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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0038
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Gustav Glück.

Leicht erklärlich ist die große Verwandtschaft zwischen diesen Arbeiten De Heems und denen
seines Schülers. Benedetti war offenbar bis zu seinem Eintritte in die Lucasgilde (1640/1641), ja viel-
leicht auch darüber hinaus in der Werkstatt seines Lehrers tätig. Hier hatte er dieselben Gegenstände
vor Augen wie sein Meister und malte sie auch ähnlich wie dieser. Ja ich halte es sogar für möglich,
daß Benedetti an solchen großen dekorativen Schöpfungen De Heems, wovon die beiden Gemälde in
Paris und in Brüssel vortreffliche Beispiele sind, — vielleicht schon als fertiger Meister— mitgearbeitet
hat. Der Stil gerade des Brüssler Bildes würde für eine solche Annahme sprechen.

Andreas Benedetti ist der älteste Schüler Jan De Heems, den wir kennen, und zugleich der, der
ihm am nächsten kommt. Darum wäre es vielleicht auch für die Geschichte des niederländischen
Stillebens nicht ohne Interesse, wenn einmal mehr Werke von Benedettis Hand nachgewiesen werden
könnten, als es in diesem ersten Versuche möglich gewesen ist.

Fig. 23. Andreas Benedetti, Stilleben.
München, Hofantiquur Bühler.

IV- Jan Van Dalem.

Manchem Besucher der ehemaligen Galerie des Belvedere dürfte die sehr lebendige Halbfigur
eines Bacchus aufgefallen sein, der, das Haupt von Efeu umkränzt, ein Glas mit Wein in beiden Hän-
den hält und fröhlich den Beschauer anblickt (Engerth Nr. 776, gegenwärtig im II. Stocke des Hof-
museums aufgestellt, Fig. 24). Dieser Bacchus ist zwar kein hervorragendes Kunstwerk, obwohl die
breite, kräftige, sichere Malweise eine nicht ungeschickte Hand verräth; doch hat er für uns dadurch
ein gewisses Interesse, daß er aus der großartigen Galerie Erzherzog Leopold Wilhelms stammt. In
dem Inventar dieser Sammlung (Nr. 61) wird uns auch der Name des Künstlers genannt; das Bild gilt
hier als «Von von Daelen Original». Daß diese alte Benennung richtig ist, beweist die Inschrift, die
links nahe dem Bildrande sichtbar ist: J. v. d.f. 1648 (die zweite Ziffer nicht ganz deutlich). Wer ist
nun aber dieser J. Van Daelen? Der Stil des Gemäldes weist deutlich auf Antwerpen als den Ort der
Entstehung hin und erinnert nicht so sehr an die Art Rubens' oder etwa an die Jordaens', für den
der erste Eindruck zu sprechen scheint, als an die Weise des weniger bekannten Antwerpner Malers
Theodor Rombouts. Gerade von diesem Künstler gibt es Halbfiguren, denen der Maler unseres Bildes
die kräftige Auffassung, die flotte, pastose Malweise und das lebhafte Helldunkel abgesehen haben
könnte; Rombouts' Mann mit der Pfeife im Genter Museum hat außerdem mit unserem Bacchus noch
die fast herausfordernde Art, den Beschauer anzublicken, gemein.

Von dem Maler des Bacchus gibt es noch eine kleine Anzahl anderer Arbeiten, die ich hier zum
ersten Male zusammenzustellen versuchen möchte. Auch Erzherzog Leopold Wilhelm besaß noch
 
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