Zur Geschichte der Miniaturmalerei am Hofe der Este in Ferrara.
Herzoge Ferdi
versitätsbib
Fig. 92. Geburt Christi, Miniatur in dem Mis-
sale des Cardinais Ippolito I.
(Innsbruck, k. k. Universitätsbibliothek, Cod. Nr. 43,
f. 18).
d Karl und Sigismund Franz im Wappenthurme der Burg zu Innsbruck in
herrlichste Cimelie sie heute bildet. Den Folioband (23*5 cm breit,
nztem Goldschnitt schmückt ein hellrother Sammtband des XVII.
Abdrücken noch erkennbar ist — Eckbeschläge und zwei Schliessen
schmückten.;
coles erstreckt sich auch hier die Sorgfalt bis auf die zarten Filigran-
und goldenen Initialen, von denen ich in Fig. 86 ein Beispiel gebe.
Den höchsten Schmuck leihen dem Codex aber die pracht-
vollen Miniaturen, von denen leider einige Prachtblätter ge-
gen Ende der Handschrift nicht mehr ausgeführt wurden oder
nur in flüchtigen Vorzeichnungen angedeutet sind. Ein Ver-
gleich mit dem Breviarium lässt keinen Zweifel obwalten,
dass die drei Miniatoren desselben auch an dem Missale
thätig erscheinen. Der Tod mag die Miniatoren an der Voll-,
endung des Werkes gehindert haben. Sicherlich ist das Mis-
sale nicht lange nach dem Breviarium entstanden. Durch
das Vorkommen des Wappens von Ferrara ist ein terminus
a quo mit dem Jahre 1503, als Ippolito Erzbischof von Fer-
rara wurde, gegeben; zwischen 1503 und dem Todesjahre
des Cardinais 1520 ist die Entstehung des Missales anzu-
setzen; wie ich vermuthe, bald nach 1505, dem Todesjahre
Ercole L, dessen Breviarium das Missale nahesteht.
Ich kann auch hier nur in Kürze auf das Wesentlichste
hinweisen:
Zwischen dem Vollbild auf f. 1' und dessen Pendant auf f. 8
ist fälschlich der Kalender (f. 2 — f. 7) eingebunden, welcher — mit dem des Breviariums übereinstimmend — den
trefflichen Kalligraphen als Franciscanermönch erscheinen lässt.
Die höchste Pracht entfaltet das Vollbild zu Beginn des Codex
(f. 1'), das eine prächtige Randleiste auf mattem Goldgrund
umgibt, die rechts und links in Gestalt eines grotesken Can-
delabers aufgebaut ist, der in verschwenderischem Reichthum
mit dem Wappen von Ferrara, Masquerons, Monstren, Waffen
und Edelsteinen geschmückt ist; in der Mitte links befindet
sich das Brustbild des Propheten Isaias; oben und unten
sind zarte Blümchen auf Goldgrund gemalt; in der Mitte
oben in einem Medaillon ein Mann mit Turban (David);
unten das Cardinalswappen. Zu den vollendetsten Leistun-
gen der ferraresischen Miniaturmalerei gehört das grosse Voll-
bild; es stellt den König David in kostbaren, mit Edelsteinen
geschmückten Gewändern im Gebete knieend dar; am Himmel
erscheint ihm in Wolken Jehova mit der Weltkugel in der Lin-
ken, die Rechte segnend erhoben. Von besonderer Schönheit
ist die Landschaft, deren Horizont ferne Berge begrenzen
(Taf. XXXIV). Alle stilistischen Eigenthümlichkeiten des Mi-
niators a des Breviariums finden sich hier wieder, dem diese
Miniatur zweifellos angehört.
Als Pendant dazu ist das Titelblatt zum Missale (f. 8) aufzu-
fassen, in dessen ebenso reich (wie auf f. 1') ausgestatteter
Randleiste rechts in einem Medaillon das Brustbild Davids
(genau wie in der Agramer Miniatur, Passepartout D, Fig. 83) gemalt ist. Bewunderungswürdig ist die
grosse Abwechslung und Phantasie, mit der die grotesken Candelaber der Randleisten ausgeführt sind.
Die Miniatur in der mit Perlen und Masquerons geschmückten Initiale A stellt wieder den betenden
David dar, sichtlich von der Hand des Miniators a (Fig. 91).
Zu den einzelnen Festtagen im Folgenden sind entsprechende Initialbilder (fast durchwegs von dem Minia-
tor c) gemalt. Die Hauptfeste des Kirchenjahres sind durch besonders luxuriöse Miniaturen hervor-
Fig. 93. Miniatur zum Canon missae in
dem Missale des Cardinais Ippolito I.
(Innsbruck, k. k. Universitätsbibliothek, Cod.
