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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Meder, Joseph: Neue Beiträge zur Dürer-Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0062
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56

Joseph Meder.

Heller und war sowohl in Frankfurt als auch in Nürnberg derart bekannt, dass er in Familien wie bei
den Erben J. Hellers in Frankfurt oder Imhoffs verkehrte und sich aus deren Besitz Dürerwerke er-
werben konnte; er muss schliesslich dem Schriftcharakter des Verzeichnisses nach um 1600 gelebt und
gewirkt haben und zeigt in seiner Ausdrucksweise Anklänge an den fränkischen Dialekt.

Alle diese Punkte weisen in auffallender Weise auf den Maler Friedrich von Falkenburg
(Valkenburg, Valckenborch) 1 hin, von dem wir bereits wiederholt gesprochen haben. Er ist ebenso
wie sein in der Kunstgeschichte etwas mehr bekannter Vater Lucas van Falckenborgh Maler, war zwar,
wie allgemein angenommen wird, in Mecheln geboren, jedoch frühzeitig mit seinem Vater nach
Deutschland gekommen und hielt sich mit diesem abwechselnd in Frankfurt und Nürnberg auf. 1606
copiert er in Frankfurt den grossen Helleraltar, und zwar in der Dominicanerkirche selbst, indem man
ihm vor dem Altare eine Art Bühne errichtete. In demselben Jahre schreibt er aus reinem Privat-
interesse die neun Originalbriefe Dürers ab, welche ihm von den Erben Hellers zu diesem Zwecke
überlassen werden.

»Falckenburg, welcher in Frankfort mit haus gesessen, hats von des Jakob Hellers sei. erben be-
kommen,« schreibt am 11. August i6i3 David Kresser.2 Wie wir aus diesen Zeilen ersehen, besass er
um 1606 sogar sein eigenes Heim in Frankfurt und stand mit der Familie Heller auf freundschaft-
lichem Fusse.

Aber auch in Nürnberg ist er längere Zeit, insbesondere die letzten Jahre seines Lebens thätig.
1612 zeichnet er, wie uns Doppelmayr in seinen historischen Nachrichten erzählt, in Nürnberg den
Entwurf für die Ehrenpforte, welche der Nürnberger Rath zu Ehren des neugewählten Kaisers Matthias
aufstellen Hess.3

Auch das folgende Jahr befindet er sich in Nürnberg, wie wir von dem Unterhändler David
Kresser gelegentlich der zweiten Copierung des grossen Helleraltares erfahren,4 welche Jobst Harrich
für Maximilian von Bayern vornehmen sollte. Falkenburg ertheilt hier Rathschläge und Auskünfte
über seine Erfahrungen, gibt ihm die Grösse des Bildes und seinen Arbeitslohn an und bewilligt ihm
sein Ansuchen, die neun Dürerbriefe abschreiben zu dürfen.

Schliesslich erfahren wir noch, und zwar wieder von Doppelmayr,5 dass Falkenburg am 28. Au-
gust 1623 in Nürnberg gestorben sei.

Albrecht Dürer ist dem Falkenburg ein wohlbekannter und hochverehrter Meister. Sechs Monate
lang sass er vor dem Helleraltar, um ihn für den Erzherzog Maximilian von Oesterreich zu copieren.
Die Originalbriefe Dürers schreibt er sich ab und betrachtet diese Copien wie einen geheimen Schatz;
dem David Kresser vertraut er sie leihweise nur »mit der condition an, dass er sie sonsten niemand
sollte sehen lassen«. Wenn wir seine Triumphpforte auch nur flüchtig betrachten, so errathen wir
sofort, aus welcher Quelle er geschöpft hat. Wieder ist es Albrecht Dürers Ehrenpforte, welche ihm
Anregung und Motive bot. War in ihm einmal die Vorliebe für diesen Meister erwacht, dann werden
wir leicht begreifen, wie ihm die Vaterstadt Dürers, wo er auf Schritt und Tritt dessen Werken be-
gegnete, manches zugeführt haben musste, was seinem Sammlerinteresse entsprach.

Und sowie wir mit gutem Grunde annehmen können, dass er in Frankfurt von Hellers Erben
neben den Briefen auch das kleine Triptychon an sich brachte, ebenso dürfen wir Falkenburg zu-

1 J. G. Doppelmayr, Hist. Nachricht von den Nürnbergisch. Mathematicis und Künstlern, Nürnberg 1730, S. 216. —
Engerth, Ed. v., Katalog der Gemäldegallerie in Wien II, S. 504.

2 Lange und Fuhse, a. a. O., S. 44.

3 Diese Ehrenpforte wurde von Peter Iselburg gestochen; die Abbildung trägt folgenden Text: »Aigentliche abbildtung
der ienigen Ehrenportten, so dem Allerdurchleuchtigisten Großmächtigisten vnd Unüberwindlichsten Fürsten vnd Herrn Herrn

Matthiae .... ein Edler Ehrnuester Rath der Statt Nürmberg.....uffrichten lassen, alß sein May« von deme zu Franckfurt

am Mayn gehaltenen Kayßerlichen Wahl vnd Cronungstag den 9. July dises nach Christi geburt schwebenden MDCXII. Jahrs

im zuruckhraißen alda zu Nurmberg mit großer Pomp vnd Mennigklichs frohlocken das erstemal eingeritten —.....

Durch Friderichen von Valckenburg Mahler vnd Conterfettern daselbst auffgerichtet vnd in Druckh gegeben.«

4 Lange und Fuhse, a. a. O., S. 44.

5 J. G. Doppelmayr, a. a. O., S. 216.
 
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