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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Egger, Hermann: Entwürfe Baldassare Peruzzis für den Einzug Karls V. in Rom: Eine Studie zur Frage über die Echtheit des sienesischen Skizzenbuches
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0019
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Entwürfe Baldassare Peruzzis für den Einzug Karls V. in Rom.

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dünn im Beginne, gegen das Ende hin öfters stärker verlaufend. Grundrisse und Aufrisse entbehren
jeglicher Lavierung, die Maassangaben fehlen zumeist oder sind, abgesehen von einigen wenigen Studien,
sehr spärlich. Weiter gewinnt man sofort den Eindruck, dass sämmtliche (architektonischen) Zeich-
nungen in einem verhältnismässig kurzen Zeiträume entstanden sind, nicht aber, dass zwischen einzel-
nen ii bis 12 Jahre verstrichen wären, wie dies z. B. auf fol. 23 der Fall sein müsste, auf dem sich ein
Entwurf zu dem Kuppelraume von St. Peter, nach H. v. Geymüller aus dem Jahre 1505 (oder 1506),
neben einer Studie zur Capeila Ponzetti aus dem Jahre 1517 befindet, die beide jedoch wie in einem
und demselben Zuge gezeichnet sind. Ist es denn nicht bedenklich auffallend, wenn auf fol. 28 neben
einem Grundriss zu St. Peter aus obgenannter Zeit ein Entwurf zum Grabmal Hadrians VI.,1 also aus
dem Jahre 1523, gezeichnet ist oder wenn auf fol. Langhausstudien zu St. Peter aus ebenderselben
Zeit sich befinden, auf der Rückseite (fol. 37') hingegen Skizzen für S. Domenico in Siena, welche
zwischen 1527 und 1535 zu setzen wären? A. Weese2 gelangte so zu dem ungeheuerlichen Resultate,
dass das Skizzenbuch Baldassare während seines ersten römischen Aufenthaltes von 1503 an, kurz nach-

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Fig. 14. B. Peruzzi, Uffizi n. 457.

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dem er in Rom eingewandert, bis mindestens zum Jahre 1524 gedient hätte, ein Zeitraum von 21 Jahren,
der sich doch auch in den Zeichnungen gewiss bemerkbar machen müsste. Letztere hingegen sind von
einer Gleichartigkeit in der Ausführung, welche einen längeren Zeitraum von mehreren, geschweige
21 Jahren vollständig ausschliesst, und gerade jene obgenannten Blätter, auf denen sich Zeichnungen
mit verschiedener Datierungszeit befinden, sind mit einer und derselben Feder und Sepia, gleichsam
wie in einem Athemzuge, ausgeführt worden. Die einzelnen Blätter dieser Serie architektonischer
Studien trennt daher kein Intervall von mehreren Jahren sondern sie sind einander rasch gefolgt, vie -
leicht innerhalb weniger Monate, in denen nämlich ein vorläufig unbekannter Kunstjünger, den wir mit
Anonymus A bezeichnen wollen, das Glück und die Erlaubnis hatte, die in dem Besitze eines der drei
von Vasari 3 angeführten Erben oder späteren Besitzern des künstlerischen Nachlasses Baldassare Peruzzis
befindlichen Originalzeichnungen ansehen und copieren zu dürfen. So hat z. B. dem Grundriss des Lang-
hauses von S. Domenico in Siena auf fol. 37' (Fig. i3) ein Originalentwurf Baldassare Peruzzis als Vorlage

1 Nach A. Weese, a. a. 0., S. 79.

2 A. «. O., S. 81.

3 Vas.-Mil. IV, p. 606 f.
 
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