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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0053
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Aus Rubens' Zeit und Schule.

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gedacht noch als solche aufgehängt waren: sie dienten nebst zwei anderen großen Gemälden zum
wechselnden Schmucke des Hochaltars der Jesuitenkirche zu Antwerpen. Aus diesen Gründen scheint
es mir höchst wahrscheinlich, daß das Gemälde der Gumpendorfer Pfarrkirche mit dem von Mechel
beschriebenen identisch ist, obwohl es nicht ganz klar ist, wie dieses aus der kaiserlichen Galerie in die
Kirche gelangte.1

Der heil. Franz Xaver ist eine der frühesten Arbeiten, die wir von Jan Erasmus Quellinus kennen,
und zwei Jahrzehnte früher entstanden, als die Reste der Folge aus dem Leben Karls V., die die
kaiserliche Galerie noch besitzt. Trotzdem ist die Komposition des Bildes vortrefflich, die Handlung
lebendig erzählt, die Verkürzungen sind wohlgelungen; nur die Hauptfigur, die des Heiligen, ist etwas
steif. Einzelne Frauengestalten, die prächtige Färbung des Ganzen und die große Rolle, die der
Architektur zugewiesen ist, deuten auf Eindrücke der italienischen Reise des Künstlers hin: daß er in
Venedig hauptsächlich die Werke Paolo Veroneses studierte, davon berichten die alten Quellen und
davon zeugen auch andere seiner Werke, wie zum Beispiel das heilige Abendmahl in der Liebfrauen-
kirche zu Mecheln. Unser Gemälde ist also auch dadurch merkwürdig, daß es uns zeigt, wie sehr
Rubens' fast leidenschaftliche Vorliebe für die großen Venezianer des XVI. Jahrhunderts noch bei einem
seiner Enkelschüler lebendig geblieben ist.

1 Im Gedenkbuche der Kirche rindet sich die Angabe, das Gemälde sei 1795 aus dem Schwarzspanierkloster gekommen.
Dem scheint zu widersprechen, daß Rosas Katalog der kaiserlichen Galerie von 1796 das Bild noch anführt.
 
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