Tutti Ii Kyrie, Glorie etc.... le messe votive della beata vergine conlamessa de'morti«, im Domarchiv.
f. 1: Titelblatt mit einer Randleiste aus goldenem Spitzengrund, in die Medaillons mit
St. Maurelius und Franciscanern (deutet vielleicht auf Evangelista da Reggio) einge-
fügt sind; unten das Roverewappen. In der Initiale R: Einsegnung der Leiche eines
Mönches, roh in der Ausführung.
Fig. 69. Randleiste des Jacopo Filippo d'Argenta im Graduale Nr. i3 (f. 1) des Doms zu Ferrara.
Ueber Miniaturen, die Jacopo Filippo und Fra Evangelista ausser den Chorbüchern ausgeführt
haben, sind bisher keine Nachrichten bekannt; doch lässt sich annehmen, dass der Erstere in Bologna1
Andrea daiie eine reichere Thätigkeit entfaltete. Hingegen war Andrea dalle Vieze mehrfach für den Hof thätig
Veze (vgl- Anhang, Nr. 282—3oi); so liefert er 1472 ein »libro chiamato Ciro«, ein »libro ... in pruosa
volgare« und Miniaturen zu einem von Battista da San Polo übersetzten und geschriebenen Josephus
Flavius (vgl. Anhang, Nr. 288—290). Der letztgenannte Codex ist in der Bibliothek zu Modena in dem
Codex italicus DXLV (»Josepho sopra el libro de le antiquitä iudaice) erhalten, der vorne die Widmung
enthält: »Allo prestantissimo Hercule, duca di Ferrara, io suo divoto oratore, frate Baptista da Ferrara,
minimo carmelita et professore di theologia salute.« Das Titelblatt schmückt eine Randleiste aus reich-
verschlungenen weissen Astverschlingungen mit blau, roth und grün bemalten Füllungen, in welche
in Medaillons die herzoglichen Embleme des Diamantringes, der chiodära und des paraduro (die
letzteren zwei sind Embleme Borsos) eingefügt sind. Ebenso finden sich in der Randleiste auf f. 4'
Medaillons mit Thieren und den Emblemen des batesmo und eines Topfes mit Eiern. In den folgen-
den Jahren führte Andrea dalle Vieze, der ausdrücklich »scriptore e miniatore« genannt wird, unter
Anderem einen Codex der Briefe des heiligen Gregorius, einen »Dione« betitelten Codex, ein Hymnarium
für die herzogliche Kapelle (1476), 1481 die Miniaturen eines von Niccolö Mascarino geschriebenen
»Asino d'oro« für den Marchese von Mantua, ferner ein Martyrolog, ein Officium, ein Breviar »de
forma picola«, ein libro da canto (»vesperi dela quadragesima« und »matutini dela septimana«) mit
Wappen und Devisen des Herzogs auf dem Titelblatt aus, minirte eine Decade des Flavio Biondo, »che
traduse messer Nicolo da Lonigo et che scripse Nicolo Mascarino« u. A. m. (vgl. Anhang, Nr. 291 —
3oi). Ebenso sind in dem öfter genannten Bibliotheksinventar Ercoles I. mehrfach Lieferungen des
1 Vielleicht gehört ein Officium der Biblioteca Estense (Cod. lat. DCCCXXI) aus S. Michele in Bosco dem Jacopo
Filippo an. Ebenso erscheint auch ein Codex der Trivulziana (Cod. Nr. 694) »C. Sallustii de consulatu Catilinae Uber« dem
Stil des Meisters verwandt. — Jacopo Filippo d'Argenta ist nicht zu verwechseln mit einem Jacobus Filippus de Mediolano,
der 1490, 1491 und 1507 Corali für S. Salvatore in Bologna schrieb; drei davon (Nr. 53—55) im Museo Civico zu Bologna
mit Miniaturen im Stile der mailändischen Schule; vgl. Fr. Carta, Codici, corali e libri a stampa miniati della biblioteca nazionale
di Milano (1891), p. 112, n. 1.
Hermann Julius Hermann.
hang, Nr. 283), 1534 von Sigismondo da Fiesso minirt (vgl. Anhang, Nr. 285).
Die äusserst rohen Miniaturen Sigismondos da Fiesso sind von untergeordnetem
Kunstwerth und zeigen bereits den Stil des XVI. Jahrhunderts.
