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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0024
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Gustav Glück.

Fig. 10. Frans Wouters, Amorettentanz.
Hampton Court.

lerische Tätigkeit noch ausführlicher: er rühmt die Lieblichkeit seiner nackten Figuren und die An-
mut seiner Kunst überhaupt, er nennt ihn lose wie Van Dyck, was nur im moralischen Sinne zu ver-
stehen sein kann, und süß wie Tizian, womit wohl der Reiz der Farbe gemeint ist; von den Gegen-
ständen seiner Gemälde erwähnt er Venus und Adonis, die drei Grazien, das Liebesabenteuer eines
Satyrs, Diana auf der Jagd, Diana im Bade, Pan und Syrinx und endlich eine «ruhige Wildnis»,
was wohl nichts anderes bedeutet als eine Landschaft ohne Staffage.

Auch in den Verzeichnissen alter Antwerpner Privatsammlungen, die zum Teil schon zu Lebens-
zeiten des Künstlers bestanden haben, begegnen uns eine Anzahl von seinen Werken: eine nackte Frau
in einer Landschaft, eine nackte Venus, Pan und Syrinx, Maria mit dem heil. Josef und Katharina in
einer Landschaft, eine Landschaft mit Susanna und den Alten, eine größere Anzahl von Landschaften
ohne Staffage (wobei das kleine Format manchmal durch das Diminutiv «landschapken» bezeichnet
ist), ein Gesellschaftsstück («Conversatie», was an ein Bild etwa in der Art von Rubens' Liebesgarten
denken läßt), endlich ein Bauernhaus («Een boerenhuys», wohl eine Landschaft mit einem solchen).1

Aus den Angaben dieser alten Quellen gewinnt man also ein Bild von des Künstlers Eigenart,
das mit dem vollkommen übereinstimmt, das wir von der Kunstweise der sechs Gemälde der kaiser-
lichen Gemäldegalerie entworfen haben. Die Charakteristik De Bies könnte kaum anders ausgefallen
sein, wenn sie vor unseren Bildern selbst geschrieben worden wäre. Der Stoffkreis ist genau derselbe
und die Einwirkungen Van Dycks und Tizians, die auch Papebrochius hervorhebt, sind uns an den
Bildern, die aus der Galerie Erzherzog Leopold Wilhelms stammen, besonders aufgefallen. Es kann
also kein Zweifel darüber bestehen, daß uns das alte Inventar dieser Sammlung auch hier auf den
rechten Weg gebracht hat.

1 Vgl. Van den Branden, Annales de l'Academie d'Archeologie de Belgique XXVIII (Antwerpen 1872), p. 207, und
Antwerpsch Archievenblad XXI (Antwerpen 1902), p. 36o, 366, 368, 429, 43o, 433 und 438.
 
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