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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0031
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Aus Rubens' Zeit und Schule.

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Entstehung um das Jahr 1649 ansetzen dürfen. Einen ganz ähnlichen Stil zeigen nun auch die einzigen
Versuche des Künstlers auf dem Gebiete der Radierung, vier hübsche, aber technisch etwas unsichere
landschaftliche Darstellungen, von denen zwei die Jahreszahl 164g tragen (Fig. 14), wodurch die obige
Annahme bekräftigt wird. Auch die Landschaft auf dem Bilde Peter Van Avonts in der kaiserlichen
Galerie (Fig. 8) scheint mir derselben Zeit anzugehören. Die Annahme, daß dieses Werk zur Zeit von
Wouters' Unterricht bei Van Avont entstanden wäre, ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil dann
der Name des Schülers nicht neben dem des Lehrers als Urheber genannt worden wäre. Aber auch
der Stil des Gemäldes weist auf eine spätere Zeit hin. Im Jahre 1645 nahm Peter Van Avont nach
zehnjährigem Schweigen den Prozeß gegen seinen alten Schüler, der durch seine Heirat reich geworden
war, wieder auf und klagte ihn auf Schadenersatz. Diesmal mußte sich Wouters nun wirklich zu einem

Fig. 16. Frans Wouters, Raub der Europa.
Gotha, herzogl. Museum.

Vergleich entschließen, der damit endete, daß er seinem Lehrer eine Anzahl von Häusern, wahrschein-
lich um einen verhältnismäßig höheren Preis, abkaufte. Dieser Vergleich führte nun offenbar zu einer
Aussöhnung der beiden Künstler; denn im Mai 1646 erscheint Wouters als Pate bei der Taufe eines
Kindes Peter Van Avonts (Th. Van Lerius, Biographies d'Artistes Anversois, Antwerpen 1881, p. 200).
Wie Peter Van Avont auch sonst sich die Landschaften von befreundeten Künstlern, wie z. B. von Jan
Brueghel dem Jüngeren,1 malen ließ, so hat er sich nun auch einmal an seinen alten Schüler Wouters
gewendet, den er als Landschaftsmaler besonders schätzen mochte und der ihm längst als Künstler

1 Die Landschaften und wohl auch die Blumen auf den beiden Bildern Van Avonts in der kaiserlichen Galerie (Nr. 991
und 992) rühren von Jan Brueghel d. J. her, mit dem Van Avont befreundet war (vgl. Th. Van Lerius in Meyers Allgemeinem
Künstlerlexikon II, S. 479). Auf dem Bilde der «Flora im Garten» (Nr. 991) las noch Rosa (II, p. i32, Nr. 15) die Namen
der beiden Künstler und die Landschaft des Gemäldes mit der heiligen Familie (Nr. 992) ist zweifellos von derselben
Hand. Die Landschaft auf dem bezeichneten Werke Van Avonts in der Liechtenstein'schen Galerie in Wien (Nr. 575) dürfte
hingegen von ihm selbst gemalt sein.

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