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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0025
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Aus Rubens' Zeit und Schule.

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Fig. 11. Frans Wouters, Landschaft mit einem Regenbogen.
Hampton Court.

Man könnte sich endlich noch die Frage stellen, wie sich unsere Bilder in das Leben und die Ent-
wicklung des Künstlers einreihen lassen und wie sie sich zu anderen uns noch erhaltenen Werken
seiner Hand verhalten. Über sein Leben unterrichtet uns vortrefflich eine auf urkundlichen Quellen
beruhende Biographie Jose Van den Brandens (Annales de l'Academie d'Archeologie de Bruxelles
XXVIII, 1872). Darnach wurde er als der Sohn eines wohlhabenden Möbelfabrikanten im Jahre 1612
zu Lier unweit Antwerpen geboren. Der Vater brachte ihn am 4. Dezember 1629 zu dem bekannten
Maler kleiner Figuren Peter Van Avont in Antwerpen in die Lehre und schloß mit diesem einen Ver-
trag ab, wonach der Sohn vier Jahre bei dem Meister bleiben und gegen eine jährliche Entschädigung
von zehn vlämischen Pfunden Unterricht und Verköstigung erhalten sollte. Nach Verlauf des ersten
Studienjahres wurde aber der Vertrag dahin abgeändert, daß der junge Wouters ohne Zahlung eines
Lehrgeldes noch weitere vier Jahre bei Peter Van Avont bleiben sollte, woraus Van den Branden mit
Recht schließt, daß dem Meister viel daran gelegen sein mußte, den Lehrling, der offenbar große Be-
gabung zeigte, sich zu erhalten. Vier und ein halbes Jahr blieb nun Frans Wouters bei diesem seinem
ersten Lehrer. Als aber sein Vater gestorben war, verließ er plötzlich Peter Van Avont und begab
sich auf seine eigene Faust in die Werkstatt des großen Rubens. Dieser scheint ihn auch gegen seinen
alten Lehrer, der ihm mit Recht Undankbarkeit vorwerfen mochte und gegen ihn einen Prozeß an-
strengte, geschützt zu haben, so daß die Angelegenheit vorläufig im Sande verlief. Ebenso hat es höchst
wahrscheinlich Wouters keinem anderen als Rubens zu danken, daß er noch im selben Jahre 1634 in
die Lucasgilde als Freimeister aufgenommen wurde. Offenbar blieb er auch als solcher — ähnlich wie
Van Dyck — noch einige Zeit in Rubens' Werkstatt. Gerade um diese Zeit brauchte Rubens mehr als
je tüchtige Schüler zur Ausführung seiner großen dekorativen Arbeiten zum Einzüge des Kardinal-

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