Nr. 43, f. 166 a).
Herzoge Ferdi
versitätsbib
Fig. 92. Geburt Christi, Miniatur in dem Mis-
sale des Cardinais Ippolito I.
(Innsbruck, k. k. Universitätsbibliothek, Cod. Nr. 43,
f. 18).
d Karl und Sigismund Franz im Wappenthurme der Burg zu Innsbruck in
herrlichste Cimelie sie heute bildet. Den Folioband (23*5 cm breit,
nztem Goldschnitt schmückt ein hellrother Sammtband des XVII.
Abdrücken noch erkennbar ist — Eckbeschläge und zwei Schliessen
schmückten.;
coles erstreckt sich auch hier die Sorgfalt bis auf die zarten Filigran-
und goldenen Initialen, von denen ich in Fig. 86 ein Beispiel gebe.
Den höchsten Schmuck leihen dem Codex aber die pracht-
vollen Miniaturen, von denen leider einige Prachtblätter ge-
gen Ende der Handschrift nicht mehr ausgeführt wurden oder
nur in flüchtigen Vorzeichnungen angedeutet sind. Ein Ver-
gleich mit dem Breviarium lässt keinen Zweifel obwalten,
dass die drei Miniatoren desselben auch an dem Missale
thätig erscheinen. Der Tod mag die Miniatoren an der Voll-,
endung des Werkes gehindert haben. Sicherlich ist das Mis-
sale nicht lange nach dem Breviarium entstanden. Durch
das Vorkommen des Wappens von Ferrara ist ein terminus
a quo mit dem Jahre 1503, als Ippolito Erzbischof von Fer-
rara wurde, gegeben; zwischen 1503 und dem Todesjahre
des Cardinais 1520 ist die Entstehung des Missales anzu-
setzen; wie ich vermuthe, bald nach 1505, dem Todesjahre
Ercole L, dessen Breviarium das Missale nahesteht.
Ich kann auch hier nur in Kürze auf das Wesentlichste
hinweisen:
Zwischen dem Vollbild auf f. 1' und dessen Pendant auf f. 8
ist fälschlich der Kalender (f. 2 — f. 7) eingebunden, welcher — mit dem des Breviariums übereinstimmend — den
trefflichen Kalligraphen als Franciscanermönch erscheinen lässt.
Die höchste Pracht entfaltet das Vollbild zu Beginn des Codex
(f. 1'), das eine prächtige Randleiste auf mattem Goldgrund
umgibt, die rechts und links in Gestalt eines grotesken Can-
delabers aufgebaut ist, der in verschwenderischem Reichthum
mit dem Wappen von Ferrara, Masquerons, Monstren, Waffen
und Edelsteinen geschmückt ist; in der Mitte links befindet
sich das Brustbild des Propheten Isaias; oben und unten
sind zarte Blümchen auf Goldgrund gemalt; in der Mitte
oben in einem Medaillon ein Mann mit Turban (David);
unten das Cardinalswappen. Zu den vollendetsten Leistun-
gen der ferraresischen Miniaturmalerei gehört das grosse Voll-
bild; es stellt den König David in kostbaren, mit Edelsteinen
geschmückten Gewändern im Gebete knieend dar; am Himmel
erscheint ihm in Wolken Jehova mit der Weltkugel in der Lin-
ken, die Rechte segnend erhoben. Von besonderer Schönheit
ist die Landschaft, deren Horizont ferne Berge begrenzen
(Taf. XXXIV). Alle stilistischen Eigenthümlichkeiten des Mi-
niators a des Breviariums finden sich hier wieder, dem diese
Miniatur zweifellos angehört.
Als Pendant dazu ist das Titelblatt zum Missale (f. 8) aufzu-
fassen, in dessen ebenso reich (wie auf f. 1') ausgestatteter
Randleiste rechts in einem Medaillon das Brustbild Davids
(genau wie in der Agramer Miniatur, Passepartout D, Fig. 83) gemalt ist. Bewunderungswürdig ist die
grosse Abwechslung und Phantasie, mit der die grotesken Candelaber der Randleisten ausgeführt sind.
Die Miniatur in der mit Perlen und Masquerons geschmückten Initiale A stellt wieder den betenden
David dar, sichtlich von der Hand des Miniators a (Fig. 91).
Zu den einzelnen Festtagen im Folgenden sind entsprechende Initialbilder (fast durchwegs von dem Minia-
tor c) gemalt. Die Hauptfeste des Kirchenjahres sind durch besonders luxuriöse Miniaturen hervor-
Fig. 93. Miniatur zum Canon missae in
dem Missale des Cardinais Ippolito I.
(Innsbruck, k. k. Universitätsbibliothek, Cod.
Nr. 43, f. 166 a).