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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Meder, Joseph: Neue Beiträge zur Dürer-Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0067
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Neue Beiträge zur Dürer-Forschung.

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Täfelchen von 1504 mit der Beweinung Christi (Ambraser Sammlung)1 bestehen. Alfred von Sallet
schrieb Dürer noch drei Medaillen zu, Dürers Vater, Dürers Frau und Michel Wohlgemut2 darstellend.

In der Literatur finden wir verschiedene geschnitzte Crucifixe, welche als von Dürers Hand her-
rührend bezeichnet werden, bald in der einen, bald anderen Sammlung erwähnt. So führt Heller (II, 2,
S. 269) aus der Sammlung des Hofrathes von Ahorner in Augsburg 1621 »ein in Holz geschnittenes
Crucifix« von Dürer an. In der Fürst Reuss'schen Sammlung, welche 1814 verkauft wurde, befand
s'ch ein Crucifix Dürers: »sehr schön in Holz geschnitten, 25 Zoll hoch, 17 Zoll breit«.

Ob eines dieser beiden mit dem in dem Inventare abgebildeten Crucifixe als identisch betrachtet
werden kann, lässt sich auf keinen Fall entscheiden und wäre auch nicht vom Belange, da Dürer der-
artigen Arbeiten gewiss ferne stand.

III. Eins allen mans Contrafect.
(Der Apostel Petrus.)

Die zwei in den Uffizien befindlichen, mit den Nummern 768 und 777 bezeichneten Apostelköpfe
Dürers: St. Philippus und St. Jacobus d. Ae.3 vom Jahre 1516 bildeten jedenfalls nur einen Theil
einer grösseren beabsichtigten Serie, vielleicht aller zwölf Apostel. Schon der Umstand, dass sie »auf

Fig. 5. Apostelkopf (St. Petrus)
aus dem Dürer-Inventar
F. Falkenburgs.

Fig. 6. St. Philipp von Dürer
in den Uffizien.

(Nach einer Aufnahme von Giacomo
Brogi in Florenz.)

Fig- 7-

St. Jacob d. Ac. von Dürer
in den Uffizien.

(Nach einer Aufnahme von Giacomo
ßrogi in Florenz.)

tuech«4 gemalt sind, schliesst die Annahme aus, dass die beiden Florentiner Gemälde etwa Reste
eines Altarwerkes wären. Wie viele derartiger Apostelköpfe Dürer fertig malte, können wir heute
nicht mehr constatieren. Unser Inventar gibt durch die flüchtige Skizze »eins alten mans Contrafect«,
welches entschieden kein Portrait sondern einen Apostelkopf darstellt, der angedeuteten Vermuthung
Raum und bringt für jene Serie eine weitere Fortsetzung. Die Art und Weise, wie der Kopf in den
Raum hineingesetzt ist und diesen nach allen Seiten ausfüllt, die Verwandtschaft im Ausdrucke,
besonders mit dem Philippus in Florenz, lassen keinen Zweifel übrig, dass hier ein Zusammenhang
besteht, wiewohl die geänderte Technik (Oelfarbe) und das etwas verschnittene Format auffallen. Das
sogenannte Petrusschöpfel auf dem ziemlich kahlköpfigen Schädel weist auf die Darstellung eines heil.
Petrus hin und in der Literatur ist auch thatsächlich die Spur eines ähnlichen Gemäldes nachweisbar.
Aus der Sammlung des k. k. Salzoberamts-Verwalters von Josch führt Heller (II, 2, S. 186, Nr. 2) einen

1 Mittheilungen der Central-Commission VIII (i863).

2 Sallet Alfred von, Untersuchungen über Albrecht Dürer, Berlin 1874, und Die Medaillen Albrecht Dürers, Berlin 1875.

3 Thausing II, 275. Lafenestre et Richtenberger, Florence, p. 61, 62.

4 auf tuech (tüchlein) = ungrundierte feine Leinwand für Wasserfarben.

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