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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Meder, Joseph: Neue Beiträge zur Dürer-Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0063
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Neue Beiträge zur Dürer-Forschung. ^ y

muthen, dass er auch in Nürnberg allerlei Blätter, die von Dürers Hand herrührten, erworben habe,
welche mit der Zeit thatsächlich eine kleine Sammlung bildeten.

Berücksichtigen wir noch zum Schlüsse, dass nicht nur der Ort sondern auch die Zeit, in welcher
das Inventar, dem Schriftcharakter nach zu schliessen, geschrieben wurde, mit dem Aufenthalt Falken-
burgs in Frankfurt und Nürnberg zusammenfällt, dass selbst die dialektische fränkische Färbung der
Sprache hier unterstützend wirkt, so glauben wir mit voller Berechtigung in Falkenburg den Verfasser
des Verzeichnisses erkennen zu dürfen.

Leider gelang es weder in Nürnberg und München noch in Frankfurt den freundlichen Be-
mühungen der Herren Archivvorstände, handschriftliche Belege des Malers Falkenburg aufzufinden,
um auch für die Schriftzüge des Inventares überzeugende Vergleichspunkte zu gewinnen.

Was den Adressaten anbelangt, so dürfte es nicht überflüssig erscheinen, hier wenigstens eine
Vermuthung auszusprechen. Der Kurfürst Maximilian von Bayern war ein leidenschaftlicher Dürer-
verehrer und als Sammler ein harter Concurrent Rudolfs II. Aus den Verhandlungen David Kressers
mit Friedrich von Falkenburg ersahen wir, wie energisch er sich bemühte, den Helleraltar aus Frank-
furt zu gewinnen. Viele Düreroriginale, wie z. B. der Paumgartneraltar (i6i3), die vier Apostel (1627),
das Gebetbuch des Kaisers Maximilian, wanderten zu jener Zeit von Nürnberg nach München.1 Sollte
ihm der Unterhändler Kresser, der seine Vorliebe für Dürer kannte, nicht auch auf die kleine Samm-
lung Friedrichs von Falkenburg aufmerksam gemacht haben? Diese Vermuthung wird noch durch eine
Notiz unterstützt, welche am Schlüsse des Manuscriptes David Kressers an den Kammerdiener Pühler
von dem geheimen Staatsarchivar von Callhausen im Jahre 1808 hinzugefügt wurde, aus der hervor-
geht, dass in dem Münchner Staatsarchive ausser den neun Abschriften der Dürerbriefe von Kresser
noch ein zweites Exemplar derselben existierte. Auch Lange und Fuhse waren bereits der Ansicht,
dass dieses zweite Exemplar von Falkenburg herrühren könnte.2 In diesem Falle hätten wir uns vor-
zustellen, dass die ganze Sammlung Falkenburgs, wie sie in dem Inventare verzeichnet ist, nach i6i3
durch die Vermittlung Kressers nach München gelangte und mit Ausnahme der Manuscripte in dem
Palaste zur Aufstellung gelangte, wo sie im Jahre 1729 bei dem grossen Residenzbrande gleichzeitig
mit dem Mariahimmelfahrtsbilde zugrunde ging.

Das Inventar der Dürer-Sammlung.

I. Das Hausaltärchen Jakob Hellers.

Als den Hauptschatz seiner Sammlung bezeichnet Friedrich von Falkenburg, wenn wir von nun
ab an diesem Namen festhalten wollen, sein Triptychon, das kle ine Helleraltärchen, und gibt, um ein
recht anschauliches Bild dieses Werkes zu bieten, oberhalb seines Verzeichnisses an erster Stelle eine
ziemlich detaillierte, colorierte Zeichnung nach dem Originale. Das Ganze stellt ein geöffnetes Haus-
altärchen dar, wie es in jener Zeit üblich war. Das Mittelbild zeigt den Eccehomo-Kopf, von langen
braunen Haaren umrahmt und die Augen voll auf den Beschauer richtend. Auf der Innenseite des
linken Flügels, fast in halber Figur, wie aus einem oben reich verzierten gothischen Fenster blickend,
befindet sich laut der darunter gesetzten Notiz das Bildnis Jakob Hellers; die rechte Hand legt er
auf die Brüstung, so dass noch die skurzierten Finger sichtbar sind. Auf der Innenseite des rechten
Flügels in gleicher Umrahmung ist als Gegenstück Hellers Gattin dargestellt oder, wie darunter ge-
schrieben steht, Katharina von Mülheim3. Der unterhalb der Fensterbrüstung befindliche leere Raum
ist wahrscheinlich mit den Wappen und Namen beider Eheleute ausgefüllt zu denken. In den ober-

1 Katalog der älteren Pinakothek in München, amtl. illustr. Ausgabe, p. VIII. — F. v. Reber, Kurfürst Maximilian als
Gemäldesammler. 2 Lange und Fuhse, a. a. O., S. 45, 46.

3 Katharina von Mülheim, dialektisch auch Melenheim und Meiern genannt, war seit 1482 an Jakob Heller verheiratet
(Gornill, a. a. O., S. 2).
 
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