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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0020
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Gustav Glück.

Fig. 6. Frans Wouters, Bacchantenzug.
Wien, kais. Gemäldegalerie.

zu Prag, wo es, wie oben erwähnt, den Namen Adriaen Van der Werffs führte, und wurde bei der Neu-
aufstellung der Galerie im Hofmuseum 1892 als «Niederländisch» eingereiht. Th. v. Frimmel (Kleine
Galeriestudien, N. F. II, S. 65) hat dabei an Jan de Duyts, «einen selten vorkommenden Dycknach-
ahmer» erinnert. Doch hat mich ein Vergleich mit dem bezeichneten Werke dieses Künstlers in der
Braunschweiger Galerie davon überzeugt, daß diese Vermutung unbegründet war. Das Bild rührt ohne
Zweifel von derselben Hand her wie die übrigen eben erwähnten kleinfigurigen Gemälde, die bisher
Gerard Zegers zugeschrieben worden sind; dies war auch der Grund, warum man es im Führer von 1896
diesem Künstler zugeteilt hat. Wenn aber die übrigen Bilder Frans Wouters angehören, so muß auch
folgerichtig die schlafende Diana von ihm herrühren. Es finden sich, wie wir im folgenden noch sehen
werden, auch wirklich sichere Werke Frans Wouters', die mit diesem Bilde noch näher verwandt sind
als die bisher besprochenen.

Die kaiserliche Galerie besitzt, diesmal unter der richtigen Benennung, noch ein Werk Frans
Wouters'; es ist dies eine große Waldlandschaft mit einer Staffage, die Diana mit ihren Nymphen und
Jagdhunden vorstellt (Nr. 1076, Engerth 1400, Taf. II). Sowohl die Landschaft mit ihrer seitlichen
Fernsicht als auch die gut gezeichneten Figuren haben große Ähnlichkeit mit den Werken Frans
Wouters', die wir bisher kennen gelernt haben. Im ganzen zeigt das Gemälde aber einen etwas
strengeren Stil, der auf eine frühere Entstehung hindeutet. Dazu paßt vollkommen das Datum der
etwas verlöschten Bezeichnung des Künstlers, das ich auf dem Originale deutlich i636 lese. Man
hat früher angenommen, das Bild sei schon i63o entstanden. Doch ist diese Annahme unmöglich,
da sich der Künstler in diesem Jahre noch in der Werkstatt Peter Van Avonts, in die er erst im De-
zember 1629 als Lehrling eingetreten war, befand und damals sicherlich noch nicht das Recht hatte,
ein Gemälde mit seinem Namen zu bezeichnen. Die Färbung ist auf diesem Bilde etwas kühler und
härter als auf den übrigen, was sich vielleicht auch durch den dekorativen Charakter des Gemäldes
erklärt.
 
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