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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0013
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Aus Rubens' Zeit und Schule.

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licht, eine Darstellung, die uns
durch einen prächtigen Stich
Peter de Jodes überliefert ist.
An diese Werke schließen sich
unter anderen noch an die Hei-
ligen Franziskus und Klara, die
das Jesuskind verehren, gesto-
chen von Peter de Jode, und
die heilige Cacilia mit drei mu-
sizierenden Engeln, gestochen
von Nicolaus Lauwers (Fig. i).

Wenn wir auch aus den
Stichen die Kompositionen der
frühen Zeit des Meisters genau
genug kennen lernen, so fehlt
es uns doch an Gemälden, die
uns von der Färbung natürlich
eine viel bessere Vorstellung
verschaffen könnten als Sand-
rarts Bericht darüber, so aus-
führlich und anschaulich er auch
ist. Nur die Galerie des Prado
in Madrid besitzt ein vielge-
nanntes Jugendwerk des Künst-
lers, das ich leider nicht aus eige-
ner Anschauung kenne: Chris-
tus bei Martha und Maria, ein
Bild, das von Zegers höchst
wahrscheinlich während seines
Aufenthaltes in Spanien, also
vor 1620, gemalt worden ist.
Fig. 3. Gerard Zegers, Traum des heil. Josef. Sicherlich bergen sich in ande-

Gent, Museum. ren Galerien und vielleicht auch

in den Kirchen Belgiens manche

solche Gemälde des Künstlers unter falschen Bezeichnungen; der Name Gerard Van Honthorsts ist —
um nur ein Beispiel zu nennen — für alle ähnlichen Darstellungen zu einem wahren Sammelnamen
geworden.

In der kaiserlichen Galerie zu Wien ist uns nun unter der richtigen Benennung ein Gemälde er-
halten, das Eduard von Engerth der von Rubens beeinflußten späteren Zeit Gerard Zegers' hat zu-
schreiben wollen, das aber unserer Ansicht nach zu den oben besprochenen frühen Werken gehört. Es
.ist, nebenbei bemerkt, das einzige Original, das die kaiserliche Galerie von Zegers besitzt. Dargestellt
ist Maria, in Verehrung ihres Kindes versunken (Führer von 1896 Nr. n3o, Engerth Nr. 1242,
Tafel I). Das Kind liegt schlafend auf einem weißen Tuche, das über die strohbedeckte Krippe ge-
breitet ist. Dahinter sieht man Maria, die mit der Rechten das Kopfpolster des Kindes zurechtrückt
und die Linke in sorgender Geberde erhebt. Rechts steht ein verehrender Engel mit auf der Brust ge-
kreuzten Händen, hinter ihm wird das Strohdach der Scheune sichtbar. Das einfache Motiv ist kolo-
ristisch vortrefflich behandelt. Die ruhige Haltung des Ganzen erinnert uns unwillkürlich an Sandrarts
Schilderung. Es fehlt hier wirklich an allen «scheckichten grellenharten Farben, nämlich Zinnober,
Schönblau, hochgelb und grün erhoben», der Künstler bleibt hier in der Tat völlig bei der «Haltung
 
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