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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 23.1902

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I. Theil: Abhandlungen
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Riegl, Alois: Das holländische Gruppenporträt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5950#0125
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Das holländische Gruppenporträt.

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Das letzte datierte Bild dieser ersten Reihe von Gruppenporträten der ersten, symbolistischen Das

Schützenstiick
eines unbekann-

Periode ist ein Schützenstück des Rijksmuseums Nr. 537 (Fig. 18) mit 18 Schützen des Kloveniers-
doelen, datiert 1534. Die Auffassung ist genau dieselbe, die wir nun wiederholt bei Dirk Jacobsz an- ten Meisters
getroffen haben: die Versinnlichung der Zusammengehörigkeit wird auf rein symbolischem Wege be- vom Jahri-*s34-
werkstelligt und die Blicke sämmtlicher Schützen, diesmal einschliesslich der vorderen Eckfiguren,
sind nach der Seite des Beschauers heraus gerichtet; selbst die charakteristische Augen Verdrehung
kommt wiederholt darin vor. Büchsen befinden sich in den Händen mehrerer Schützen, deren zwei dies-
mal mit dem Ladstock hantieren. Besonders häufig begegnet das Handauflegen, in zweiter Linie die
Fingerzeige; dagegen fehlt der Mann mit der Feder oder dem beschriebenen Blatte. Auffallend ist
wieder ein schüchterner Anlauf zur Vereinheitlichung durch Subordination, der wir schon im Stücke
yon 1532 begegnet waren. Diesmal sind es zwei Schützen, die zwar nicht durch einen Harnisch aber
doch durch eine kostbarere Kleidung gegenüber den anderen, uniform Gewandeten ausgezeichnet
Slnd, um den Hals breite und schwere künstlich gearbeitete Ketten mit Papagei-Anhängsel tragen
und in den Händen je ein Scepter halten. Es wurden ihnen vornehme Plätze angewiesen aber im Cen-
trum, wo wir vorhin den vermuthlichen Capitän im Harnisch angetroffen haben, ist diesmal ein ge-
wöhnlich costümierter Schütze. Da auf einen der beiden Genannten gar nicht, dagegen auf zwei ge-
wöhnlich Costümierte mit Fingern hingewiesen wird, ferner ein distinguierendes silbernes Abzeichen
s'ch nicht allein auf dem Mantel eines Scepterträgers (vielleicht auch des anderen) sondern auch auf
demjenigen eines der übrigen Schützen vorfindet, drängt sich der Schluss auf, dass die abweichende
Costümierung der Beiden nicht die commandierenden Officiere als solche sondern gewisse Scherz-
würden der Schützengilden (Papageikönig) bezeichnen sollte. Jedenfalls ist die Subordination, soweit
eme solche gemeint war, keineswegs mit Nachdruck betont und die Köpfe der Scepterträger schlagen
gegenüber ihren Kameraden auf keine Weise vor; im Gegentheil wird man die am interessantesten ge-
malten Köpfe eher bei Anderen finden.

Hinsichtlich der Composition muss leider die Hauptfrage ungelöst bleiben: ob die Figuren ins
Freie oder in ein Gemach versetzt waren. Ueber dem Scheitel der Figuren ist mehr leere Fläche bis
zum oberen Rande freigeblieben als bei den Bildern von 1529, 1532 und 1533; dies allein lässt schon

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