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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Egger, Hermann: Entwürfe Baldassare Peruzzis für den Einzug Karls V. in Rom: Eine Studie zur Frage über die Echtheit des sienesischen Skizzenbuches
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0036
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3o

Hermann Egger.

Fol. 28 — a) Durchschnitt durch den Kuppelraum von St. Peter1 (A).

Flüchtige Copie nach einer Originalskizze B. Peruzzis.2 Die bis in die halbe Höhe hintermauerte
Kuppel ist aussen mit Stufen versehen, die bis zur Laterne reichen. Für die eingeschriebenen Maasse,
für welche schon H. v. Geymüller keine richtige Deutung findeh konnte, ergibt sich eine annähernde
Lösung, wenn man nämlich berücksichtigt, dass der Copist die Palmen Peruzzis in die ihm geläufigeren
Braccien umwandelte und dabei die Maasseinheiten vermengte. Es wäre dann 216 p. die Höhe bis zur
Oberkante des Gesimses über den Arcaden -f- 96 br. (= 250 p.) = 466 p., also ziemlich übereinstimmend
mit den für die innere Gesammthöhe angegebenen 460 p. Ausserdem wäre 80 p. auf den inneren Durch-
messer der Exedren, 580 p. auf die Gesammthöhe bis zum Knauf der Laterne, 40 br. = 104 p. auf die
Höhe des Tambours, das zweite Maass von 96 br. = 250 p. entsprechend dem Grundrisse von fol. 28v
auf den inneren Durchmesser der Kuppel zu beziehen.

b) Aufriss der Längswand eines Seitenschiffes mit durchgehender Ordnung von jonischen
Säulen mit verkröpftem Gebälke; darüber Kreuzgewölbe (A).

Copie nach einer Studie B. Peruzzis,3 eine Hypothese (von H. v. Geymüller4 schon aufgestellt),
welche jedoch sehr vorsichtig aufgenommen werden muss, da bei dem Mangel jeglicher Maassangaben
diese Skizze mit ebenderselben Berechtigung für S. Domenico in Siena in Anspruch genommen werden
könnte.5 1

c) Aufriss eines Kreuzarmes mit einer grossen Pilasterordnung (ohne Piedestale), von
einer Tonne überwölbt (A).

Dass diese Zeichnung schwerlich für St. Peter bestimmt gewesen ist, hat schon H. v. Geymüller6
ausgesprochen; doch ist sie sicherlich wiederum eine Copie des Anonymus A nach einer Studie
Baldassares.'

d) Scene eines antiken Theaters zwischen Fondi und Terracina (A).
Bekannt durch den Holzschnitt bei Seb. Serlio8; Copie nach einer Zeichnung.

e) Linke Hälfte der Vorhalle von St. Peter nach dem Entwürfe Bramantes;9 darüber die
Bemerkung: »el semidimietro in lo angollo octuso«. (A).

Copie nach einer Originalzeichnung B. Peruzzis (für Bramante), welche fast identisch gewesen
sein mag mit Geymüller n. 49 und nur folgende Abweichungen aufwies: erstens war die Vorhalle durch
gekuppelte Säulen in drei Theile getheilt und zweitens waren die Intercolumnien in den drei mittleren
Oeffnungen der Vorhalle mit (9 + 12 + 9) p. modificiert, die an den Ecken mit (7 :/2 + 15 + 7 Ij2) p.
angegeben,10 während an Geymüller n. 49 sämmtliche Intercolumnien letztere Maassangaben zeigen.
Wien, k. k. Hofbibliothek, Cod. 10.935, fol. 27: (9+ 15 +9) ohne die Bemerkung »el semidimietro etc.«

Fol. 28v — a) Cannelierter Säulenschaft, mit normaler Basis auf einem Piedestale aufruhend, in das
zwei profilierte Stufen einschneiden (A).
Dieses Motiv des Einschneidens der Stufen in die Piedestale einer Säulenhalle geht auf den
Minervatempel von Assisi zurück.11

b) Kleine Skizze zu dem Grabmale von fol. 22 und 23 (A).

c) Aufriss des Triumphbogens »per santa caterina« von fol. 29 (A) (vgl. oben, S. 5).

1 H. v. Geymüller, a. a. O., p. 164, n. 28.

2 Vgl. H. v. Geymüller, a. a. 0., tab. 6, fig. I.

3 Vgl. H. v. Geymüller, a. a. O., tab. 15, fig. 7.

4 H. v. Geymüüer, a. a. O., p. 150, n. 15.

5 Vgl. besonders die ganz identische Wandgliederung von fol. i~jv.

6 A. a. O., p. 156.

7 Vgl. H. v. Geymüller, a. a. O., tab. 6, fig. 2.
' D'architettura, Hb. III, p. 74 v.

9 H. v. Geymüller, a. a. O., p. 208, n. 51.

10 Die schliesslich resultierende Distanz der Pfeiler beträgt in beiden Fällen 40 p.

11 B. Peruzzi, Uffizi n. 634.
 
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