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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0012
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Gustav Glück.

Fig. 2. Gerard Zegers, Traum des heil. Josef.
Berlin, kgl. Gemäldegalerie.

besten zu den zahlreichen gleichzeitigen Stichen greifen. In ihnen lernt man eine größere Anzahl von
Gemälden kennen, in denen Zegers mit sichtbarer Liebe den Bahnen der Schule Caravaggios folgt und
sich ganz den in Italien empfangenen Eindrücken überläßt. Natürlich spielen hier — im Gegensatze zu
dem hellen Licht seiner späteren Bilder — die Probleme des Helldunkels die größte Rolle; ähnlich
wie sein holländischer Zeitgenosse Gerard Van Honthorst, mit dem er in dieser Periode seiner Tätigkeit
manches gemein hat, sucht er das Helldunkel durch Einführung künstlicher Lichtquellen, wie Kerzen,
Fackeln oder offenes Feuer, zu motivieren. Dies stimmt vortrefflich zu Sandrarts oben wiedergegebener
Schilderung des Kunstcharakters von Zegers' frühen Gemälden. Ein sehr bezeichnendes Werk dieser
Gruppe, von dem man nur bedauern kann, daß es heute verschollen ist, scheint uns die von Nicolaus
Lauwers gestochene Wirtshausgesellschaft, eine von jenen «Conversationen», von denen Sandrart spricht
und die den Meister ganz auf den Pfaden Bartolommeo Manfredis wandelnd zeigen: rauchende und
trinkende Männer in Halbfiguren, höchst lebendig um einen Tisch gruppiert, dazu eine Alte mit einem
Weinkrug, alles von dem scharfen Lichte zweier Kerzen beleuchtet. Es gibt noch ein zweites Blatt
dieser Art, das Nagler in seinem Künstlerlexikon erwähnt, das mir aber seiner großen Seltenheit wegen
noch nicht zu Gesichte gekommen ist: «Der Streit beim Würfelspiel, fünf Soldaten um einen Tisch,
gestochen von Schelte a Bolswert.» Von ähnlicher Wirkung ist die von demselben Stecher vortrefflich
wiedergegebene Verleugnung Petri mit Soldaten, die am Feuer sitzen und Karten spielen. Ein an-
deresmal hat er die gleiche Szene der Verleugnung Petri, durch Weglassung der Kartenspieler verein-
facht, dargestellt in einer schönen Handzeichnung des Teyler-Museums zu Haarlem (abgebildet in den
Handzeichnungen alter Meister der holländischen Schule, I. Serie, 3. Heft); die Komposition, von der
es einen gleichzeitigen Stich im Gegensinne gibt, ist interessant durch die Doppelbeleuchtung von
Kerze und offenem Feuer. Ein Hauptwerk dieser Zeit ist auch Christus und Nikodemus bei Kerzen-
 
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