Nr.21. Commune sanctorum, in der Dombibliothek; 1501 von Jacopo Filippo ausgeführt wie Nr. 19
(vgl. Anhang, Nr. 276).
f. 6': Titelblatt mit Halbfiguren von Heiligen in der Randleiste; in der Initiale M zwei
Apostel in einer felsigen Landschaft.
Nr. 22. »Tutti Ii Kyrie, Glorie etc.... le messe votive della beata vergine conlamessa de'morti«, im Domarchiv.
f. 1: Titelblatt mit einer Randleiste aus goldenem Spitzengrund, in die Medaillons mit
St. Maurelius und Franciscanern (deutet vielleicht auf Evangelista da Reggio) einge-
fügt sind; unten das Roverewappen. In der Initiale R: Einsegnung der Leiche eines
Mönches, roh in der Ausführung.
Fig. 69. Randleiste des Jacopo Filippo d'Argenta im Graduale Nr. i3 (f. 1) des Doms zu Ferrara.
Ueber Miniaturen, die Jacopo Filippo und Fra Evangelista ausser den Chorbüchern ausgeführt
haben, sind bisher keine Nachrichten bekannt; doch lässt sich annehmen, dass der Erstere in Bologna1
Andrea daiie eine reichere Thätigkeit entfaltete. Hingegen war Andrea dalle Vieze mehrfach für den Hof thätig
Veze (vgl- Anhang, Nr. 282—3oi); so liefert er 1472 ein »libro chiamato Ciro«, ein »libro ... in pruosa
volgare« und Miniaturen zu einem von Battista da San Polo übersetzten und geschriebenen Josephus
Flavius (vgl. Anhang, Nr. 288—290). Der letztgenannte Codex ist in der Bibliothek zu Modena in dem
Codex italicus DXLV (»Josepho sopra el libro de le antiquitä iudaice) erhalten, der vorne die Widmung
enthält: »Allo prestantissimo Hercule, duca di Ferrara, io suo divoto oratore, frate Baptista da Ferrara,
minimo carmelita et professore di theologia salute.« Das Titelblatt schmückt eine Randleiste aus reich-
verschlungenen weissen Astverschlingungen mit blau, roth und grün bemalten Füllungen, in welche
in Medaillons die herzoglichen Embleme des Diamantringes, der chiodära und des paraduro (die
letzteren zwei sind Embleme Borsos) eingefügt sind. Ebenso finden sich in der Randleiste auf f. 4'
Medaillons mit Thieren und den Emblemen des batesmo und eines Topfes mit Eiern. In den folgen-
den Jahren führte Andrea dalle Vieze, der ausdrücklich »scriptore e miniatore« genannt wird, unter
Anderem einen Codex der Briefe des heiligen Gregorius, einen »Dione« betitelten Codex, ein Hymnarium
für die herzogliche Kapelle (1476), 1481 die Miniaturen eines von Niccolö Mascarino geschriebenen
»Asino d'oro« für den Marchese von Mantua, ferner ein Martyrolog, ein Officium, ein Breviar »de
forma picola«, ein libro da canto (»vesperi dela quadragesima« und »matutini dela septimana«) mit
Wappen und Devisen des Herzogs auf dem Titelblatt aus, minirte eine Decade des Flavio Biondo, »che
traduse messer Nicolo da Lonigo et che scripse Nicolo Mascarino« u. A. m. (vgl. Anhang, Nr. 291 —
3oi). Ebenso sind in dem öfter genannten Bibliotheksinventar Ercoles I. mehrfach Lieferungen des
1 Vielleicht gehört ein Officium der Biblioteca Estense (Cod. lat. DCCCXXI) aus S. Michele in Bosco dem Jacopo
Filippo an. Ebenso erscheint auch ein Codex der Trivulziana (Cod. Nr. 694) »C. Sallustii de consulatu Catilinae Uber« dem
Stil des Meisters verwandt. — Jacopo Filippo d'Argenta ist nicht zu verwechseln mit einem Jacobus Filippus de Mediolano,
der 1490, 1491 und 1507 Corali für S. Salvatore in Bologna schrieb; drei davon (Nr. 53—55) im Museo Civico zu Bologna
mit Miniaturen im Stile der mailändischen Schule; vgl. Fr. Carta, Codici, corali e libri a stampa miniati della biblioteca nazionale
di Milano (1891), p. 112, n. 1.