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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0026
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20

Gustav Glück.

Infanten P'erdinand (17. April
1635). Man kann Frans Wou-
ters mit großer Wahrscheinlich-
keit zu Rubens' Mitarbeitern an
diesem unvergleichlich mächtigen
Werke rechnen, obwohl sein
Name bei dieser Gelegenheit in
den Quellen nicht genannt wird
— vielleicht gerade, weil er noch
zu Rubens' eigentlicher Werk-
statt gehörte. Jedenfalls werden
seine Beziehungen zu diesen gro-
ßen Arbeiten dadurch erwiesen,
daß er in kleinen Maßen den Ein-
zug des Kardinal-Infanten durch
die Kaiserpforte gemalt hat, ein
Bild, das sich 1652 in der nach-
gelassenen Kunstsammlung des
Antwerpner Malers Victor Wolf-
voet befand 1 und heute verschol-
len zu sein scheint.

Bald darauf begab er sich,
wie die Unterschrift seines von
Peter de Jode gestochenen Selbst-
bildnisses besagt,2 an den Hof
Kaiser Ferdinands II. Wessen
Empfehlung er es zu danken
hatte, daß er im selben Alter wie
Velazquez die Stellung eines Hof-
malers erreichte, wissen wir nicht
zu sagen. Die Zeit seines Aufent-
haltes am kaiserlichen Hofe läßt sich nämlich mit voller Sicherheit auf das Jahr i636 bestimmen.
Denn er erhielt die Nachricht von des Kaisers Tode (15. Februar 1637) schon in England, wohin er
sich als Begleiter des kaiserlichen Gesandten begeben hatte. Dazu stimmt nun vortrefflich das Datum
i636 auf der oben erwähnten großen Landschaft mit Diana und Nymphen (Taf. II), die sich seither
im kaiserlichen Besitze erhalten hat. Dieses Gemälde macht, wie wir schon bemerkt haben, völlig
den Eindruck eines Jugendwerkes. Die Landschaft hat manche Züge, die an ältere Antwerpner Maler
wie Josse De Momper und Paul Bril erinnern; dennoch ist hier eine gewisse Großartigkeit der Natur-
auffassung bemerkbar, die Wouters von keinem anderen gelernt haben kann als von Rubens. Auf diesen
seinen großen Lehrmeister weist auch manches andere deutlich hin, wie zum Beispiel die Modellierung
der nackten Frauenkörper.

Am englischen Hofe traf Wouters mit Van Dyck zusammen, der von 1635 an bis zu seinem Tode
in London ansässig war. Uber ihre persönlichen Beziehungen wissen wir nichts; doch glauben wir in

Fig. 12. Peter Paul Rubens, Bad der Diana.
München, ehemals Sammlung Schubart.

1 «Een stuexken, van Wouters, wesende dincomen deser Stadt lanex des Keysers poorte, op panneel, in
lyste.» Antwerpsch Archievenblad XXI, p. 362.

2 1,. , , 9 1 este disciple de P. Paul Rubens, et par son addres est faict peinetre de l'Empereur d'Allemaigne Ferdinand
le 2tne se'stant alle avec son Ambassadeur en Angleterre, ou estant arrive' rceut la novelle que sa Maj'e Imperil^ estoit mort
lan 1637, en apres fut peinetre et homme de Chambre du Prince de Galles, ayant demeure quelque temps a Londres s'est
retourne a Anvers sy faisant valoir par son art.»
 
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